Markus Lanz: "Ich hatte keinen Bock, arm zu bleiben"

In einem ungewohnt offenen Interview mit dem "Stern" spricht Markus Lanz über seine Kindheit in Südtirol und den frühen Verlust seines Vaters.
von  (ln/spot)
Vor wenigen Tagen führte Lanz durch den ZDF-Jahresrückblick "Menschen 2013"
Vor wenigen Tagen führte Lanz durch den ZDF-Jahresrückblick "Menschen 2013" © ZDF/Sascha Baumann

Hamburg - Er hatte schwere Zeiten zu durchstehen - und das nicht erst seit der massiven Kritik an seiner Moderation von "Wetten, dass..?". In einem langen, ungewöhnlich offenen Gespräch mit dem Magazin "Stern" spricht Markus Lanz über seine Kindheit in Südtirol, die ihn stark geprägt hat.

Seit Jahren zieht es Markus Lanz immer wieder nach Grönland. Seine Erlebnisse hielt er auf zahlreichen Bildern fest, sehen Sie selbst

"Ich kann schon sehr hart zu mir selber sein... Wenn Sie jahrelang als Kind in der Dunkelheit zur Schule losziehen, zwei Kilometer durch meterhohen Schnee und dunklen Wald kerzengerade den Berg hochstapfen, dann kriegen Sie ein Selbstbewusstsein, sonst scheißen Sie sich vor Angst in die Hosen", erklärt Lanz. "...und wenn Sie aus so Verhältnissen kommen wie ich: Da willst du raus. Ich hatte keinen Bock, für den Rest meines Lebens arm zu bleiben."

Auch über den frühen Tod seines Vaters spricht der Moderator: "Mein Vater starb mit 52 Jahren, da war ich gerade 14. Er hatte Leukämie. Wir haben ihn täglich im Krankenhaus besucht, das zog sich lange hin. Da liegt dein Vater, abgemagert, und er wird immer weniger. Entgegen allen Beteuerungen war mir klar - Kinder haben ja einen untrüglichen, unbestechlichen Instinkt -, dass das kein gutes Ende nimmt..."

Doch verabschieden konnte sich der heute 44-Jährige von seinem Vater nicht mehr. "Eines Tages wurde ich ins Internat geschickt. Sie meinten es gut, aber ich werfe es denen noch heute vor, denn so erfuhr ich vom Tod meines Vaters durch das Telefon. Es war bitter, dass ich nicht Abschied nehmen konnte, dass ich im entscheidenden Moment nicht dabei war.... Es gibt keinen dümmeren Satz als ,Die Zeit heilt alle Wunden'. Das ist nicht wahr. Man lernt allenfalls mit der Trauer umzugehen."

Über die Not nach dem Tod des Vaters erklärt er weiter: "Ich weiß sehr genau, was Existenzängste sind. Meine Mutter stand mit ihren drei Kindern allein da, sie musste uns irgendwie durchbringen, es ging oft Spitz auf Knopf." Er habe nie Geld gehabt, um sich "coole Jeans" zu kaufen. "Wir Kinder trugen die alten Klamotten von Touristen auf."

Gemeinsam mit seinem Bruder verdiente sich Lanz sein erstes Geld: "Ich musste einfach ran. Seit ich 12, 13 bin, verdiene ich mein eigenes Geld. Mit meinem Bruder habe ich in Hotels, in Clubs Musik gemacht, ich am Keyboard, mein Bruder hat gesungen. Wir sind dreimal in der Woche aufgetreten, das war richtig harte Arbeit." Das hatte auch Auswirkungen auf das Privatleben, wie er sagt: "Mein erstes richtiges Silvester, also mit Freunden, hatte ich erst mit 25, 26 Jahren. Vorher war ich immer unterwegs, denn an Silvester gab es doppelte Gage."

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