Madeline Juno: "Es war ein harter und langer Weg"
Starke Songwriter wohnen nicht nur in New York oder Berlin - sie sind auch im Schwarzwald zu finden! Bereits mit 14 Jahren nahm Madeline Juno ihre ersten Songs auf, vier Jahre später steht ihr erstes Album in den Startlöchern. Mit spot on news sprach die Newcomerin über Vorurteile gegenüber jungen Musikern und warum positive Emotionen ihre Kreativität bremsen.
Karlsruhe - Schon lange ist Madeline Juno (18) keine Unbekannte mehr. Das Mädchen aus dem Schwarzwald scharte auf der Internetplattform YouTube seit ihrem vierzehnten Lebensjahr immer mehr Fans um sich. Vier Jahre später wartet nun ihr erstes Album mit dem Titel "The Unknown" auf seine Veröffentlichung, das Video zur ersten Single "Error", welche am 25. Oktober offiziell erscheint, hat bereits das Licht der Welt erblickt. Wie der Song entstand, wen sie mit ihren Liedern erreichen will und was ihre Kreativität bremst, verrät die Songwriterin im Interview.
Wann haben Sie angefangen, Musik zu machen?
Madeline Juno: Ich bin in einer Musikerfamilie aufgewachsen. Musik spielt mein Leben lang schon eine verbindende Bedeutung. Meine Eltern haben mich vor der Grundschulzeit auf Gigs ihrer Band, die sie mit meinen Onkel gegründet hatten, mitgenommen. Ich habe sonntags bei den Proben zugesehen. So sammelte ich erste Erfahrungen und Eindrücke. Meine Mutter brachte mir mit sechs Jahren Keyboard bei, später nahm ich Klavierstunden. So richtig Gitarre spielen und Songs schreiben, habe ich erst mit 12 Jahren begonnen.
Warum wollten Sie Musikerin werden?
Juno: Es gab für mich einfach nie etwas anderes. Musik war und ist für mich etwas Allgegenwärtiges. Gefragt nach meinem Berufswunsch, habe ich mit "Musikerin" geantwortet.
War es für Sie ein harter Weg, die Leute auf sich aufmerksam zu machen und nun endlich mit Ihrer Musik bekannt zu werden?
Juno: Tatsächlich war es ein harter und langer Weg. Ich bin von so ehrgeiziger und eifriger Natur - am liebsten möchte ich immer alles sofort in die Welt hinaus schicken. Als junger Musiker kämpft man manchmal mit Vorurteilen. Es erschien mir, manche Leute wollen nicht begreifen, dass ein junges Mädchen auch ohne die zehn Jahre Extra-Erfahrung im Leben diese Masse an Gefühlen in sich tragen kann. Genau das war mein Antrieb! Mich nicht zurückzulehnen. Heute bin ich froh, dass es alles seine Zeit und Kraft in Anspruch genommen hat. Nur so konnte ich wachsen und reifen.
Wie würden Sie Ihre Musik in fünf Worten beschreiben?
Juno: Ehrlich. Melancholisch. Gefühlvoll. Vertraut. Verletzlich.
In welcher Situation waren Sie, als Sie "Error" geschrieben haben?
Juno: Ich hatte großen Liebeskummer. Ich hab die Welt nicht mehr verstanden, wusste nicht, wohin mit mir. Welchen Schritt geht man als nächstes? Wo doch sowieso alles so verworren und kaputt ist. Und da hab' ich diese Songzeilen geschrieben.
Gab es auch schon mal einen Songtext, den Sie geschrieben haben, als Sie noch jünger waren, der Ihnen jetzt etwas peinlich ist?
Juno: Ich erinnere mich genau an einen meiner ersten Songtexte. Es ging um Schatten an meinen Zimmerwänden, die in tiefster Nacht, während meine Mom seelenruhig schläft, auf mich einreden und mich bedrohen; im Laufe des Songs habe ich mir ein Schwert besorgt, um gegen sie anzukämpfen.... Das ist mir heute ganz schön peinlich!
Welche Leute sollten Ihre Musik hören und warum?
Juno: Ich wünsche mir, junge Menschen meines Alters finden sich selbst und ihren Kummer in meinen Songs wieder, so wie mir damals Songs anderer Künstler durch das Chaos geholfen haben. Aber am schönsten wäre es, wenn ich Menschen jeden Alters mit meiner Musik berühren könnte.
Schreiben Sie Ihre Songs besser, wenn Sie gute oder schlechte Laune haben - und warum in der jeweiligen Stimmung?
Juno: Mir ist über die letzten Jahre bewusst geworden, wie sehr positive Emotionen meine Kreativität herunterschrauben. Wenn ich vollkommen zufrieden bin, erzeugt das eine ganz merkwürdige Taubheit, was meine Inspiration und Kreativität betrifft. Was mich immer zum Schreiben bewegt, sind Dinge, die mich nicht loslassen, mich wachhalten und meine Augen überfluten. Beinahe alle meine Songs sind daher in eher unschönen Augenblicken entstanden. Und habe ich sie auf meinem Bett aufgeschrieben.
Sie waren als Support mit Philipp Poisel auf Tour. Wie hat das Publikum auf Ihre Auftritte reagiert?
Juno: Ich hatte sehr großen Respekt vor diesem Publikum - es war ja nicht meines! Es galt erst einmal, die Leute zu unterhalten und zu überzeugen. Ich hatte anfangs Angst, sie würden sich nicht recht auf meine englischen Texte einlassen und mir keine Aufmerksamkeit schenken. Philipp macht ja deutsche Songs! Aber letzten Endes waren sie unheimlich offen und haben mich wundervoll empfangen.
Sind Sie noch sehr aufgeregt, wenn Sie auf der Bühne stehen?
Juno: Eigentlich bin ich sehr, sehr streng mit mir. Ich erinnere mich an meinen ersten Bühnenauftritt. Ich war unheimlich nervös. Danach habe ich mir quasi verboten, ein weiteres Mal die Nervosität die Oberhand über mich gewinnen zu lassen. Klingt irgendwie bescheuert, aber es ist effektiv! Ich bin sehr perfektionistisch und habe einfach eines Tages damit begonnen, alle Aufregung mit Euphorie und guter Laune zu überdecken. Seitdem bin ich so gut wie frei von Lampenfieber.
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