Interview

Ludwig Prinz von Bayern spricht über Ehefrau Prinzessin Sophie und den Löwenmarsch: "Extreme Belastung"

Der frisch vermählte Ludwig Prinz von Bayern bereitet sich auf 100 Kilometer zu Fuß durch den Freistaat vor. Was er seiner Frau Sophie-Alexandra Evekink für den Spendenmarsch rät, sein Highlight der Hochzeit und welche Rolle KI bei seinem IT-Projekt in Kenia schon spielt.
von  Rosemarie Vielreicher
Im Mai hat Ludwig Prinz von Bayern seine Liebste Sophie-Alexandra Evekink in München geheiratet. Sie stammt aus einer niederländisch-kanadischen Familie.
Im Mai hat Ludwig Prinz von Bayern seine Liebste Sophie-Alexandra Evekink in München geheiratet. Sie stammt aus einer niederländisch-kanadischen Familie. © dpa

Es sind aufregende Wochen für Ludwig Prinz von Bayern (41). Im Mai gab er seiner Sophie-Alexandra das Ja-Wort, nun steht der nächste Löwenmarsch für den Wittelsbacher an. Bei beiden Veranstaltungen stand und steht vor allem der gute Zweck im Fokus.

Ludwig Prinz von Bayern ist der Ururenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. Der Wittelsbacher engagiert sich seit Jahren in Turkana, Kenia. Durch Learning Lions sollen junge Menschen dort eine berufliche Perspektive bekommen.

Wittelsbacher Ludwig Prinz von Bayern ist der Urenkel des letzten bayerischen Königs

Im AZ-Interview verrät Ludwig Prinz von Bayern, was mit den gesammelten Spenden passiert, warum ihm sein IT-Projekt in Kenia so sehr am Herzen liegt und wie es um die Bairisch-Sprachkenntnisse seiner Frau bestellt ist. 

AZ: Ludwig Prinz von Bayern, noch einmal herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit im Mai! Was war denn der schönste Moment für Sie?
LUDWIG PRINZ VON BAYERN: Jeder, der geheiratet hat, weiß, dass so ein Tag erst einmal vor dem inneren Auge vorbeifliegt. Danach braucht man ein paar Wochen, um es Revue passieren zu lassen. Natürlich ist die Trauung selber ein unglaublich schöner Moment. Das Anstecken der Ringe, das Sprechen der Trausprüche. Obwohl viele Menschen um einen herum sind, ist man in dem Moment gefühlt nur zu zweit.

Hochzeit von Ludwig Prinz von Bayern: 275.000 Euro Spenden gesammelt

Sie haben auf Geschenke verzichtet und wünschten sich stattdessen Spenden. Wie viel kam zusammen?
Wir haben ungefähr 275.000 Euro an Spenden gesammelt – die Hälfte davon geht an das Projekt Learning Lions in Kenia. Die andere Hälfte fließt in den Hilfsverein Nymphenburg. Speziell wollten wir damit Projekte für Geflohene und Opfer von Gewalt in Bayern unterstützen. Das Thema ist meiner Frau sehr wichtig, sie promoviert zum Thema Opfer von Gewalt.

Am ersten September-Wochenende findet wieder die Benefiz-Veranstaltung Löwenmarsch statt. Auf der Teilnehmerliste sieht man, dass Ihre Frau, Sophie Prinzessin von Bayern, 25 Kilometer mitgehen will. Und Sie nehmen sich wieder die ganzen 100 Kilometer vor?
Ich habe mit den 100 Kilometern angefangen – da kommt man nicht mehr raus. Zumindest, solange mich keine Verletzung daran hindern wird. Ich bin ehrlich gesagt verwundert, dass es mich in den letzten Jahren noch nicht erwischt hat. 100 Kilometer sind eine extreme Belastung für den Körper.

Letztes Jahr sagten Sie, Sie seien unzureichend vorbereitet. Wie schaut es dieses Mal aus?
Noch schlimmer! (lacht). Aber ich habe noch ein paar Tage und kann noch einen Probemarsch zwischen 40 und 50 Kilometern gehen, damit sich der Körper auf die Dauerbelastung einstellt.

Ludwig Prinz von Bayern marschiert für den guten Zweck: Der Trick sind sieben Socken

Ihre Geheimwaffe sind sieben Paar Socken zum Wechseln – auch dieses Jahr?
Die sind schon vorbereitet. Dieser Trick rettet mich oft. Meiner Frau werde ich empfehlen, mindestens drei Paar mitzunehmen. Tiefs beim Marsch kommen bei jedem zu einem anderen Zeitpunkt und kommen in Wellen. Aber wenn man weitermacht, ist man erstaunt, welche Reserven der menschliche Körper hat.

Wie viele Teilnehmer werden dieses Jahr mitmarschieren und so Spenden sammeln?
Wir probieren in diesem Jahr die Zahl 1.000, das ist die Maximalgrenze – auch aus Platzgründen am Ziel im Löwenhof in Hohenschwangau. Wir sind schon knapp unter 1.000. Mir ist ganz wichtig: Die Teilnehmer sollen es nicht nur als Sportveranstaltung sehen, sondern als Fundraising-Aktion. Alles ist komplett ehrenamtlich, jeder Cent geht direkt nach Afrika.

Sie sind für Gespräche auf dem Marsch offen. Auch Ihre Frau lernt schon fleißig Bairisch, unter anderem mit der Kult-Serie Monaco Franze. Wie gut klappt es schon? Bei welchen Wörtern müssen Sie vielleicht noch dolmetschen?
Dolmetschen muss ich gar nicht mehr, aber die deutsche Grammatik ist natürlich schwierig. Worin sie wirklich gut ist: die bairischen Wörter zu verwenden. Jede Extremform des bairischen Dialekts versteht sie aber noch nicht (lacht).

Projekt in Kenia: Warum Ludwig Prinz von Bayern dort gern im Freien schläft

Zurück nach Kenia: Wie oft waren Sie dieses Jahr vor Ort und was hat sich getan?
Ich war im Juli zuletzt dort, das nächste Mal im Oktober. Insgesamt damit dann vier Mal in diesem Jahr. Es tut sich unglaublich viel. Zum einen haben wir den Campus weitergebaut, vor allem Wohneinheiten für die Mitarbeiter und Studierenden. Die Häuser sind nicht zu groß, materialsparend, aber gleichzeitig perfekt an die Landschaft angepasst. Die Menschen dort schlafen zum Beispiel gern im Freien, die Betten können mit einer Handbewegung durch ein Fenster nach draußen geschoben werden.

Haben Sie das selbst schon ausprobiert?
Ja, das ist toll, wenn man bei Nacht diese Brise spürt und unter dem Sternenhimmel schläft.

Was hat sich noch getan?
Die Lernprojekte laufen alle gut. In der ersten Jahreshälfte hatten wir zudem ein deutsches Filmteam vor Ort, um gemeinsam einen Kinofilm zum Thema Frauen und Zwangsehen zu produzieren. Der Film wird voraussichtlich nächstes Jahr ins Kino kommen, Learning Lions ist Co-Produzent. Die Geschichte hat eine junge Kenianerin geschrieben. Es geht um ein junges Mädchen, das zwangsverheiratet werden soll. Das beschäftigt uns in der Region Turkana seit Jahren. Wir haben immer wieder versucht, Mädchen aus Zwangsehen herauszubekommen oder diese zu verhindern. Teilweise geht es schon bei Neunjährigen los. Der Film soll auch zeigen, dass lernende Menschen in Kenia in Begleitung von Profis einen Film auf Kinoniveau produzieren können. Ich sage noch nicht zu viel. Aber die Qualität wird überzeugen.

In dem Projekt in Turkana sollen junge Menschen berufliche Perspektiven bekommen. Mit einer IT-Ausbildung kann man weltweit arbeiten, ohne die Heimat verlassen zu müssen - so die Idee.
In dem Projekt in Turkana sollen junge Menschen berufliche Perspektiven bekommen. Mit einer IT-Ausbildung kann man weltweit arbeiten, ohne die Heimat verlassen zu müssen - so die Idee. © Learning Lions gUG

Ludwig Prinz von Bayern engagiert sich für digitale Bildung in Kenia 

In Ihrem Projekt wollen Sie auch jungen Frauen eine Chance geben. Wie viele sind aktuell bei Ihrem IT-Projekt dabei?
Bei jeder neuen Klasse versuchen wir auf eine 50/50-Verteilung zu kommen. Das gelingt oft. Die 20- bis 25-Jährigen – das Einstiegsalter – haben allerdings oft schon kleine Kinder. Deswegen haben wir gerade auch eine Kita am Campus errichtet. Ebenso haben wir direkt am Campus eine Mädchenschule gebaut. Wir wollen früh mit digitaler Bildung anfangen, um die Angst vor der Technik zu nehmen und zu zeigen, dass Mädchen in der Branche in keiner Weise einen Nachteil haben.

Künstliche Intelligenz ist mittlerweile ein großes Thema – wie stehen Sie dazu? Wird das in Ihrem Projekt schon berücksichtigt?
Ja, natürlich. Man kann heutzutage gar nichts mehr verantwortungsvoll machen, ohne KI zu berücksichtigen. Wir haben unsere gesamten Kurse umgestellt. Wir arbeiten nicht gegen, sondern mit KI. Seien es grafische Arbeiten, Programmieren oder finanzielle Fertigkeiten. All diese Sachen ohne KI zu unterrichten, wäre Wahnsinn. Das wird sich nicht mehr umstellen und eine Ausbildung ohne den Aspekt wäre, als würde man sagen: Arbeitet wieder mit Schreibmaschinen.

Learning Lions und Löwenmarsch: Wie der Löwe Bayern und Afrika verbindet

Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Bayern und Afrika?
Das Projekt steht, Menschen vor Ort treiben das Ganze weiter voran. Man macht natürlich weiter mit. Ich komme mit beiden Welten wunderbar zurecht. Und schließlich verbindet der Löwe als Wappentier in Bayern die beiden Länder.

Nächstes Jahr werden die Learning Lions schon zehn Jahre alt. Haben Sie für den Löwenmarsch dann etwas Besonderes geplant?
Bayern ist mit 1.000 Teilnehmern an der Höchstgrenze angelangt. Aber es zeichnet sich ab, dass der Löwenmarsch als Konzept in andere Regionen getragen wird. Es gab kürzlich etwa einen Mini-Testlauf in Berlin. Wir reden auch mit Belgiern und Amerikanern, jeweils dort einen Löwenmarsch zu veranstalten. Der Löwenmarsch könnte in den nächsten Jahren international werden.

Ich hoffe für Sie, dass Sie dann nicht jedes Mal selbst mitmarschieren müssen.
Bei den ersten in anderen Ländern würde ich zumindest einmal mitlaufen. Drei oder vier in einem Jahr würde ich mir ansonsten nicht zumuten.



Der Löwenmarsch 2023:
Am 2. und 3. September findet der jährliche Löwenmarsch zu Gunsten von Learning Lions statt. Der Verein bildet junge Menschen in der Halbwüste Turkana in Kenia etwa zu Programmierern oder Grafik-Designern aus. Beginn ist um 14 Uhr bei Schloss Kaltenberg, 24 Stunden und 100 Kilometer später ist das Ziel Hohenschwangau (Teilstrecken sind möglich). Den Marsch kann jeder mit einer Spende unterstützen, auch gezielt auf die Startnummern einzelner Teilnehmer.

Wer mitgehen will, muss sich anmelden – solange es noch Plätze gibt: löwenmarsch.de
Das Spendenkonto: Löwenmarsch e.V. IBAN DE71 7005 2060 0022 6485 70

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