Kult-Regisseur Rosa von Praunheim (†83): Eine Astrologin sagte seinen Tod voraus

Erst am vergangenen Freitag hat Filmemacher Rosa von Praunheim hat seinen langjährigen Partner, den Künstler Oliver Sechting im Rathaus Schmargendorf in Berlin geheiratet. "Wir haben im Kreis enger Freunde und Weggefährten geheiratet, nachdem ich ihm im September einen Heiratsantrag gemacht hatte", schrieb von Praunheim auf Instagram. Die beiden sind seit 2008 in einer festen Beziehung. Bei Instagram posteten sie ein Bild von zwei Händen, die Ringe mit einem Frosch tragen. Die Trauringe habe sein Mann ausgesucht - "weil ich ihm mal gesagt habe, dass ich im nächsten Leben als Frosch wiedergeboren werden möchte", erklärte von Praunheim. Nun ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.
Skandal-Auftritt 1991: Regisseur outet Hape Kerkeling und Alfred Biolek
Von Praunheim hat Filme wie "Die Bettwurst" und "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" (1971) gedreht. Zuletzt erschienen etwa "Rex Gildo - Der letzte Tanz", "Satanische Sau" und "30 Jahre an der Peitsche". Viele erinnern sich an seine glitzernden und plüschigen Kostüme. Oder an seine streitlustigen Auftritte in TV-Talkshows
Bei "Talk im Turm" zum Beispiel sagte er vor Jahren Dinge, die heute selbstverständlich klingen. "Homosexuell zu sein ist eine genauso gleichberechtigte Form der Sexualität." Mit Jeanshemd saß er da, die Zahnlücke war beim Lächeln zu sehen, ein gut aussehender Mann.
Diskutiert wurde damals über von Praunheims wohl umstrittenste Aktion. Er hatte 1991 den TV-Koch Alfred Biolek und den Komiker Hape Kerkeling im Fernsehen geoutet. Bei "Talk im Turm" wollte der Moderator wissen, was ihn bewogen habe, andere der Homosexualität zu bezichtigen? Von Praunheim fragte zurück, was das Wort heißen solle, das klinge so eigenartig. "Bezichtige ich Sie der Heterosexualität?"
Nach erzwungenem Outing: Rosa von Praunheim "war der Buhmann"
Schon damals ließ sich beobachten, dass von Praunheim geschickt Fragen stellen kann. In der Sendung erklärte er, es gehe ihm um Verantwortung. Gerade Leute, die in den Medien präsent seien, hätten eine Verantwortung zu zeigen, dass Homosexualität eine gleichberechtigte Lebensform sei. "Wir müssen sichtbar sein." Andere kritisierten seine Aktion als übergriffig.

Die Frage, ob er die Aktion bereue, wurde ihm schon oft gestellt. "Bereuen nicht, weil sie das auch selbst nicht bereut haben", antwortet von Praunheim. Kerkeling und Biolek hätten selbst ein paar Jahre später gesagt, dass sie sich sehr befreit gefühlt und eine große Solidarität erlebt hätten. "Ich war der Buhmann."
"Sexualität ist keine Privatsache"
Früher hat von Praunheim auch in der Aids-Krise viel Aufklärung betrieben und den Film "Ein Virus kennt keine Moral" gedreht.
Homosexualität sei keine Privatsache, hat er früher mal gesagt. Gilt das noch? "Ja klar, natürlich. Überhaupt: Sexualität ist keine Privatsache. Man liest ja zum Beispiel immer wieder Geschichten über junge Mädchen, die nie aufgeklärt worden sind. Die nicht wissen, was eine Periode ist. Natürlich ist das keine Privatsache. Das ist auch eine Sache von Eltern, Lehrern, Ärzten."
Er komme aus einer Zeit, als noch Höllenstrafen für sexuelles Fehlverhalten verhängt worden seien. "Deswegen ist das keine Privatsache", sagt von Praunheim. Sondern es sei wichtig, dass Menschen aufgeklärt würden.
In einem Interview zu seinem 80. Geburtstag, erzählt er, dass gesundheitlich nicht alles im Lot sei. In der Vergangenheit hat von Praunheim mit der Aussage kokettiert, eine Wahrsagerin habe ihm sein Sterbedatum vorhergesagt. "Ich sterbe ja erst in einem Jahr. Am 16. Oktober 2023", sagt er damals. Sie hätten sich schon ein Grab zu dritt gekauft – von Praunheim lebte damals nach eigenen Angaben mit seinem Partner und seinem Ex-Freund zusammen. Er habe auch schon eine große Malerei für das Grab entworfen. "Aber ich denke, die Astrologin hat sich um ein Jahr verrechnet." Es wurden dann doch zwei.