Kritik an Johannes Heesters' Hitler-Äußerung

Eigentlich sollte es eine ungetrübte Feier werden. Doch vor seinem 105. Geburtstag hat sich Johannes Heesters mit Äußerungen über den «guten Kerl» Adolf Hitler in die Nesseln gesetzt.
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Die positive Äußerung von Johannes Heesters über Hitler sorgt für Wirbel.
dpa Die positive Äußerung von Johannes Heesters über Hitler sorgt für Wirbel.

Eigentlich sollte es eine ungetrübte Feier werden. Doch vor seinem 105. Geburtstag hat sich Johannes Heesters mit Äußerungen über den «guten Kerl» Adolf Hitler in die Nesseln gesetzt.

«Entsetzlich verfänglich» habe sich ihr Mann ausgedrückt, räumte die Ehefrau des niederländischen Bühnen- und Filmstars in einer Erklärung ein. Er sei sich bewusst, was er versehentlich mit «sprachlichem Unverständnis ausgedrückt» habe. Die Situation vor seinem herausragenden Geburtstag sei, kurzum, «eine Katastrophe».

Doch wirklich katastrophal stellte sich die Lage am Donnerstag in Heesters Heimatland keineswegs dar. Obwohl ihm noch so mancher Holländer nachträgt, dass er einst unter den Nazis Karriere gemacht hat und auch hierzulande die Diskussion über seinen Besuch im Konzentrationslager Dachau noch nicht beendet ist, reagierten die Medien auf Heesters Hitler-Äußerungen mit Zurückhaltung. Der empörte Aufschrei, den seine Frau womöglich befürchtet hatte, blieb aus.

Zwar sprach die auflagenstarke Boulevardzeitung «De Telegraaf» von einer «Bagatellisierung Adolf Hitlers» durch Heesters und rief ihre Leser zur Online-Diskussion auf. Doch kaum jemand im Chatforum des Blattes wollte den alten «Jopie» in Bausch und Bogen verurteilen. «Dieser Mann hat in einer Zeit gelebt, die die meisten von uns doch gar nicht mitgemacht haben», heiß es in einer der Meinungsäußerungen. Niemand solle sich aufs hohe Ross setzen und Heesters Verhalten unter den Bedingungen einer Diktatur vorschnell kritisieren.

Immer wieder wurde auch darauf hingewiesen, dass die Sendung, in der Heesters vorgeführt wurde, durchaus kein Beispiel für ernsthaften politischen Journalismus ist. Dass die Macher der beliebten werktäglichen Satire-Show einen solchen Anspruch auch gar nicht erheben, macht schon der Name deutlich: «Die Schakale».

«Wir gratulieren Johannes Heesters», hieß diesmal das Motto der «Schakale»-Einlage, zu der der Interviewer bei Heesters mit einem Riesenblumenstrauß erschien. Produziert wird die Sendung von der zwar öffentlich-rechtlichen, aber stark am Boulevardstil orientierten TV-Gesellschaft VARA. Auf Sendung gehen die «Schakale» stets im Rahmen der populären News-Show «De Wereld Draait Door». Der Name ist ein bezeichnendes Wortspiel: Er kann übersetzt werden als «Die Welt dreht sich weiter» oder auch als «Die Welt dreht durch».

In diesem Fall drehte sie wohl eher durch. Dass der fast blinde Heesters das Satire-Spiel durchschaute, ist kaum wahrscheinlich. Um so bedrückender wirkte sein - willkürlich geschnittener - Auftritt auf viele niederländische Zuschauer. Heesters Ehefrau hatte daran allerdings mit entsetzten Zwischenrufen ungewollt Anteil. Als der greise Star die Frage, ob Hitler «ein netter Bursche» war, sichtlich irritiert bejaht, greift Simone Rethel-Heesters ein: «Jopie, was redest Du? Das war doch kein guter Kerl, der Hitler!»

Darauf entfährt dem verunsicherten 105-Jährigen in einer Mixtur aus Niederländisch und Deutsch: «Nun ja, das war er nicht, aber für mich war er nett.» Voller Entrüstung erwidert die Frau auf Deutsch: «Hitler war der größte Verbrecher auf der ganzen Welt! Da kannst Du nicht sagen, er war ein feiner Kerl!» Das Schlusswort bekommt Jopie: «Naja, ich darf nicht mehr sagen, dann ist sie böse mit mir.» Gelächter im Studio, Kamera aus. War doch alles nur ein Scherz.

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