Judi Dench sieht sich selbst nicht gerne in Filmen
Schauspielerin spricht über ihre lange Karriere
Kaum eine Schauspielerin hat in ihrer Karriere so viel erreicht, wie Judi Dench. Die 1934 geborene Britin, die sich seit dem Ritterschlag der Queen 1988 "Dame Commander of the Order of the Britisch Empire" nennen darf, spielte auch schon selbst das Oberhaupt der britischen Royals: Für ihre Darbietung als Königin Elizabeth I. erhielt sie 1998 in "Shakespeare in Love" den Oscar als beste Nebendarstellerin. Auch für ihren aktuellen Film, "Philomena", winkt der Darstellerin eine Auszeichnung bei Amerikas wichtigster Filmpreisverleihung. Im Interview mit "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" spricht sie über das Drama und ihren bisherigen Lebensweg.
In "Philomena" spielt sie eine pensionierte Krankenschwester, die einst als junge Frau im streng katholischen Irland einen unehelichen Sohn zur Welt brachte, der zur Zwangsversteigerung freigegeben wurde. Für Dench eine echte Herausforderung: Ich wollte die echte Philomena kennenlernen und habe mich kurz vor den Dreharbeiten mit ihr und ihrer Tochter getroffen. Mir war einfach wichtig, ein Gefühl für sie zu bekommen, ihren Kern zu erfassen."
Sie selbst erlebte das Jahr 1952, in dem der Film beginnt, komplett anders als die Hauptfigur: "1952 ging ich noch zur Schule, und zwei Jahre später fing ich mit meiner Schauspielausbildung an. Am Theater fühlte ich mich freier. Das war schon sehr von der beginnenden Rock'n'Roll-Ära geprägt. Ich war ja auf einem Quäker-Internat - wobei ich mich auch da als junge Frau nicht unterdrückt gefühlt habe."
Wie so viele Schauspieler gehört auch Dench zu denjenigen, die nicht sonderlich erpicht darauf sind, sich selbst auf der Leinwand zu sehen: "Ich muss meine Filme nicht unbedingt anschauen. Ich habe zum Beispiel noch nie meinen Film 'Zimmer mit Aussicht' gesehen. Und das ist ja nun schon eine Weile her." Der Grund hierfür liegt für sie auf der Hand: "Ich habe ein ganz anderes Bild von mir im Kopf. Wenn ich meine Filme sehe, dann entdecke ich einfach nirgends diese tolle, schlanke, große 45 Jahre alte Blondine", scherzt die Schauspielerin.
Natürlich wird auch das Thema "James Bond" angerissen, schließlich spielte Dench darin als erste Frau überhaupt "M", die Chefin des Doppelnull-Agenten. Über ihre Rolle sagt sie: "Ich fand es damals eine tolle Idee, 'M' mit einer Frau zu besetzen, nachdem diese Rolle so viele Männer gespielt hatten. Trotzdem habe ich nicht verstanden, warum sie ausgerechnet mich gefragt haben. Und mir war auch nicht klar, wie viel Verantwortung mit so einer ikonographischen Figur verbunden ist und was es im Grunde für eine Revolution im Bond-Universum war."
Angesprochen auf die Reaktion ihrer weiblichen Fans auf ihre Verkörperung des MI6-Oberhaupts, erwidert die bald 80-jährige Dench: "Ich habe keine weiblichen Fans. Meine Fan-Base besteht ausschließlich aus sehr jungen Männern. Das können Sie sich doch denken, oder? Die Freunde meines Enkels finden es ganz schön cool, mich zu besuchen."
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