John Lennon: Dunkle Seiten des ewigen Ruhms
John Lennon war erst 40 Jahre alt, als er am 8. Dezember 1980 durch ein Attentat aus dem Leben gerissen wurde. Sein gewaltsamer Tod erschütterte Millionen Menschen weltweit. Doch vergessen wurde er nie - auch 45 Jahre später bleibt Lennon ein Idol, dessen Musik und Botschaften Generationen bewegen. Am 9. Oktober würde er seinen 85. Geburtstag feiern.
Natürlich hat diese Berühmtheit damit zu tun, dass John Lennon zusammen mit seinem Freund Paul McCartney (83) in seiner Heimatstadt Liverpool The Beatles gründete, die berühmteste Band der Welt. Als ältestes Mitglied der Formation ist er quasi der Ur-Beatle, obwohl Schlagzeuger Ringo Starr (85) drei Monate älter ist, doch der stieß erst später dazu.
Songs für die Ewigkeit
Unsterblich sind auch die charakteristische, leicht schleppend schläfrige Stimme und seine zahlreichen Songs für die Beatles. Seine Songwriting-Partnerschaft mit Paul McCartney dürfte die berühmteste der Musikgeschichte sein. Geniale Beatles-Hits wie "Help", "Girl", "In My Life", "Norwegian Wood", "Nowhere Man", "I Want You", "Strawberry Fields Forever", "Revolution", "Across The Universe" oder "All You Need Is Love" sind untrennbar mit dem Namen und der Persönlichkeit von John Lennon verbunden. Nach dem Ende der Beatles schrieb Lennon solo weitere Songs, darunter Welthits wie "Imagine", "Woman" oder "Give Peace A Chance".
Doch diese Welt der triumphalen Erfolge und des damit verbundenen großen Geldes, sowie einer geradezu uneingeschränkten weltweiten Fan-Verehrung, die bisweilen an Hysterie grenzte, diese paradiesische Welt, in die ein Liverpooler Kunststudent aus ärmlichen Verhältnissen innerhalb weniger Jahre geraten war, wurde immer wieder von düsteren Abschnitten überschattet. Neben jedem Höhepunkt seines Lebens tat sich auch ein Abgrund auf.
Er hat seine Mutter "zweimal verloren"
Er wurde in eine bescheidene Welt der kleinen Leute hineingeboren, Vater Alfred Lennon war Matrose, Mutter Julia Kellnerin, die nie in ihre Mutterrolle hineinfand und ihren Sohn John ihrer älteren Schwester Mimi überließ. Mit Mimi und deren Mann George stieg der kleine John in eine gehobenere Sozialschicht auf, mit eigenem Häuschen mit Garten und geregelter Erziehung. Erst als John 15 und auf der Highschool war, kümmerte sich Julia wieder um ihren Sohn, besuchte ihn fast jeden Tag bei ihrer Schwester, brachte ihm Banjo- und Ukulele-Spielen bei.
Am 15. Juli 1958 - John machte bereits ziemlich erfolgreich mit Paul McCartney Musik, war in der Liverpooler Szene eine Größe und hatte sich an der Kunstakademie von Liverpool eingeschrieben - stand wieder so ein Besuch an. John war nicht zu Hause, Julia Lennon wollte nach Tee und Kuchen mit Mimi wieder mit dem Bus nach Hause fahren An der nächsten Haltestelle wurde sie von einem Auto erfasst, sie war sofort tot.
Für John war es eine Katastrophe. "Ich habe sie zweimal verloren", sagte er in seinem letzten Interview. "Als ich fünf war und bei meiner Tante einzog und dann, als sie körperlich starb... Ich war gerade dabei, die Beziehung zu ihr wiederherzustellen, da wurde sie getötet."
Enge Freundschaft mit Stuart Sutcliffe
Der zweite schockierende Einschnitt in seinem Leben war der Tod von Stuart Sutcliffe (1940-1962). Er hatte den Musiker auf der Kunstakademie kennengelernt; Sutcliffe war wie Paul McCartney, George Harrison und John Lennon ein Ur-Beatle und spielte den Bass. 1960 stieß in Hamburg noch Schlagzeuger Pete Best (83) dazu. Die Band fand bereits in England und Hamburg Beachtung.
Stuart war eng mit John befreundet, er schätzte sein künstlerisches Talent. Sutcliffe galt als außergewöhnlicher Maler, als Musiker war er eher durchschnittlich. Er hatte als erster die typische Pilzkopffrisur, die die anderen dann übernahmen. Schon 1961 stieg er bei den Beatles wieder aus (den Bass spielte fortan Paul McCartney), um in Hamburg an der Hochschule für Bildende Künste weiter zu studieren.
Seit Ende 1961 litt Stuart an starken Kopfschmerzen, die sich verschlimmerten, bis er am 10. April 1962 mit 21 völlig überraschend an einer Hirnblutung nach einem geplatzten Hirnaneurysma starb.
Beatles-Manager starb mit nur 32 Jahren
Ein dritter Schlag war für John Lennon der Tod des Beatles-Manager Brian Epstein (1934-1967). Die Beatles waren bereits die erfolgreichste Band der Welt, mit Nr. 1-Hits in Europa und den USA. Epstein managte seit 1962 Auftritte, Tourneen und Plattenverträge. Am 27. August 1967 wurde Epstein tot in seiner Londoner Wohnung aufgefunden. Todesursache: Drogenmissbrauch und ein immer wiederkehrendes Drüsenfieber, das Epstein stark schwächte. Er wurde 32 Jahre alt.
Zu diesem Zeitpunkt war die Band auf dem Höhepunkt ihres Ruhms. Die ganze Welt befand sich im Rausch der Beatlemania, bei den Konzerten übertönte das hysterische Kreischen der Fans sogar die Musik. Die lustigen Musiker aus Liverpool lernten auch sehr schnell die Schattenseiten kennen, dafür sorgte schon John Lennon.
Nach einem Interview, in dem er gesagt hatte, die Beatles seien beliebter als Jesus, schlugen die Wellen der Entrüstung hoch, besonders in den USA, wo die Beatles gerade tourten. Es kam zu öffentlichen Schallplattenverbrennungen, Morddrohungen und Aufmärschen des Ku-Klux-Klans, John Lennon fürchtete um sein Leben. Da beschloss die Band, nie mehr auf Tournee zu gehen.
John Lennon: "Ich glaube aufrichtig an Liebe und Frieden"
Millionen von Fans haben nur die kreative, bisweilen zynische und oft lustige Seite von John Lennon kennengelernt. Kaum jemand kannte den aggressiven, übergriffigen Typen, der schon mal gewalttätig werden konnte. Er selbst sagte dem "Playboy": "Ich war grausam zu meiner Frau und körperlich ... zu jeder Frau. Ich war ein Schläger. Ich konnte mich nicht ausdrücken und habe geschlagen. Ich habe mit Männern gekämpft und Frauen geschlagen. Deshalb rede ich immer vom Frieden, verstehen Sie? Es sind die gewalttätigsten Menschen, die sich für Liebe und Frieden einsetzen. Alles ist das Gegenteil. Aber ich glaube aufrichtig an Liebe und Frieden. Ich bin ein gewalttätiger Mann, der gelernt hat, nicht gewalttätig zu sein und der seine Gewalt bereut."
Seine erste Ehe (1962-1968) mit der Kunststudentin Cynthia war schief gegangen. Lennon erzählte ihr volltrunken von seiner Affäre mit der sieben Jahre älteren japanischen Avantgarde-Künstlerin Yoko Ono (92). Nach der Scheidung (1968) heiratete er 1969 Yoko Ono. Während seiner zweiten Ehe hatte er ein Verhältnis mit der Assistentin des Paares, May Pang. 18 Monate ließ ihn Yoko Ono schmoren, eine dunkle Zeit für Lennon. Er trank unmäßig, nahm Drogen. "Ich habe versucht, mich in der Flasche zu ertränken, und ich war mit den schwersten Trinkern der Branche zusammen...", erklärte Lennon selbst. "Wir konnten da nicht raus. Wir haben versucht, uns umzubringen." Einer der Kumpel war Keith Moon (1946-1978), der Schlagzeuger von The Who. Er starb mit 32 Jahren.
Schluss mit Sex, Drugs and Rock'n'Roll
Schließlich nahm Yoko Ono ihren Mann wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt waren die Beatles längst Geschichte, die Band hatte sich 1970 endgültig getrennt, unter anderem die Ehe Lennon-Ono stellte einen Schlusspunkt dar. Lennon beschrieb es so: "Man lässt die Jungs an der Bar zurück. Man geht nicht mehr Fußball spielen. Man spielt kein Snooker oder Billard mehr. Vielleicht machen es ein paar Jungs am Freitagabend oder so, aber als ich die Frau gefunden hatte, interessierten mich die Jungs überhaupt nicht mehr, außer dass sie alte Schulfreunde waren."
Mit der gekitteten Ehe mit Yoko Ono war endgültig Schluss mit Sex, Drugs and Rock'n'Roll. John Lennon war nach New York umgezogen, er lebte mit seiner Frau im Dakota Building am Central Park in Manhattan, wurde friedlich, lebte gesund und spielte nach der Geburt seines zweiten Sohns Sean Taro Ono Lennon (50) den Hausmann, der noch nebenbei ein bisschen Musik macht und ansonsten für den Frieden demonstriert, an das Gute appelliert und von einer Menschheit ohne böse Eigenschaften träumt. All das enthält seine berühmte Hymne "Imagine", die das Magazin "Rolling Stone" als Lennons "größtes musikalisches Geschenk an die Welt" bezeichnet hat.
Es hätte noch mehr solcher Geschenke gegeben, wäre da nicht der US-Schmelztiegel der Irren, die die Welt noch einen Tick besser machen wollen - mit aller Gewalt.
Ein Mord, der die Welt erschütterte
Am 8. Dezember 1980 schoss der 25-jährige, geistig verwirrte Attentäter Mark David Chapman vor dem Dakota-Gebäude mit einem Revolver auf John Lennon. Der junge Mann aus Georgia, der LSD nahm und sich als wiedergeborener Christ sah, hatte sich an Lennons Äußerungen über Jesus und die Popularität der Beatles geärgert und daraus Hassgefühle entwickelt.
Vier Schüsse durchbohrten den Rücken, zwei Kugeln Lennons Lungen, eine weitere beschädigte seine Aorta und die Luftröhre. John Lennon starb an massiven inneren Blutungen.
Sein Mörder wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, er sitzt nach wie vor hinter Gittern, vor drei Wochen wurde sein 14. Gnadengesuch abgelehnt. Lennons Witwe Yoko Ono fordert seit dem Jahr 2000 regelmäßig vom US-Staat New York, den Mann niemals zu entlassen, weil sie sich selbst gefährdet fühle und der Täter kein normales Leben verdient habe. Chapman hatte an Yoko Ono geschrieben, er habe John Lennon nie als Menschen gesehen. "Ich habe keine wirkliche Person umgebracht. Lennon war nur ein Bild auf meinem Album-Cover. Er war nicht real."
Kurz nach seinem Tod erschien im "Playboy" das letzte Interview. John Lennon sagte: "Alle reden immer davon, dass etwas Gutes zu Ende geht, als wäre das Leben vorbei. Aber ich werde 40 sein, wenn dieses Interview erscheint. Paul ist 38. Elton John, Bob Dylan ... wir sind alle relativ jung. Das Spiel ist noch nicht vorbei. Alle reden von der letzten Platte oder dem letzten Beatle-Konzert ... aber so Gott will, liegen noch 40 weitere produktive Jahre vor uns."
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