Jan Josef Liefers: Vom Tischler zum Gerichtsmediziner
An seinem 50. Geburtstag kann "Tatort"-Star Jan Josef Liefers auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Obwohl das DDR-Regime ihm Steine in den Weg legte, verfolgte er unermüdlich den Traum von der Schauspielerei und gehört heute zu den deutschen Top-Stars auf der Leinwand wie auch im Fernsehen.
Seine Wurzeln
Liefers wurde am 8. August 1964 in Dresden in eine Theaterfamilie hineingeboren. Bereits sein Großvater Heinz Liefers war Schauspieler, Vater Karlheinz Liefers war Regisseur, Mutter Brigitte Liefers-Wähner Schauspielerin. Doch gerade dieser bildungsbürgerliche Hintergrund war in der DDR ein Nachteil, wenn es um die Vergabe von Plätzen in höheren Bildungseinrichtungen ging. Seine erste Ausbildung machte Liefers dennoch am Theater: Er absolvierte eine Tischlerlehre an der Semperoper. Mit der abgeschlossenen Ausbildung durfte er sich 1983 dann endlich an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin einschreiben.
Der Weg auf die große Leinwand
Sein erstes Engagement bekam Liefers 1987 am Deutschen Theater Berlin, nach der Wende wechselte er an das Thalia Theater in Hamburg. Dort kündigte er 1994, um seine Film- und Fernsehkarriere voranzutreiben. Sein Kinodebüt gab Liefers allerdings bereits 1989 in der Rolle des Forschers Alexander von Humboldt in dem Film "Die Besteigung des Chimborazo", einer Gemeinschaftsproduktion des ZDF und der DDR-Filmschmiede DEFA. Nach der Wende war Liefers in einigen Nebenrollen zu sehen, unter anderem als Lehrer in "Charlie & Louise - Das doppelte Lottchen". Seinen Durchbruch hatte er 1997 mit Helmut Dietls Komödie "Rossini". Für die Rolle des Dichters Bodo Kriegnitz bekam Liefers den Bayerischen Filmpreis für Nachwuchsschauspieler, die erste von vielen Auszeichnungen seiner Karriere. Mit "Knockin' on Heaven's Door" folgte im selben Jahr gleich der nächste große Hit.
Erfolg als "Tatort"-Ermittler
Im Jahr 2002 war Liefers dann erstmals in seiner TV-Paraderolle zu sehen: In der Rolle des überzeichnet arroganten Rechtsmediziners Professor Dr. Karl-Friedrich Boerne ermittelt er seitdem an der Seite von Kriminalhauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) im Münsteraner "Tatort". Die humorvollen Fälle kommen bei den Kritikern oftmals nicht besonders gut weg, beim Publikum sind sie dagegen um so beliebter. Der Münster-"Tatort" hat im Schnitt die besten Einschaltquoten der Reihe. Die Folge "Summ, Summ, Summ" ist mit 12,99 Millionen Zuschauern bei der Erstaustrahlung im März 2013 der erfolgreichste Teil seit 1992.
Zweitkarriere als Musiker
Liefers' Kreativität beschränkt sich nicht nur auf die Schauspielerei. Nebenbei verfolgt er eine Musik-Karriere, schreibt gelegentlich Soundtracks und veröffentlichte 1999 seine erste Single "Jacks Baby" zu dem gleichnamigen Film. Aktuell lebt Liefers seine musikalische Seite mit der Band Radio Doria aus, mit der er neben eigenen Liedern viele Coversongs ostdeutscher Rockgruppen spielt. Bis zum März diesen Jahres war Radio Doria noch als Oblivion bekannt, musste den Namen jedoch ändern, da sich eine amerikanische Death-Metal-Band diesen hatte schützen lassen.
Sein soziales Engagement
Liefers setzt sich immer wieder für politische und gesellschaftliche Themen ein. Wenige Tage vor dem Mauerfall war er Redner auf der Alexanderplatz-Demonstration, der größten Demo der DDR-Geschichte. Heute unterstützt Liefers unter anderem die Kampagne "Deine Stimme gegen Armut", Bonos Organisation ONE und ein Kinderhospiz. Er setzte sich für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer ein und forderte, dass Deutschland dem Whistleblower Edward Snowden Asyl gewährt. Kritik erntete er 2013 mit einer Reise nach Syrien, wo er sich zusammen mit "Bild"-Reportern einen Eindruck von dem Zuständen in dem Bürgerkriegsland verschaffte und für ein Eingreifen des Westens appellierte.
Zehn Jahre Eheglück
In erster Ehe war Liefers mit der russischen Schauspielerin Alexandra Tabakowa verheiratet, mit der er Tochter Pauline hat, die mit ihrer Mutter in Russland lebt. Aus einer Beziehung mit Kollegin Ann-Kathrin Kramer ging sein einziger Sohn Leonhard hervor. 2004 heiratete Liefers die Schauspielerin und Sängerin Anna Loos, mit der er die Töchter Lilly und Lola hat. Lilly setzt als Kinderdarstellerin bereits die Schauspiel-Tradition der Familie fort. Von romantischer Idealisierung der Liebe hält Liefers allerdings wenig: "Für eine lange, glückliche Beziehung braucht es mehr als zuckersüße Parolen", sagte er einmal der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Und ob man ein Traumpaar war, zeigt sich erst am Ende."
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