"Ich habe keine Angst"
Schauspieler Günther Kaufmann über seine Rolle als „Schrecklicher Sven“ in der Wickie-Verfilmung, die Nachteile eines Fettanzuges, Giulia Siegel und die mögliche Wiederaufnahme seines Prozesses
Er saß drei Jahre unschuldig im Gefängnis, lag zuletzt im Dschungelcamp die meiste Zeit faul in der Hängematte und spielt jetzt in Bully Herbigs Realverfilmung „Wickie und die starken Männer“ die Rolle des Bösewichts: Günther Kaufmann (62).
Der einstige Fassbinder-Star ist zurück auf der Leinwand – die AZ traf den „Schrecklichen Sven“ zum wilden Interview.
AZ: Herr Kaufmann, Sie wirken ja gar nicht so schrecklich!?
GÜNTHER KAUFMANN (reißt die Augen auf, schreit): Also, wenn ich nicht schrecklich bin, dann weiß ich auch nicht! Es gibt keinen, der schrecklicher ist als ich, davon bin ich überzeugt! Dem Schrecklichen Sven traut man alles zu, er ist ein Killer, ein Verrückter, ein Menschenhasser, schrecklicher geht's nicht. . .
Und wie schrecklich ist der private Günther Kaufmann?
Na, das ist ja was anderes! Natürlich bin ich sympathisch! Außer, ich habe gerade zwei Flaschen Korn getrunken, dann kann sich das ändern.
Ob bei Fassbinder oder jetzt bei Bully – sind Sie gern der Filmbösewicht?
Ich glaube, niemand in diesem Land hätte die Rolle so gut ausgefüllt wie ich, und darauf bin ich stolz!
Bei den Dreharbeiten mussten Sie einen zehn Kilogramm schweren „Fettanzug“ tragen. War das sehr anstrengend?
Natürlich! Mein Piratenschiff lag vor Malta, es war 37 Grad heiß, Milliarden von Fliegen krochen mir unter den Anzug, die Haut war durchgescheuert bis aufs Blut, ich hatte Wunden – es war fürchterlich! Bully sagte dann immer zu mir: „Weißt’ was, Günther, irgendwann lach’ ma drüber!“
Sie lachen immer noch nicht!
Ich grinse.
Kurz nach dem Dreh zogen Sie im Januar ins RTL-Dschungelcamp. Bereuen Sie Ihren Aufenthalt im TV-Trash?
Das war das Tollste, was ich in den letzten Jahren erlebte! Ich war authentisch, nahm 13 Kilo ab – nur die Damen gingen mir zeitweise auf den Sack.
Wieso das?
Sie kamen zu mir, wollten gestreichelt und getröstet werden, aber ich bin doch kein Psychologe!
Wer war die Schlimmste?
Giulia Siegel hat mir den Rest gegeben – sie ist eine Liebe, aber sie zieht ihr Ding durch, ist knallhart und gnadenlos. Am Tag, als ich geflogen bin, lagen zwischen mir und ihr zehn Stimmen – zehn Stimmen, und sie wäre rausgewählt worden! Das wusste sie, deshalb hat sie sich am nächsten Tag krank gemeldet, sich selber entlassen, weil sie nicht ertragen konnte, dass sie rausgeflogen wäre.
Was sagte Bully zu Ihrem Camp-Aufenthalt?
Er war „not amused“. Er meinte, ich könnte mir schaden, wenn ich mich auf dieses Niveau begebe. Ich fragte ihn: „Zahlst du mir meine Schulden?“ Daraufhin hat er nichts gesagt. Denn das, was ich im Dschungel verdient habe, musste ich abbezahlen für die Machenschaften meiner Exfrau . . . und der Typ, der jetzt im Knast sitzt und der den Prozess wieder aufrollen will, der war ihr Liebhaber, aber das nur nebenbei.
Ebenfalls nur nebenbei: Sind Sie deswegen besorgt?
Überhaupt nicht, ich habe keine Angst! Dieser Wahnsinnige sitzt zu Recht. So wird es bleiben! Der will halt raus, das verstehe ich, aber ich glaube nicht, dass es ihm gelingen wird. Dafür gibt’s keinen Grund, ich habe damit nix zu tun, fertig, aus!
Warum sind Sie denn so aufgedreht? Ist es wegen dem Prozess oder dem bevorstehenden Filmstart?
Ich gebe heute seit halb elf Uhr bis jetzt, 17 Uhr, andauernd Interviews. Ich gerate immer in Rage, wenn ich vom Dreh erzähle. Ich dachte, Sie bringen mich wieder runter, aber Sie reizen mich noch mehr mit Ihren Fragen!
Danke fürs Kompliment!
Nein, war nur Spaß. Schreiben Sie was Schönes, ja? Sonst kommt der Schreckliche Sven bei Ihnen vorbei und bricht Ihnen ein paar Zähne…
Eine beruhigende Abschluss-Frage: Früher drehten Sie mit Fassbinder, heute mit Bully. Wie unterscheiden sie sich?
Fassbinder hat für ein anderes Genre gefilmt. Die Persönlichkeit kann man nicht vergleichen. Fassbinder hat gern getrunken, geraucht wie ein Schlot, gekokst wie ein Büffel – er hat sich zerstört. Bully ist ein gesunder Mensch, das härteste, was er trinkt, ist Mokka mit Honig! Genial sind aber beide – auf ihre Art.
Interview: Kasanobu Serdarov
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- Giulia Siegel