Heiner Lauterbach: "Meine Karriere hat nichts mit Ehrgeiz zu tun, sondern mit Glück"

Heiner Lauterbach ist ein Großer der deutschen Filmlandschaft. Jetzt verrät der 60-Jährige, dass sich die wichtigen Dinge seines Lebens durch Zufall ergeben haben.
(ali/spot) |
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Berlin - Er ist ein echtes Glückskind. Heiner Lauterbach hat seine Drogensucht überwunden, die Liebe seines Lebens gefunden und eine Ausnahme-Karriere hingelegt. Und das nicht, weil er so ehrgeizig ist, sondern weil er viel Schwein gehabt hat. Wenn ihm der Zufall nicht so oft in die Karten gespielt hätte, dann würde es ihn heute womöglich gar nicht mehr geben, wie er im Gespräch mit spot on news erklärte. Sky krimi ehrt diese Dussel-Karriere heute Abend (14. November) mit dem Special "Im Leben von Heiner Lauterbach" um 21.50 Uhr.

1985 feierte Heiner Lauterbach mit dem Kinofilm "Männer" seinen Durchbruch - die DVD hier bestellen

Was ist das Schönste an Ihrem Beruf, Herr Lauterbach?

Heiner Lauterbach: Du darfst ein Leben lang Cowboy und Indianer spielen und bekommst auch noch Geld dafür. Du darfst lachen, schreien, weinen und trainierst Körper, Geist und Seele. Das ist besser als jede Psychotherapie. Außerdem trifft man auf viele interessante Menschen, die man sonst nur schwer kennenlernen würde.

Zum Beispiel?

Lauterbach: Am meisten hat mich die Begegnung mit Schachweltmeister Gary Kasparow beeindruckt, gegen den ich mal drei Partien spielen durfte. Wenn man mich damals gefragt hätte, welchen lebenden Menschen ich gerne mal kennenlernen würde, dann wäre er an erster Stelle gewesen. Ich fand es hochspannend zu erfahren, wie jemand funktioniert, der gegen einen Schachcomputer gewinnt, der zehn Millionen Züge in der Sekunde ausrechnet. Als Schauspieler ist es stets eine wertvolle Erfahrung, Menschen in Extremsituationen zu beobachten.

Welche beruflichen Begegnungen haben Sie am meisten geprägt?

Lauterbach: In Deutschland: Doris Dörrie und Helmut Dietl. Doris, weil ich ihre Bücher mag und ich mit "Männer" den ersten Erfolg hatte. Und Helmut weil er der beste Regisseur ist, den wir in Deutschland haben. Darüber hinaus haben mich die Filme von Martin Scorsese und Peter Weir geprägt, auch wenn ich mit denen nie arbeiten durfte.

Wer hat Sie inspiriert, den Beruf zu ergreifen?

Lauterbach: Der erste, an den ich mich erinnere, war Richard Widmark. Damals war ich zehn Jahre alt und er spielte neben John Wayne in "Alamo". Ein Film, der meine Berufswahl maßgeblich beeinflusst hat. Ich war damals auf dem Internat und trat daraufhin gleich der Laienspielgruppe des Schultheaters bei und spielte in einigen Aufführungen. Das einzige Mal, dass ich in der Schule bei irgendwas positiv aufgefallen bin und sogar einen Preis bekommen habe.

Keine anderen Talente?

Lauterbach: Malen und Sport waren auch noch gut. Aber das war ein bisschen zu dünn, um das Abi zu schaffen. Ich bin aus zwei Internaten geflogen, dreimal sitzengeblieben und ab der neunten Klasse war ich dann kaum noch präsent. Da konnte ich die Unterschrift meines Vaters schon so gut fälschen, dass ich mir regelmäßig die Entschuldigungen selber schrieb. Ich bin lieber am Rhein fischen gegangen oder habe in irgendwelchen Bars abgehangen.

Nie erwischt worden?

Lauterbach: Doch, aber ich war damals nicht zugänglich für vernünftige Argumente. Ich war ein sehr rebellischer Jugendlicher. Mein Vater versuchte noch, mich mit einer Installateur-Ausbildung im heimischen Betrieb in bürgerliche Bahnen zu lenken. Vergebens, denn ich hatte andere Pläne.

Legten Sie bei deren Umsetzung mehr Ehrgeiz an den Tag?

Nein, meine Karriere hat nichts mit Ehrgeiz zu tun, sondern mit Glück. Wenn ich zwischen Glück und Talent wählen könnte, würde ich immer das Glück wählen. Wenn ich mein Leben heute Revue passieren lasse, dann sind die meisten Dinge durch Zufall passiert. Bis hin zur Partnerwahl. Wenn Mark Keller mich damals nicht überredet hätte, mit ihm essen zu gehen, dann hätte ich meine Frau Viktoria nie kennengelernt. Ich hatte ursprünglich gar keine Lust. Es war eine Laune des Schicksals, dass ich ja gesagt habe. Und wenn ich Viktoria nie begegnet wäre, dann würde es mich heute wahrscheinlich gar nicht mehr geben.

Klingt sehr Schicksalsergeben.

Rückblickend ist es Schicksal, aber vorblickend ist es Glück. Man hat täglich zig Möglichkeiten rechts, links oder geradeaus zu gehen. Auch meine Rolle bei "Männer" war purer Zufall. Ich wollte ein Casting sausen lassen, weil ich so verkatert war. Mein Kumpel Ecki Belle, bei dem ich damals wohnte, überredete mich und fuhr mich hin. Und die Regisseurin Ilse Hofmann, die mich aufgrund des Castings dann besetzt hat, traf etwas später zufällig Doris Dörrie auf der Straße und erzählte ihr von mir. Die hat sich dann den Film angeschaut und mich aufgrund dessen für "Männer" besetzt. Alles Zufall! Wenn die zwei an dem Tag nicht zur gleichen Zeit auf der gleichen Straßenseite spaziert wären, dann würde ich heute vielleicht in einem kleinen Hinterhoftheater spielen.

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