Hat Lagerfeld wirklich keinen Sex mehr?

Der Modezar trägt bis zu 24 Ringe, trinkt Cola light und mag keine Schleimer: Der Münchner Autor Paul Sahner hat eine Biografie über Karl Lagerfeld verfasst – und erzählt in der AZ, wie er wirklich ist
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Sonnenbrille, weiße Haare und schwarzer Anzug: Karl Lagerfeld samt Insignien.
dpa 5 Sonnenbrille, weiße Haare und schwarzer Anzug: Karl Lagerfeld samt Insignien.
Claudia Schiffer
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Lagerfeld zusammen mit Baptiste Giaocobini, den er entdeckt hat und verehrt.
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Model Heidi Klum ist zum vierten Mal Mutter geworden
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Paul Sahner (65): Der Journalist arbeitet als Chefreporter bei der „Bunten“ und ist Autor mehrerer Künstler-Biografien.
az 5 Paul Sahner (65): Der Journalist arbeitet als Chefreporter bei der „Bunten“ und ist Autor mehrerer Künstler-Biografien.

Der Modezar trägt bis zu 24 Ringe, trinkt Cola light und mag keine Schleimer: Der Münchner Autor Paul Sahner hat eine Biografie über Karl Lagerfeld verfasst – und erzählt in der AZ, wie er wirklich ist

Angenommen, Außerirdische landen auf der Erde und lernen Karl Lagerfeld kennen – ihr erster Gedanke wäre wohl: „Oh, das ist ja einer von uns!“

Der exzentrische, hochintelligente Modezar wirkt heute mehr denn je wie nicht von dieser Welt, wie ein Wesen von einem anderen Stern – manche sagen sogar: wie seine eigene Sonne. Einer, der trotzdem Kontakt hält, ihn kennt wie kaum ein anderer, ist der Münchner Journalist Paul Sahner. Seine Lagerfeld-Biografie heißt „Karl“ (mvg Verlag, 24,90 Euro) und erscheint am 18. August.

AZ: Herr Sahner, was muss ein Normalo beachten, wenn er zufällig mal auf Karl Lagerfeld trifft?

Gar nicht so viele Dinge! Gut, was er nicht mag, sind Schleimer, die sich ihm quasi bücklings nähern oder vor ihm auf den Bauch fallen. Auch sollte man Karl nicht von hinten überraschen. Und ihn nie, wirklich niemals stören, wenn er sich unterhält!

Ist Hände schütteln drin?

Wenn er sie ausstreckt: ja. Es besteht jedoch eine gewisse Verletzungsgefahr, weil er bis zu 24 Ringe trägt – über seinen Handschuhen.

Braungrüne Augen und vernichtende Blicke

Sie haben für Ihr Buch oft sehr lange mit ihm gesprochen. Was ist schwieriger: Chinesisch oder Lagerfeld?

Zugegeben: Karl kommt einem hin und wieder wirklich etwas Spanisch vor. Er redet wahnsinnig schnell, macht aber von der Argumentation her nur selten Schleifen. Trotzdem sind manche Antworten drei Seiten lang.

Darf man ihn unterbrechen?

Man kann’s versuchen – und erntet möglicherweise einen vernichtenden Blick.

Nimmt er denn je die Sonnenbrille ab?

Seinen mobilen Lidschatten? Selten. Wenn sich eine intime Gesprächssituation ergibt, schiebt er sich die Brille aber schon mal auf die Stirn. Er hat übrigens sehr schöne, intensive Augen. Braungrün.

Wie riecht Lagerfeld?

Betörend. Er bevorzugt herbe Düfte. Sehr dezent – also anders als bei gewissen Typen aus der Modebranche, bei denen man in Ohnmacht fällt.

Riecht man auch den Menschen unter dem Parfüm?

Nur, wenn er gerade seine Kohlsuppendiät macht. Im Ernst: Lagerfeld riecht so, wie man es sich vorstellt: etwas trocken im Abgang.

Er berauscht sich an sich selbst

Hat er in Ihrer Gegenwart gegessen?

Ganz wenig, er nascht.

Süßigkeiten?

Gemüse! Und Pepsi.

Stößt er an?

Das ist ihm zu deutsch.

Gibt’s Drogen zum Dessert?

Definitiv nie. Karl berauscht sich lieber an sich selbst.

Wie wirkt Lagerfeld live? Zerbrechlich oder kraftvoll?

Sehr kraftvoll! Als ich nach seiner Radikal-Diät einmal an der Festigkeit seines Bindegewebes zweifelte, schaute er mich strafend an und sagte: „Stehen Sie auf und fassen Sie meinen Oberschenkel an!“. Der war hart wie Eibenholz.

Auch sein Gesicht ist extrem straff. Durch Operationen?

Das habe ich auch gefragt. Er hob seinen Zopf und bat mich nachzuschauen: keine Narbe. Auch sein Haar durfte ich prüfen: keine Perücke.

Hat er trotz seiner guten Fitness wirklich keinen Sex mehr?

Er sagt, dass Sex etwas für junge Leute sei. Fakt ist, dass er ein sehr schmales Bett hat. Er kann es nicht ertragen, dass jemand neben ihm schläft – oder gar aufwacht.

Souveräner als viele Politiker

Waren Sie bei den Interviews alleine?

Ja, da ist er souveräner als viele Politiker oder drittklassige Schlagersänger, bei denen immer irgendwelche Wichtigheimer daneben sitzen.

Hat er danach, beim Gegenlesen der Gespräche, noch viel verändert?

Nein, er gehört nicht zu den Prominenten, die hinterher alles weichspülen. Nur Kleinigkeiten waren ihm wichtig: zum Beispiel, dass es kein Ziegenkäse war, den er aß, sondern weißer Rohmilchkäse.

Sie haben auch mit seinen Angestellten gesprochen. Wie beschreiben die ihn?

Durchweg nicht als Diktator, sondern als speziellen, aber auch sehr fairen Chef.

Und seine Konkurrenten?

Sagen Positives – oder schweigen. Man merkt, dass sie seinen langen Arm fürchten. Lagerfeld hat nach wie vor eine unglaubliche Macht, nicht nur in Europa, sondern auch in den USA oder Japan.

Was fasziniert die Menschen an Lagerfeld?

Seine Souveränität und das Raumfüllende! Betritt er ein Zimmer, werden alle still und starren. Natürlich hat er sich zur Karikatur gemacht, aber aus freien Stücken! Er hat sie selber erfunden, diese Mischung aus guter Fee und Drachen.

Für Tränen ist ihm die Zeit zu schade

Ein oberflächlicher Mensch?

Überhaupt nicht. Du kannst mit ihm über wirklich alles reden: über Politik, Religion, Fußball und Sex, den Nationalsozialismus, deutsche Sprichwörter, Platon und den Hunnenkrieg. Mit ihm wird es nie langweilig.

Wann weint Lagerfeld?

Es gibt gewisse Dinge, für die ihm die Zeit zu schade ist: Dazu gehören sicher Tränen.

Lügt er?

Das ist eine gemeine Frage bei einem Naturereignis. Wenn, dann schwindelt er mal.

Wie bei seinem Alter? Schulfreunde bezeugen, dass er 75 sei. Er sagt 70.

Sagen wir es so: Ich glaube, Karl ist fest davon überzeugt, dass er 70 ist. Da sehe ich mit meinen 65 ganz schön alt aus.

Interview: Timo Lokoschat

Am 20. August um 18 Uhr liest Paul Sahner in der Buchhandlung Hugendubel in den Fünf Höfen aus seinem Buch.

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