Harte Männer, harter Rock, harter Schnaps

Das „Abseits“ ist eine düstere Spelunke – und so gemütlich wie beim besten Freund daheim
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Die gemütlichste Spelunke Münchens: Das Abseits
Klaus Primke Die gemütlichste Spelunke Münchens: Das Abseits

Das „Abseits“ ist eine düstere Spelunke – und so gemütlich wie beim besten Freund daheim

Mario mag erst noch ein Bier, und deshalb geht Vroni zum Ausschank und zapft ihm ein Helles. Der Schaum schwappt auf den schwarzen Holztresen, Vroni wischt mit dem Daumen drüber. Aus den Boxen dröhnt Iron Maiden, Mario nimmt einen tiefen Schluck. Dann erzählt er einem sein Leben. Alles. So ist das im „Abseits“ im tiefen Altschwabing.

„Hier ist es, wie ein Wohnzimmer“, sagt Diesel, den alle so nennen. Diesel ist oft da, manchmal legt er auf, AC/DC oder Motörhead. „Woanders gibt es sowas nicht“, sagt er. Woanders gibt’s auch kein gerahmtes schwarzweiß-Foto der US-Rocker Black Sabbath an der Wand wie es hier neben dem Jägermeister-Plakat gleich am Eingang hängt. Man sieht das Bild nicht sofort, wenn man hineintritt, weil es schummrig ist drinnen.

Links an der rot gestrichenen Wand Ledersessel und Bistro- Tische, rechts Holztische. In der Mitte die Theke, in der Ecke Daddel-Geräte und Dart- Scheiben. Das war's. Seit zwölf Jahren führt Balbir Singh die Hardrock-Kneipe nicht weit entfernt von der Münchner Freiheit. Seitdem hat sich nicht viel verändert.

Das Helle ist billig, die Musik laut

Eine Spelunke ist es, alles reduziert auf’s Nötigste. Auf den Tischen stehen Glasaschenbecher zum Rauchen, das Helle ist billig, die Musik laut. Wer hierher kommt, der mag nicht viel Bohei. Der will bloß dasitzen und trinken. Der Abend beginnt erst nach dem zweiten Bier. Oder dem dritten.

Bis auf dem Stammtisch der fünf Jungs, die rechts in der Ecke wie jede Woche beisammenhocken, wird nirgendwo viel geredet. Vorhin haben Matthias und Eva eine Runde Dart gespielt, da war’s laut. Aber nun müssen die los und zurück bleiben trinkende Mittdreißiger, die Band-Shirts tragen und lange Haare und gebleichte Jeans. Jeder hat seine Geschichte, keiner das Bedürfnis, diese auszustellen. Wozu auch. Am Ende bleibt immer noch genug Zeit. Zum Lachen, zum Lärmen, zum Reden. Mario erzählt irgendwann vom Leben in der DDR, Raul von Chile,wo er auflegt, Eva von Indien, Vroni zapft noch ein Helles, Iron Maiden lärmt imHintergrund, der Abend ist noch lang nicht vorbei. Er fängt erst an, hier, im „Abseits“ in Altschwabing.

Jan Chaberny

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