Harold Faltermeyer: Im Wald eine Handvoll Erde - das ist Heimat!

Der Komponist und Produzent Harold Faltermeyer hat ein Buch über sein bewegtes Leben geschrieben.
Carolina Zimmermann |
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Er ist über den Weißwurstäquator hinausgekommen: Harold Faltermeyer in seinem Haus in Baldham bei München.
Schneider-Press / Erwin Schneider Er ist über den Weißwurstäquator hinausgekommen: Harold Faltermeyer in seinem Haus in Baldham bei München.

Geboren wurde er 1952 in München als Harald Faltermeier. Die Karriere des Komponisten und Produzenten begann in einer kleinen Band in Vaterstetten. Er schrieb die Musik für Filme wie "Feuer und Eis", "Asterix in Amerika", "Running Man" und "Didi – Der Doppelgänger".

Faltermeyer empfängt uns extrem entspannt in der gemütlichen Gartenlaube seines Anwesens "Faltydorf" in Baldham. Frisch aus Amerika zurückgekehrt, fühlt sich der 63-Jährige bei Weißwurst und Bier wieder ganz geerdet. Der Komponist und Musiproduzent, der mit der Titelmelodie zu "Beverly Hills Cop" berühmt geworden ist, hat gerade seine Autobiografie mit dem Titel "Grüß Gott, Hollywood" geschrieben. Am Freitag erscheint bei Bastei Lübbe das Buch, in dem Harold Faltermeyer sein Leben zwischen Bayern und den USA humorvoll und anekdotenreich beschreibt.

AZ: Herr Faltermeyer, Sie halten Ihre frischgedruckte Biografie in der Hand. Ist das der Schlusspunkt für Ihre Karriere?
HAROLD FALTERMEYER: Ich würde es mir jetzt schon gern hier im Faltydorf gemütlich machen und die Füße hochlegen. Am liebsten hätte ich ein paar Schweinderl hinter'm Haus, aber Birgit sagt, ich würd' mich am Ende doch nicht gescheit um die Viecher kümmern. Aber ganz ehrlich, nur rumsitzen und nichts tun, das hab ich noch nie gekonnt, dafür bin ich viel zu unruhig.

Sie sind Musiker, was für eine Erfahrung war das Schreiben für Sie?
Schreiben ist für einen Musiker sehr schwierig, weil er zum Abstrahieren neigt. Beim Schreiben muss man auf einmal furchtbar genau sein, das ist, wie wenn man als Musiker aus einer Partitur liest. Ich hatte am Anfang ziemliche Schwierigkeiten damit, tief in die Geschichten reinzugehen und jedes Detail zu erzählen. Für mich hat aber die ganze Sache einfacher gemacht, dass ich auf Englisch geschrieben hab. Auf Deutsch hätte ich das beim besten Willen nicht hingekriegt.

Das Buch strotzt nur so vor Erfolgen – Sie haben zwei Grammys gewonnen – und Begegnungen mit Größen aus dem goldenen Musikzeitalter der 70-er Jahre. Wäre so eine Karriere heute noch möglich?
Auf keinen Fall. Die große Zeit der Plattenverkäufe ist unwiederbringlich vorbei. Die Zukunft liegt im Streaming und damit verliert die Musik einfach den Wert, den sie früher hatte. Wir haben damals noch zugeschaut, wie die Leute die frisch gelieferten Platten aus den Paletten gerissen haben – daran haben wir uns dann ergötzt. Heute herrscht da eine ziemlich große Ignoranz: Man nimmt sich die Musik, wie es einem gerade passt und schmeißt sie dann wieder weg.

Sind Sie eigentlich mit Ihrer Arbeit zufrieden, wenn Sie jetzt so zurückblicken?
Klar bin ich froh, dass mein Weg so gelaufen ist. Aber mit einzelnen Arbeiten bin ich nie zufrieden. Das einzige Musikstück, mit dem ich zu 100 Prozent glücklich war und von dem ich annahm, es würde ein großer Hit werden, wurde zum Riesenflop. Aber ich bin trotzdem dafür, mich öfter mal aufs Glatteis zu bewegen, statt mich immer an den Charts und der Radiotauglichkeit entlang zu orientieren. "Axel F" war schließlich auch ein Experiment, das wollte erst keiner haben. Hinterher wurde es als Soundtrack von Beverly Hills Cop zum größten Hit.

Der Untertitel Ihrer Biografie lautet "Mein Leben zwischen Heimat und Rock'n'Roll." Wie unterscheidet sich eigentlich das Arbeiten in Los Angeles zur Arbeit hier in Bayern?
In Los Angeles musste ich in der Früh erst zum Studio fahren. Und der Weg vom Appartement zum Studio hat bei mir bereits eine gewisse Kreativität ausgelöst, die anders ist als hier. Da hast du das Radio aufgedreht, die amerikanischen Charts auf Kiss FM gehört, die kalifornische Sonne im Gesicht. Und da ist man als Musiker auch rezeptiv und ein wichtiger Katalysator für das, was man tut: eben Lebensgefühl und Environment. Ich hab drüben schon anders komponiert.

Und was ist jetzt Heimat?
Mein Elternhaus, das Faltydorf. Hollywood – das waren verrückte Zeiten. Aber ich hatte keine Zeit zum Schnaufen. In den turbulentesten Phasen bin ich manchmal nur für drei Tage zurückgeflogen, um da vorne im Wald eine Hand voll Erde zu nehmen und daran zu riechen. Wenn ich dann wieder zum Flieger bin, hat meine Mutter immer bitterlich geweint. Ich wollte auch, dass meine Kinder hier aufwachsen und nicht drüben. Heute können sie sich wunderbar in der Welt bewegen, wissen aber wo sie Halt und Kraft finden – genau wie ich.


Harold Faltermeyer: "Grüß Gott, Hollywood." (Bastei-Lübbe, 270 S., 24 Euro)

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