Hansi Kraus: "Ich war bekannt wie ein bunter Hund"

Der ewige Lausbub: Kinderstar Hansi Kraus spricht in der AZ über sein heute sehr viel ruhigeres Leben und sagt, warum er seine Kollegen nicht beneidet
von  Abendzeitung
Hansi Kraus mit seiner Kollegin Jutta Speidel
Hansi Kraus mit seiner Kollegin Jutta Speidel © Martha Schlüter / AP

Der ewige Lausbub: Kinderstar Hansi Kraus spricht in der AZ über sein heute sehr viel ruhigeres Leben und sagt, warum er seine Kollegen nicht beneidet

Als 12-jähriger Lausbub Ludwig Thoma und als frecher Lümmel von der ersten Bank begeisterte er ein Millionenpublikum. Hansi Kraus (heute 58) war der gefeierte Münchner Kinderstar der 60er Jahre. Zehn Jahre lang spielte er an der Seite von Theo Lingen, Peter Alexander und Harald Juhnke. Eine Karriere, die er der Abendzeitung zu verdanken hat. 1964 lief eine Aktion, bei der ein Junge für die Verfilmung der Lausbubengeschichten des Heimatschriftstellers Ludwig Thoma (†1921) gesucht wurde. Die Eltern des damals 12-jährigen Hansi schickten ihren Buben hin. Produzent Franz Seitz war begeistert. „Ich war wirklich ein Lausbub. Einige meiner echten Streiche, wie das Juckpulver auf dem Klopapier der Pauker, haben sogar den Weg ins Drehbuch gefunden," erinnert sich Kraus. Heute, 46 Jahre später, ist es ruhig geworden um den einstigen Kinostar (35 Filme).

AZ: Herr Kraus, kommen Sie finanziell über die Runden?

HANSI KRAUS: Ich habe eine schöne Eigentumswohnung im Lehel, und meine Frau Barbara arbeitet auch – wir kommen gut über die Runden. Klingt entspannt . . .

Mein Leben ist total entspannt. Bei mir läuft's nicht so turbulent wie bei Frau Neubauer. Mit Christine habe ich vor 30 Jahren Bauerntheater gespielt. Sie war eine tolle Kollegin, die damals schon sehr ehrgeizig war. Das hat mir imponiert, ist aber nicht mein Ding. Ich kann mich nicht so produzieren. Wenn ich mir heute anschaue, wie viel die Frau unterwegs ist für ihren Job, das wäre nix für mich. Genauso Otti Fischer. Bei dem habe ich den Eindruck, dass er nur noch Kohle für seine Altersvorsorge ranscheffelt. Der verschleißt sich total.

Keine größeren Ambitionen?

Ich bin leider nicht sehr ehrgeizig, sondern eher ziemlich faul. Meine Frau bemängelt das auch und tritt mir ab und zu mal in den Hintern.

Ruhm und Ehre beflügeln Sie auch nicht?

Nein, das habe ich hinter mir. Als Jugendlicher ist mir das zeitweise zu viel geworden. Ich war bekannt wie ein bunter Hund, wurde überall angesprochen, betätschelt und begrapscht. Das war ganz schön lästig, aber meine Freunde haben aufgepasst, dass mir das nicht zu Kopf steigt.

Wie viel Gage gab es damals?

Für meinen ersten Film gab’s 3000 Mark für 30 Drehtage. So wenig kriege ich heute nicht für einen Drehtag. Die haben mich damals über den Tisch gezogen, mit dem Argument, dass man nicht wisse, ob der Film funktioniert. Der hat dann so eingeschlagen, dass vier weitere produziert wurden. Meine Höchstgage lag bei 35 000 Mark.

Was haben Sie sich von der ersten Gage gekauft?

Nichts. Meine Eltern haben sich einen Farbfernseher gekauft. Was mir bis heute davon geblieben ist, ist meine Eigentumswohnung.

Und dann war Schluss?

Ja, die große Karriere war mit Anfang 20 vorbei. Ich habe Design studiert und eine Ausbildung als Erzieher gemacht. Da ich gut mit Kindern kann, habe ich lange überlegt, bis ich mich endgültig für den Beruf des Schauspielers entschieden habe. Ich würde rückblickend in meinem Leben nichts anders machen. Interview: Armin Lissfeld

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