Hanka Rackwitz rastet im "Sommerhaus der Stars" aus: "Abbruch als letzten Ausweg"

Hanka Rackwitz (56) ist mit Trash-TV vertraut – genauso wie mit dem vorzeitigen Abbruch eines Fernsehformats. 2024 hatte sie freiwillig im "Allstars-Dschungelcamp" die Segel gestrichen. Und nun hat sie das diesjährige "Sommerhaus der Stars" ebenfalls verlassen, bevor sie offiziell aus der Show gewählt werden konnte. Mit ihren psychischen Vorbelastungen geht die TV-Maklerin ganz offen um – aber besteht hier überhaupt ein Zusammenhang? Die AZ hat bei einer Expertin nachgehakt und um Einschätzung gebeten.
"Das Sommerhaus der Stars": Hanka Rackwitz geht nach Ausraster freiwillig
Nervenzehrende Spiele, Intrigen und ein Zusammenleben auf engstem Raum: Den Promi-Paaren im "Sommerhaus der Stars" wird einiges abverlangt. Offenbar zu viel für Hanka Rackwitz, denn die 56-Jährige verließ die aktuelle Staffel nach einem großen Streit freiwillig. Zuvor war die VOX-Bekanntheit bei ihren Konkurrenten immer wieder angeeckt. Tommy Pedroni (30) hatte sie für "verrückt" erklärt und von Jennifer Degenhart (27) war sie darauf hingewiesen worden, mit ihren körperlichen Berührungen Grenzen zu überschreiten.
Ein No-Go für Hanka Rackwitz, denn: Die Dresdnerin hatte sich nach jahrelanger Therapie darüber gefreut, ihren Mitmenschen wieder die Hand reichen zu können – trotz diagnostizierter Angst vor Keimen, die sich lange in einem Wasch- und Kontrollzwang geäußert hatte. Bereits im Dschungelcamp 2017 war die TV-Bekanntheit mit ihrem Krankheitsbild offen umgegangen.

Hanka Rackwitz im "Sommerhaus": Expertin klärt über Zwangsstörung auf
Inwiefern könnten die Vorbelastungen von Hanka Rackwitz nun aber ihren vorzeitigen "Sommerhaus"-Auszug begünstigt haben? Die AZ hat mit Monja Kämmerer, einer psychologischen Psychotherapeutin, über die Ereignisse in der RTL-Show gesprochen.

AZ: Frau Kämmerer, könnte es einen Zusammenhang zwischen der Angststörung von Hanka Rackwitz und ihrem "Sommerhaus"-Abbruch geben?
MONJA KÄMMERER: Frau Rackwitz litt ja bekanntermaßen jahrelang unter einer Zwangsstörung. Diese wird den Angststörungen zugeordnet, bei der Betroffene ritualisierte Handlungen wiederholt ausführen, gegen die sie innerlich Widerstand leisten. Motiviert werden diese Handlungen durch die Angst, dass etwas Schlimmes eintreten wird, wenn sie die Handlungen unterlassen. Die Zwangsrituale können dabei mehrere Funktionen besitzen. Eine Häufige ist es, unangenehme Gefühle wegzudrücken.
Könnte dies im "Sommerhaus" passiert sein?
Das "Sommerhaus" ist ja bekannt dafür, dass die Emotionen hochkochen, weshalb von den Teilnehmenden ein hohes Maß an Emotionsregulation abverlangt wird. Der Abbruch von Frau Rackwitz beim "Sommerhaus" könnte folglich insofern etwas mit ihrer Diagnose zu tun haben, als sie noch Schwierigkeiten hat, ihre Emotionen zu regulieren. Ein Wegdrücken ist praktisch kaum möglich, was einen Abbruch als letzten Ausweg wahrscheinlicher macht. Ein Abbruch kommt damit einer Flucht aus der Situation gleich, ähnlich einem Zwangsritual, welches die Flucht aus der Emotion ermöglicht.
"Sommerhaus"-Abbruch von Hanka Rackwitz: Expertin spricht von "Selbstfürsorge"
Gäbe es noch eine weitere Erklärungsmöglichkeit?
Eine andere mögliche Interpretation des Abbruchs von Frau Rackwitz wäre, dass sie mit therapeutischer Hilfe gelernt hat, sich in belastenden Situationen abzugrenzen. Das Verlassen des Formats stellt eine deutliche Grenzziehung dar und kann insofern als Selbstfürsorge gewertet werden. Soweit ich weiß, haben auch schon andere Teilnehmende des "Sommerhauses" diese Form der Selbstfürsorge gewählt.

Hanka Rackwitz wurde im "Sommerhaus" als "verrückt" bezeichnet. Was halten Sie von dieser Einschätzung?
Der Begriff "verrückt" ist eine ganz klare Abwertung von Menschen mit psychischen Problemen, er ist stigmatisierend und damit inakzeptabel. Ich denke, die Bezeichnung von psychisch diagnostizierten Menschen als "verrückt" stammt aus einer Zeit, in der psychische Erkrankungen noch wenig erforscht waren. Glücklicherweise sind wir heute weiter und auch die Gesellschaft wird zunehmend sensibler für psychologische Themen.
Expertin rät Hanka Rackwitz: "Abwägung von Kosten und Nutzen" bei TV-Shows
Würden Sie Hanka Rackwitz von weiteren TV-Shows abraten?
Das ist schwer zu sagen. Wäre Frau Rackwitz meine Patientin, so würde ich sie zu einer Abwägung von Kosten und Nutzen hinsichtlich der Teilnahme an weiteren Formaten anregen. Wenn die Kosten, sprich Zeitaufwand, psychische Belastung, Risiko einer Verschlechterung der Zwangssymptomatik, den Nutzen übersteigen, so wäre meine Antwort eindeutig.

Was raten Sie Hanka Rackwitz für die Zukunft ihrer TV-Karriere?
Vor dem Hintergrund, dass Frau Rackwitz jahrzehntelang durch ihren Waschzwang von anderen Menschen isoliert gelebt haben dürfte, stelle ich mir die Teilnahme am Dschungelcamp oder am "Sommerhaus der Stars" nahezu überfordernd vor. Daher denke ich, dass Frau Rackwitz ein Format, welches sie nicht in den unausweichlichen Kontakt mit ihren Mitstreitenden zwingen würde, weniger abverlangen würde.