Günther Maria Halmer feiert 75. Geburtstag
In seinem Fall darf man das ansonsten oft überschätzte Wort "Fernsehgesicht" durchaus zur Anwendung bringen: Günther Maria Halmer ist seit Jahrzehnten als Charakterdarsteller gefragt – und schon in mehr als 150 Rollen geschlüpft.
Seinen (unvergessenen!) Durchbruch feiert er Mitte der 70er Jahre als sympathisches Schlitzohr Tscharlie in Helmut Dietls Kultserie "Münchner Gschichten". Auch heute ist Halmer eine feste Größe im deutschen Film. An diesem Freitag wird er 75 Jahre alt. Als einer der wenigen deutschen Schauspieler hat es der gebürtige Rosenheimer auch nach Hollywood geschafft. Mit Ben Kingsley ist er 1982 im Oscar-gekrönten Kinofilm "Gandhi" zu sehen, in dem er den deutsch-jüdischen Freund des Titelhelden verkörpert.
"International war reizvoll, aber das war's auch"
Im gleichen Jahr spielt er neben Meryl Streep im US-Drama "Sophies Entscheidung". Eine Option sei Hollywood aber nie gewesen, sagt Halmer: "Die internationalen Geschichten waren reizvolle Erfahrungen, aber das war es dann auch." Dem Publikum bleibt der Sohn eines Anwalts aber trotzdem treu.
Millionen Menschen sehen ihn als raubeinig-melancholischen, von unerschütterlichem Gerechtigkeitssinn erfüllten Pflichtverteidiger in der erfolgreichen Justizserie "Anwalt Abel", die von 1988 bis 2001 im ZDF ausgestrahlt wurde. Halmer steht auch heute noch vor allem für das Abendprogramm vor der Kamera.
Seine unermüdliche Lust am Spiel beschert ihm eine Reihe von Engagements in Fernsehfilmen und Serien: Vom "Tatort" über das "Traumschiff" bis hin zu Weihnachtskomödien wie "Tief durchatmen, die Familie kommt".
Image als bayerischer Volksschauspieler
Zwischendurch macht Halmer auch immer wieder Halt am Theater. Auf ein bestimmtes Muster lässt sich der Absolvent der Otto-Falckenberg-Schauspielschule aber nicht gerne festlegen. Am Anfang seiner Karriere stecken ihn viele noch in die Schublade des bayerischen Volksschauspielers, doch Halmer spielt sich mit Hilfe seiner unverwechselbaren und nachdenklichen Art frei.
Ein Fan vom roten Teppich war er nie; auch Autogramme gibt er eher ungern. In seiner Jugend ist er unangepasst, erntet Verweise, fliegt aus dem Militär, von der Hotelfachschule. Vor seiner erfolgreichen Schauspielkarriere schuftet er zwei Jahre lang in einem kanadischen Bergwerk.
40 Jahre Ehe-Glück mit seiner Frau Claudia
Privat wie am Set gilt er immer noch als eigenwilliger, kluger und unverstellter Typ. Seine Ehefrau Claudia habe aber ein paar idiotische Kanten weggenommen, sagt er. Mit ihr ist er schon seit mehr als 40 Jahren verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Den beiden widmet er seine im Frühjahr 2017 veröffentlichte Autobiografie "Fliegen kann jeder – Ansichten eines Widerborstigen".
"Wenn ich versuchen soll, mein Wesen zu beschreiben, dann kommt mir ein Tannenbaum in den Sinn", schreibt er darin. "Immer ein bisschen zu ernst, auch wenn ein paar bunte Kugeln daran hängen. Mit Nadeln, die stechen – einen Tannenbaum kann man nur schwer umarmen."
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