Grays Balladen berühren besonders Bauarbeiter
Der englische Popmusiker David Gray ist erstaunt darüber, wen seine gefühlvollen Balladen am häufigsten emotional berühren - es sind die harten Männer aus dem Straßenbau.
«Meistens kommen Bauarbeiter auf mich zu und quatschen mich an», sagte der 41 Jahre alte Schmusesänger in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in London. «Vielleicht zapfe ich da in gewisser Weise an einer empfindliche Stelle bei Männern. Frauen sprechen mich zwar auch an, aber sie liegen mir nicht zu Füßen. Das hätte einen seltsamen Beigeschmack, wenn ich das sagen würde.»
Dabei hatte Gray nach eigenen Angaben jahrelang mit mangelndem Selbstvertrauen zu kämpfen. «Promi zu sein, Berühmtheit, Geld, Erfolg - das ist alles kompliziert, wunderbar und berauschend. Mit der Zeit löste es aber so etwas wie Höhenangst aus. Es braucht Zeit, um damit klar zu kommen.» Er habe deshalb für sich entschieden, «für einige Zeit etwas abzutauchen».
Gray musste den Ruhm verarbeiten
Mittlerweile sehe er, der bis zum Album «White Ladder» aus dem Jahr 1999 sieben Jahre lang unbeachtet blieb, die Aufmerksamkeit als Segen. «Jetzt bin ich mir meiner Sache hundertprozentig bewusst.» Er habe Vertrauen geschöpft, sei reifer geworden und habe sein Leben und seine Musik umgekrempelt.
Für sein neues Album «Draw The Line», das an diesem Freitag in die Top 100 der deutschen Charts eingestiegen ist, versammelte Gray eine neue Mannschaft um sich und holte Stars wie Annie Lennox. «Die kreative Flamme loderte nicht mehr im alten Team. Ich spürte das Bedürfnis einer Rundumerneuerung. Die neue Band ermöglichte mir, neue Ideen anzuzapfen.»
Das Duett «Full Steam Ahead» mit der 54-jährigen Annie Lennox lässt es dem Hörer im nasskalten Herbst warm ums Herz werden. «Erst dachte ich, ich brauche einen Mann für dieses Lied», erinnerte sich Gray. Als Lennox von dem Song hörte, habe sie sofort einspringen wollen. «Das ist eine wahre Ehre für mich.»
Musik als heiliger Raum
Bei den Arbeiten am neuen Album habe er erkannt, das Leben drehe sich um eine «Strategie, die Lage zu meistern». Mit der ersten Auskopplung «Fugitive» wolle er die Menschen wachrütteln. «Wir leben in einem reißenden Strom voller Informationen. Die Leute leben ihr Leben doch nur noch zur Hälfte.» Mit diesen «Betroffenen» wolle er über seine Musik eine Verbindung aufbauen. «Musik ist noch einer der letzten heiligen Räume, in den sich die Leute trauen.»
Wann er sich selbst auf deutsche Bühnen traut, ist noch unklar. Seine derzeitige Tour führt ihn erstmal durch Großbritannien, Irland, USA und Kanada. (dpa)
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