"All by myself" – Wie Gloria Gray ihren 60. Geburtstag feiert
Am 22. Dezember wird sie 60 Jahre jung: Gloria Gray. Im exklusiven Vorab-Interview verrät die Entertainerin, Schauspielerin, Produzentin und Autorin, die zudem ihre 40-jährige Bühnenpräsenz feiert, worauf sie stolz ist. Was sie umtreibt. Und was sie selbst zum Geburtstag verschenkt.
AZ: Frau Gray, gleich zum bevorstehenden Ehrentag am 22. Dezember. Wie fühlt sich die Sechzig für Sie an?
GLORIA GRAY: Ich bin dankbar und freue mich, dass ich sie erleben darf, viele meiner Wegbegleiter sind ja schon von uns gegangen. Nach wie vor bin ich umtriebig und voller Tatendrang, werde jetzt bis zum 21. Februar, also bis zu meiner Show "Gloria Gray 6.0: Das (doppelte) Jubiläum – da kommt was z’samm!" im Silbersaal im Deutschen Theater durchpowern. Ab dann gönne ich mir eine Auszeit und schaue, was passiert! Das hatte ich die letzten vier Jahrzehnte noch nie; hatte ja als Selbstständige immer vier, fünf Stellen gleichzeitig am Köcheln. Ich habe zwar sehr viel Schaffenskraft und -drang. Aber ich merke schon auch, dass ich nicht mehr ganz so viel Energie habe wie früher, eher an meine Grenzen komme, ich nicht mehr so belastbar bin, auch nervlich! Darum meide ich inzwischen auch Energievampire und überlege mir sehr gut, wann ich mich mit wem einlasse, beruflich wie privat.
Gloria Gray: "Ich brauche auch meine Auszeiten"
Also draußen Action, privat aber eher zurückgezogen?
Ich arbeite gerne im Team, hab viel Halligalli, bin in vielem das Zugpferd und gebe alles! Aber ich brauche auch meine Auszeiten. Und die habe ich nach wie vor im Bayerischen Wald, in meiner Heimat Zwiesel, wohin ich vor 15 Jahren zurückgekehrt bin. Da hab ich meine Ruhe, bin für mich allein, das ist mein Ausgleich und war schon immer so, das brauche ich auch! Alleinsein ist die Königsdisziplin, das muss man aushalten können, mit sich allein, bei mir geht der Rückzug schon in Richtung Meditation. Und wenn du mit dir selbst stimmig bist, kennst du auch keine Einsamkeit. Natürlich vermisse ich in bestimmten Momenten Menschen, die vorausgegangen sind. Wie meine Mutter. Andererseits trage ich sie in mir, sie schaut durch meine Augen durch.
Das Motto der Schauspielerin: "Das Leben vorwärts leben und rückwärts verstehen"
Mal ein kleines Resümee Ihres bisherigen Lebens bitte!
Ich habe so viel erlebt, im Rückblick gesehen hauptsächlich Schönes, und kann sagen: Was für ein geiles Leben! Ich empfinde mich als glücklichen Menschen. Auch mit den unschönen Erfahrungen und was ich als junger Mensch und durch die Transition von männlich zu weiblich immer wieder in meiner Entwicklung erlebt habe – das habe ich schon vielfach im Positiven zurückbekommen, ich bin schon so lange im Bonusbereich und mir dessen auch bewusst. Mein neues Motto: Das Leben vorwärts leben und rückwärts verstehen! So oder so: Das Leben ist kurz – also mach die Reise jetzt, gönn dir was Schönes.
Klingt nach großer Freiheit.
Frei wie ein Vogel und vogelwuid, sozusagen! Seit ich volljährig bin, hab' ich mein Leben selbst in die Hand genommen, war nie verheiratet, eine enge Beziehung kann ich mir auch nicht mehr vorstellen. Das hatte ich ansatzweise, da bin ich aber nicht die Richtige – auch das habe ich irgendwann für mich erkannt. Es passt für mich so, aber ich bin offen für alles, was noch kommt. Deshalb konnte ich mich voll auf meine Karriere konzentrieren. Was ja nicht heißt, dass ich wie eine Nonne lebe (lacht).
Begegnungen mit Brigitte Nielsen, Pamela Anderson und Co.
Was waren bislang Ihre Highlights?
Vieles! Zum Beispiel die Drehtage 1999 als Mae West in Hollywood mit Regisseur Joseph Vilsmaier in den Paramount Studios – wohl der Traum jeder jungen Schauspielerin! Später dann im Platzl-Theater, da habe ich zwei Jahre als Moderatorin durchs Programm geführt, meine eigenen Live-Shows, das Schreiben von insgesamt vier Büchern, eine Autobiografie und drei Krimis. Plus viele tolle Begegnungen, die Spuren hinterlassen haben – wie mit Bo Derek, Brigitte Nielsen oder Pamela Anderson. Und dass ich als erste Frau mit transidentitärem Hintergrund 2020 zur Kreisrätin gewählt worden bin und um ein Haar Bürgermeisterin im Landkreis Regen geworden wäre – das war noch nie da, da habe ich ein Zeichen gesetzt und in Deutschland Geschichte geschrieben.

Warum Gloria Gray ihren Geburtstag alleine feiert
Und wie wird nun der Geburtstag gefeiert?
All by myself – auch da ziehe ich mich zurück! Ich habe keinerlei Defizite oder Nachholbedürfnisse. Geschenke brauche ich keine, ich habe mehr als genug, sondern mache selbst eine Schenkung! Nämlich meiner aufwendigen, maßgeschneiderten Bühnenkostüme, angefertigten Auftrittsschuhe, Requisiten und Archivmaterial aus meinem riesigen Fundus mit fast 90 Objekten im sechsstelligen Wert an die "Sammlung Stadtkultur" des Münchner Stadtmuseums. Eine Hommage an meine Zeit in München! Ich selbst habe ja keine Erben und freue mich, dass meine Geschichte so den zukünftigen Generationen bewahrt wird. Man muss mit warmen Händen geben. Und je älter ich werde, desto weniger brauche ich. Denn auch das ist Freiheit: sich von Dingen zu trennen und loslassen zu können!
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