Gender-Kritik von Heino: Sat.1 löscht Sendung und Konzert droht Absage
"Blau blüht der Enzian", "Edelweiß" und "Schwarzbraun ist die Haselnuss" – mit derartigen Hits hat Sänger Heino, der mit bürgerlichem Namen Heinz Georg Kramm heißt, über Jahrzehnte die Volksmusikszene dominiert. Inzwischen hat er aber entdeckt, dass er mit Covern von zeitgenössischen Titeln noch immer für Furore in der Musikindustrie sorgen kann. 2023 erschien sein Album "Lieder meiner Heimat", auf dem er vor allem Ballermann-Songs wie "Zehn nackte Friseusen", "Finger im Po – Mexiko" und "Layla" singt. Am Dienstagmorgen (19. September) war der Künstler deshalb extra ins Studio vom "Sat.1-Frühstücksfernsehen" geladen – dieser Auftritt hatte eine heiße Debatte zur Folge.
Sänger Heino flucht gegen Gendern: "Denen haben sie ins Gehirn gesch***"
Auf die Frage von Moderator Matthias Killing, was Heino denn von einer gendergerechten Sprache halte, antwortete dieser mit einer Schimpftirade: "Denen haben sie ins Gehirn gesch***, so wie wir im Rheinland sagen. Ich steh’ da überhaupt gar nicht zu. Ich werd’ weiter von der schwarzen Haselnuss singen, ich werd’ weiter 'Lustig ist das Zigeunerleben' singen. Da lass ich mich von keinem Menschen abbringen. Das ist ein Stück Kulturgut. Das habe ich in den Sechzigerjahren, in der Blütezeit des Beats, wieder populär gemacht. Und das soll auch so bleiben, wie es ist."

Nach Gender-Schimpftirade: Zuschauer-Diskussion auf Instagram
Auf dem Instagram-Kanal des "Sat.1-Frühstücksfernsehen" ist daraufhin eine Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern des Genderns entfacht. "Danke Heino, dass du zu deiner Meinung stehst und die auch öffentlich kommunizierst, ohne einzuknicken", schreibt ein Zuschauer in den Kommentaren. Ein weiterer hält dagegen und erklärt: "Dass ihr Heino ungestört so seinen Unfug reden lasst, war echt unnötig. Dass Matthias Killing dann noch freudig unterstützend daneben sitzt, ohne etwas zu sagen, legt noch eins drauf." Der Sender Sat.1 wird ebenfalls kritisiert, ein User schreibt: "Schade, dass Ihr sexistischen und rassistischen Äußerungen die Plattform gebt."
Vorwürfe gegen Sat.1: So reagiert der Sender in der AZ
Auf Instagram hat sich Sat.1 nicht zu den Vorwürfen der Zuschauer geäußert. Die AZ hat beim Sender nachgefragt, wie man zu den Aussagen von Heino und der Kritik einiger Zuschauer stehe. "Was Gäste in einer Sendung sagen, steht nicht automatisch für die Haltung eines Senders", sagt Sprecher Christoph Körfer dazu. "Trotzdem lassen Sie mich an dieser Stelle gerne Salman Rushdie zitieren. Der indische Schriftsteller, der ob seines Buches 'Die satanischen Verse' verfolgt wurde und wird, sagt: 'Redefreiheit ist das Entscheidende, um sie dreht sich alles. Redefreiheit ist das Leben.'"
"Frühstücksfernsehen"-Beitrag mit Heino online nicht mehr verfügbar
Sat.1 scheint die Vorwürfe der Zuschauer allerdings doch ernster zu nehmen als in dem Statement kommuniziert. Am Montag war der sechsminütige Beitrag mit Sänger Heino noch auf der Internetseite von Sat.1 zu sehen, inzwischen ist der Clip allerdings nicht mehr abrufbar. Auch auf dem Streamingdienst Joyn gibt es das Interview mit dem Volksmusikstar nicht mehr zu sehen. Auf Instagram ist das Foto mit Heinos Auftritt im "Sat.1-Frühstücksfernsehen" ebenfalls gelöscht.
Heino über Kritik an seinen Aussagen zum Gendern: "Dieser Wahnsinn muss endlich mal aufhören"
Wie geht Heino mit der Kritik an seinen Aussagen bezüglich Gendern um? Die AZ hat sein Management kontaktiert und von dem Sänger persönlich eine Antwort erhalten. "Das juckt mich keineswegs. Es sind ein paar Wenige, die so denken. Ich bekomme hunderte Zuschriften von Jung und Alt, die sich bei mir bedanken, dass mal endlich einer den Mund aufmacht. Ich habe weder jemanden rassistisch noch sexistisch beleidigt. Sie als Medien zitieren mehr negative Kommentare von Leuten die Gendern, als jene, die meiner Meinung sind. Das ist der wahre Skandal, wenn es überhaupt einen gibt."
Hinter den harten Worten, die Heino in seinem "Frühstücksfernsehen"-Auftritt getroffen hat, steht der Volksmusikstar auch weiterhin, wie er der AZ schreibt: "Ich bereue überhaupt nichts. Ich stehe zu 100 Prozent hinter meinen Aussagen im 'Sat.1-Frühstücksfernsehen'. Ich lasse mir doch nicht von ein paar Gehirn-Akrobaten vorschreiben, was ich singen darf. Wo kommen wir denn da hin. Die Mehrheit ist klar gegen das Gendern und dieser Wahnsinn muss endlich mal aufhören. Es gibt wichtigere Themen und Probleme in der Welt, wie den Krieg in der Ukraine, Alters- und Kinderarmut in Deutschland, die Inflation etc. Darüber sollten sich die Leute Gedanken machen, aber nicht über ein Unterhaltungslied wie Layla oder Zehn nackte Friseusen."
Der Sänger ist nicht der einzige Mann in der Öffentlichkeit, der sich gegen eine geschlechterneutrale Sprache ausspricht. Schauspieler Dieter Hallervorden hat sich in der Vergangenheit ebenfalls kritisch geäußert, genauso wie Kabarettist Dieter Nuhr. Dem gegenüber stehen Künstlerinnen wie Carolin Kebekus, Ruth Moschner und Anke Engelke, die das Gendern bereits in ihren aktiven Sprachgebrauch eingebunden haben. Wie die aktuelle Diskussion um Heino zeigt, erhitzt das Thema nach wie vor die Gemüter.
Heino-Konzert: Gastgeber Reto Hanselmann denkt über Absage nach
Eigentlich sollte Heino am 12. Oktober in der Schweiz auftreten, doch Partyveranstalter Reto Hanselmann will das Heino-Engagement noch einmal überdenken. Ursprünglich hatte er Heino zur "Hanselmann’s Wiesn" in Zürich eingeladen. "Ich teile die Aussagen von Heino in keiner Art und Weise. Unsere Partys stehen allen Menschen offen, ich setze auf Respekt und Toleranz. Das ist die Botschaft, die mir wichtig ist", so der Veranstalter in der Zeitung "Blick".
Ob Heino bei der "Hanselmann’s Wiesn" auftreten wird? Der Gastgeber bleibt unkonkret: "Wir stehen aktuell in Kontakt mit seinem Management. Ein definitiver Entscheid ist noch nicht gefallen."