Friedrich von Thun: "Extreme Situationen fördern bei mir die Lust am Spielen"

Im ZDF-Spielfilm "Beste Bescherung" gibt Friedrich von Thun ein ungeliebtes Familienoberhaupt. In der Realität hat er nur wenig mit dem charmanten Schlitzohr gemein.
München - Schauspieler Friedrich von Thun (71) stellt in Beste Bescherung (16. Dezember, 20:15 Uhr im ZDF) zum dritten Mal den schlitzohrigen Unternehmer Karl Mailinger dar. Im dritten Film über die ungleiche Mailinger-Familie feiert der Clan gemeinsam Weihnachten - und Ärger ist vorprogrammiert. Für von Thun selbst ist Weihnachtsstreit kein Thema; er hat es lieber harmonisch. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht der Österreicher über seine schönsten Weihnachtserinnerungen, widrige Umstände beim Dreh und Arbeitspläne mit seinen Kindern.
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"Beste Bescherung" ist bereits das dritte Wiedersehen mit der Familie Mailinger, und für Sie das dritte Wiedersehen mit derselben Besetzung. Wie verstehen Sie sich untereinander?
Friedrich von Thun: Es ist wirklich ein bisschen wie Familie. Es ist schon erstaunlich. Man sieht sich ein ganzes Jahr nicht, und dann kommen meine ganzen Film-Töchter und -Söhne und meine Film-Frau zusammen, und es ist wahnsinnig schön. Es ist eine sehr homogene Gruppe. Rainer Kaufmann hat die Rollen wirklich sehr gut ausgesucht, und er fördert auch den Zusammenhalt. Jeder hat seine Position und seine Bedeutung, jeder fühlt sich am richtigen Platz. Ich glaube nicht, dass es irgendjemanden in dieser Familie gibt, der sich in irgendeiner Weise ausgestoßen oder benachteiligt fühlt.
Sie haben dieses Mal mehrere Wochen auf einer Hütte gedreht. Sitzt man da nicht doch ein bisschen aufeinander? Gab es, ähnlich wie in einer Familie, vielleicht doch einmal Streit?
von Thun: Nein, gar nicht. Es waren schwierige Umstände, weil es ein Bauernhaus war, das hinterher abgerissen wurde. Manchmal wurde plötzlich nicht mehr geheizt, dann war es bitterkalt und es gab wahnsinnig hohen Schnee. Dann hat es getaut und man durfte sich durch den Matsch kämpfen. Also waren die äußeren Umstände sehr schwierig, aber das hat nichts innerhalb der Gruppe verursacht. Ich kann mich also an keine familiäre Krisensituation erinnern. Zumindest habe ich keine bemerkt (lacht).
Vor allem Sie hatten sehr anstrengende Szenen zu bewältigen. Vermisst man da nicht manchmal doch ein bisschen mehr Luxus?
von Thun: Es ist ein merkwürdiger Umstand, dass Schauspieler, die in extremen Situationen drehen, eigentlich noch größere Lust am Spielen bekommen. Es bremst einen nicht, im Gegenteil: Bei mir fördert das die Lust am Spielen, man wird dadurch noch originaler.
Karl Mailinger, das Familienoberhaupt, ist ein charmantes Schlitzohr, das dennoch immer die Sympathien der Zuschauer gewinnt. Wieviel von Ihnen selbst steckt in der Rolle?
von Thun: In jeder Rolle muss man sich natürlich einbringen. Das, was ein Schauspieler in der Figur sieht, ist auch immer ein Teil vom Schauspieler. Charakterlich habe ich nicht viel mit Mailinger, der die Leute gerne hinters Licht führt und schnell mal betrügt, gemeinsam. So bin ich nicht. Aber man wirft doch immer einiges von sich selbst in den Topf. Wenn ein anderer Schauspieler die Rolle gespielt hätte, wäre die Rolle wieder vollkommen anders.
Das große Thema des Films ist der Familienstreit an Weihnachten. Sie kommen selbst aus einer großen Familie mit vielen Geschwistern, dort haben Sie das bestimmt auch schon erlebt...
von Thun: Nein. Für mich ist Weihnachten ein wunderbares Fest. Ich verstehe nicht, warum sich manche Leute so einen Stress machen, der schließlich in einem Streit ausartet. Man muss das locker sehen und das Fest so nehmen, wie es ist. Ich freue mich auf die Kinder, auf die Enkelkinder auf die Verwandten, auf das Zusammensein. Ich hatte bisher kein Weihnachten, das katastrophal geendet ist. In Komödien schildert man das gerne so, weil es sehr lustig ist, aber ich hab es selber nie so erlebt. Für mich waren es immer sehr schöne Feste.
Was mögen Sie an Weihnachten besonders?
von Thun: Einfach das Zusammensein. Die Kinder freuen sich über Geschenke, man isst und musiziert zusammen. Christbaum, Kerzen, das Weihnachtsgebäck, das alles erweckt Assoziationen.
Welchen Stellenwert haben Geschenke für Sie?
von Thun: Mir sind Geschenke nicht so wichtig. Aber selbst zu schenken, das ist einfach schön. Ich mache mir dabei auch sehr gerne Gedanken. Es darf aber nicht in Stress ausarten. Wir limitieren das auch, diese Masse an Geschenken, die heute so üblich ist, braucht es meiner Ansicht nach gar nicht. Das Zusammensein ist wichtiger: Mein Schwiegersohn spielt Trompete, mein Sohn spielt Gitarre, ich spiele Harmonium... ich genieße das!
Können Sie sich denn an das schönste Geschenk erinnern, das Sie je erhalten haben?
von Thun: Das Geschenk, das mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist ein Buch mit österreichischen Sagen von meinem Vater. Das war direkt nach dem Krieg. Meine Mutter hat mir in diesem Jahr einen Pullover gestrickt. Das hat mich sehr gefreut. Es waren simple Geschenke, es war eben Nachkriegszeit. Ich habe bestimmt wertvollere Geschenke seitdem bekommen, aber es war einfach ein schönes Weihnachtsfest. So etwas bleibt in Erinnerung.
Ihre beiden Kinder Katharina und Max sind, ebenso wie Sie, sehr erfolgreich in der Branche. Bleibt da überhaupt Zeit, Familienfeste zusammen zu feiern?
von Thun: Wir verbringen Weihnachten normalerweise immer zusammen. Dieses Jahr feiern wir zum ersten Mal nicht zusammen, weil die Kinder bei Ihren Schwiegereltern sind. Dieses Jahr ist es also ein bisschen anders. Einsam wird es für mich trotzdem nicht, ich werde mit guten Freunden feiern.
Würden Sie vielleicht gerne mit den beiden zusammenarbeiten?
Friedrich von Thun: Unbedingt! Wenn ich einen Weihnachtswunsch hätte, dann wäre es ein Projekt mit meiner Tochter als Produzentin und meinem Sohn und mir in den Hauptrollen. Mit Max habe ich dieses Jahr schon in einem Fernsehfilm gespielt, aber da waren wir die glückliche Familie. Ich fände es aber auch toll, wenn wir uns bekriegen würden, oder einen Banküberfall zusammen planen würden. Irgendetwas Verrücktes sollte es schon sein.