Flex: Die Nische in der Isarvorstadt

MÜNCHEN - Im Flex in der Isarvorstadt ist alles wie früher: Punks, Goths, Metal-Fans, Bandmitglieder und Studenten mischen sich im Keller, trinken „U-Boot“ und können bleiben, wie sie wollen
Früher im Jugendzentrum suchten wir einen Platz mit Freunden, billigem Bier und gleichaltrigen Mädchen, die vielleicht mit uns reden. Vorm „Juz“ oder „Juze“, tranken wir mitgebrachten Schnaps und ruinierten uns beim Billard. Plötzlich kam eine Band vorbei und aus war’s mit den Mädels. Wir hatten Rauchgenehmigung und Musik, die unsere Eltern verfluchten. Wir suchten eine Nische. Eine wie das Flex.
Der Kellerclub in der Ringseisstraße ist 17 Jahre alt – so alt wie die meisten Gäste am Wochenende vor Mitternacht. Später setzen sich ältere Gäste bis 45 an die Holztische. Sie werfen einen Blick durch den Zigarettenrauch: Totenkopf- Aufkleber, Jägermeister-Werbung, Jack-Daniels-Flaschen, Flipper, Billard und Graffiti an den schwarz-orange gestrichenen Wänden – das ganze Rock-Gedöns. Alles, was Männern Spaß macht.
50 Prozent der Gäste haben eine eigene Band.
Punks und Metal-Fans flacken auf Holzstühlen oder in Ledersesseln, ein paar Goths spielen Kicker und entschuldigen sich höflich, wenn sie einen Ball ins Tor lassen. DJ Till legt Wizos „Das Leben ist ein Hund“ auf und alles ist wie immer. 2003 renovierte Besitzer Olaf seine Kneipe, ohne viel zu verändern. Auf Äußerliches geben seine Gäste nichts.
„Hier kannst du sein wie du bist“, sagt Tamara, „hast nicht den Druck wie in den spießigen Bars, die es überall gibt.“ Tamara hat viele Abende im Flex verbracht. „Ich wusste gleich: Hier muss ich wieder hin.“ Zu Freunden.
Die meisten sind Stammgäste. Der Grund ist die Musik: Es gibt wenige Bars mit solch fachkundigem Publikum. Tobi weiß: „50 Prozent haben eine eigene Band.“ DJ Till ist seit zehn Jahren hier: „Du kannst kommen und bleiben, wie du willst.“ Und: „Die Preise sind sehr günstig.“ Hinter vorgehaltener Hand sagt er das. Es soll sich ja nichts ändern.
Thomas Gautier