Fergie verärgert türkische Regierung

Mit einem Dokumentarfilm über schlimme Zustände in türkischen Waisenhäusern hat die Ex-Frau des britischen Prinzen Andrew, Sarah Ferguson (49), die Regierung in Ankara verärgert.
Mit Perücke und Kopftuch verkleidet und in Begleitung ihrer Tochter Prinzessin Eugenie (18) sowie eines britischen TV- Journalisten hatte «Fergie» heimlich Videoaufnahmen von kahlgeschorenen und verlumpten Kindern gemacht. Sie sollen an diesem Donnerstag in Großbritannien im Fernsehen gezeigt werden.
Die für Soziales zuständige türkische Staatsministerin Nimet Cubukcu warf der Herzogin von York vor, sie hege böse Absichten und wolle die Bewerbung der Türkei um eine Mitgliedschaft in der EU beschädigen, wie türkische Medien am Dienstag berichteten.
Die Sprecherin Fergusons wies diese Vorwürfe zurück: «Die Herzogin von York hatte keine politischen Motive. Es ging alleine um das Wohlergehen der Kinder», sagte Kate Waddington.
Bei ihrer Undercover-Aktion in einem Waisenheim für mehr als 700 Kinder nahe Ankara fand Sarah Ferguson Kinder, die ans Bett gefesselt waren oder den ganzen Tag im Gitterbett zurückgelassen wurden. Ein Kind, das nicht ins Freie durfte, wurde gesehen, wie es einen Flur entlang krabbelte, um die Sonne auf seinem Gesicht zu spüren, wie britische Medien am Dienstag berichten.
Türkische Zeitungskommentatoren forderten, die Zustände in den Waisenhäusern unter die Lupe zu nehmen. Mehrere Blätter kritisierten, die Regierung sorge sich mehr um den Ruf des Landes, als die Probleme in den Waisenhäusern zu lösen. Allerdings berichtete die Tageszeitung «Vatan», Ferguson habe Spenden angeboten, wenn ihr in Ankara und Istanbul die Einrichtungen mit dem schlimmsten Zuständen gezeigt werden.
Die türkische Regierung ordnete unterdessen eine Überprüfung der Waisenhäuser an. Die türkische Botschaft in London protestierte jedoch wegen der Aufnahmen. Der türkische Außenminister Ali Babacan bezeichnete das Vorgehen der Dokumentarfilmer als nicht akzeptabel.
Der britische Fernsehsender ITV rechtfertigte die Aktion seines Journalisten: «Zu einer Zeit, in der die britische Regierung den EU- Beitritt der Türkei befürwortet, handelt es sich um ein Thema von öffentlichem Interesse.»