"Es würde mich verrückt machen"

SOPHIE WEPPER: Wir haben glücklicherweise nicht die Situation wie im Film, dass ich bei meinem Vater wohne. Seit kurzem lebe ich ja auch nicht mehr in München, sondern in Berlin. Jetzt ist es so, dass mein Vater und ich uns Freude, wenn wir uns wiedersehen.
Was hat Sie nach Berlin gezogen? Wollten Sie einfach Abstand zum Elternhaus?
Nein, das hat damit gar nichts zu tun. Mit Berlin habe ich schon sehr lange geliebäugelt. Hinzu kam, dass mein Freund in Berlin einen Job angefangen hat. So hat sich das ergeben.
Wir wissen von Ihnen, dass Sie schon ein paar eher kurze Beziehungen hinter sich haben. Fühlen Sie sich noch in der Findungsphase?
Ach, ich denke nicht, dass man das in Phasen aufteilen kann. Ich finde das aber auch nicht schlimm, mehrere Partner zu haben. Man lernt einen Menschen kennen, irgendwann merkt man, es funktioniert nicht als Paar – ja, dann ist es doch besser, man belässt es bei einer guten Freundschaft. Es ist doch ein großes Geschenk, wenn man einen Menschen trifft, mit dem es gelingt, eine Partnerschaft aufzubauen. Und wenn es nicht gelingt, ist es wunderbar, die Freiheit zu haben, das dann auch wieder zu beenden.
Ihr momentaner Freund Maximilian Wentzler ist fünf Jahre jünger als Sie. Eher ungewöhnlich.
Finden Sie? Ich mache mir darüber gar keine Gedanken.
Neulich wurden Sie und Ihr Freund im Berliner Hotel Adlon gesehen – beim Essen mit Ihren Eltern. Gab's was zu feiern?
Nein, meine Eltern haben uns nur in Berlin besucht und sich unsere Wohnung angeschaut. Wir haben einen schönen Abend zusammen verbracht. Hochzeit oder Kinder sind für mich momentan kein Thema. Es ist alles gut so, wie’s ist. Ich bin sicherlich ein Familienmensch und wünsche mir durchaus irgendwann Kinder. Aber jetzt noch nicht.
Halten Sie die Ehe überhaupt noch für zeitgemäß?
Oberflächlich betrachtet ist die Ehe heute vielleicht ein altmodisches Modell. Man braucht sie als Frau heute nicht mehr, um versorgt zu sein – oder als Paar, um gesellschaftlichen Normen zu entsprechen, so wie das ja früher einmal war. Heutzutage kann man problemlos in wilder Ehe leben und Kinder von mehreren Männern sammeln. Ein Stück verbindlicher zu sein, hat für mich aber eine gewisse Romantik, weil dahinter Freiwilligkeit steckt. Ich finde es schön, sagen zu können: Das ist mein Mann! Die Beziehung bekommt dadurch vielleicht noch einmal eine andere Qualität.
Können Sie sich an der Ehe Ihrer Eltern etwas Positives abgucken – trotz aller Turbulenzen, die es da gab?
Mit Sicherheit, dass man vieles überwinden kann. Dass man sich immer wieder zusammenraufen kann und nicht immer gleich alles hinschmeißen sollte. Ich habe gelernt, dass man selbst große Krisen gemeinsam meistern kann und sich trotz allem ein Leben lang verbunden fühlen kann. Man darf ja nicht vergessen: Meine Eltern sind jetzt über dreißig Jahre verheiratet.
Welche Fehler möchten Sie auf gar keinen Fall machen in Ihren Beziehungen?
Ich würde private Krisen niemals öffentlich austragen. Am liebsten wäre mir ohnehin, mein gesamtes Privatleben unter Verschluss zu halten, aber das ist ja in diesem Beruf leider nicht so einfach.
Könnten Sie Ihrem Lebensgefährten einen Fehltritt verzeihen?
Das kommt wahrscheinlich ganz auf die Situation und die Beziehung an. Ich hoffe nicht, dass ich so schnell in die Situation komme, das entscheiden zu müssen. Vielleicht ist ein einziger Seitensprung tatsächlich bedeutungslos – verglichen mit einem ganzen Leben, das man sich aufgebaut hat und gemeinsam verbringen wollte. Also, wenn ich mir vorstelle, ich hatte eine jahrzehntelange Beziehung – ich glaube, ich würde das nicht leichtfertig alles hinwerfen. Möglicherweise würde mich das unglücklicher machen, als mit diesem einen Fehltritt zu leben und ihn zu verzeihen. Schwierig - bis jetzt weiß ich von keinem Seitensprung meiner früheren Lebensgefährten, kam also noch nicht in die Verlegenheit, darüber nachdenken zu müssen. Ist ja auch kein Thema, das ich mir ständig vorstellen möchte. Ich bin mir aber sicher, dass es mich verrückt machen würde.
Manchmal mischen sich Väter ja ein ins Liebesleben der Tochter: aus Angst, sie könnte an den Falschen geraten.
Das würde ich mir ganz entschieden verbitten. Das kam aber zum Glück auch nie vor.
Interview: Torsten Schuster