Ein Starkoch ohne Jahresabschlüsse: Schuhbeck-Prozess offenbart ungeahnte Abgründe
Es ist der erste Prozesstag, an dem der Angeklagte Alfons Schuhbeck mal nicht selber das Wort ergreift. Stattdessen berichtet Insolvenzverwalter Max Liebig, wie sich die finanzielle Lage des Schuhbeck-Imperiums darstellt.
Nicht gut, das wird am dritten Prozesstag mehr als deutlich. Der Star-Koch hat im Laufe der Jahre einen riesigen Schuldenberg angehäuft.
Insolvenzverwalter sagt in Schuhbeck-Prozess aus: Es geht um 27 Millionen Euro
Stand jetzt, so der Insolvenzverwalter am Mittwoch im Zeugenstand, schuldet Schuhbeck seinen Gläubigern 27 Millionen Euro. Das könne aber noch mehr werden, erklärt Liebig, die Zahl der Gläubiger könne bis zum Ende des Jahres und dem Abschluss des Verfahrens noch wachsen.
Schuhbeck steht unter anderem wegen Insolvenzverschleppung und Betrugs mit Corona-Hilfen vor Gericht. Er hat die Tatvorwürfe im Wesentlichen eingeräumt, davon gesprochen, ihm sei alles über den Kopf gewachsen. Er gehe davon aus, dass nur ein Bruchteil der geforderten Summe zurückgezahlt werden könne, sagte Liebig, und sprach von einer Quote im niedrigen zweistelligen Bereich.
Kritik an Buchführung
Der Insolvenzverwalter nimmt vor Gericht die (kaum vorhandene) Buchführung Schuhbecks ins Visier. Bei der Eröffnung der Insolvenzverfahren wegen „Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ im Jahr 2021 habe er keine nennenswerte Buchhaltung für die Firmen vorgefunden. Und wenn was gefunden wurde, dann sei es nahezu wertlos gewesen, weil die Verbuchungen oftmals fehlerhaft gewesen seien.
Jahrelang habe es beispielsweise keinerlei Jahresabschlüsse gegeben. Die Firmen seien untereinander verflochten gewesen, so dass es „keine saubere Trennung der einzelnen Unternehmen“ gegeben habe. Von Firmen, deren Konten nicht gepfändet worden seien, sei immer wieder Geld an andere Firmen überwiesen worden, um dort die drängendsten finanziellen Löcher zu stopfen.
Nur drei Firmen verkauft
Tatsächlich konnte der Insolvenzverwalter nur drei von zehn Firmen des TV-Kochs – Schuhbecks Gewürze, die Südtiroler Stuben am Platzl und den Partyservice – verkaufen. Für den großen Rest sei auch keine nennenswerte Insolvenzmasse vorhanden. Deswegen hätten die Unternehmen im Insolvenzverfahren dann nicht mehr Wert gehabt. Liebig: „Einen echten Wert gab es nur durch die Marke Alfons Schuhbeck.“
Einzelne Verfahren eingestellt
Aber es gibt am Mittwoch auch Erfreuliches aus Sicht Schuhbecks. Die Strafkammer unter dem Vorsitz von Uwe Habereder gibt dem Antrag der Staatsanwaltschaft statt und stellt einige Verfahren zu Einzelfällen ein, da sie bei der Strafzumessung nicht groß ins Gewicht fallen. In seiner Begründung zollt Habereder dem Angeklagten Respekt, weil sich dieser dem Verfahren trotz großer gesundheitlicher Probleme gestellt habe.
Schuhbeck sei unheilbar an Krebs erkrankt, hatten seine Anwälte Norbert Scharf und Hans-Joachim Eckert beim Prozessauftakt erklärt. Er wird außerhalb des Gefängnisses behandelt. Zu diesem Zweck wurde die Haftstrafe – Schuhbeck war im Oktober 2022 wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und zwei Monaten verurteilt worden – bis September ausgesetzt.
Verständigung auf einen Deal
Die Prozessbeteiligten hatten sich bereits beim Auftakt darauf verständigt, dass Schuhbeck unter Einbeziehung der Haftstrafe vom Oktober 2022 mit einer Gesamtfreiheitsstrafe von mindestens vier Jahren, höchstens aber vier Jahren und acht Monaten rechnen muss. Eine solche rückwirkende Bildung einer Gesamtstrafe ist dann vom Gesetzgeber vorgesehen, wenn die Taten zeitlich so liegen, dass sie auch schon im ersten Prozess hätten angeklagt werden können.
Urteil am 14. Juli
Nach der Terminplanung des Landgerichts soll der Prozess am 14. Juli seinen Abschluss finden. Zunächst würden an diesem Tag die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung gehalten werden. Bevor dann das Gericht sein Urteil in Sachen Alfons Schuhbeck verkündet.