"Dr. Tod" plant seine Zukunft als Leiche

Für den als "Dr. Tod" bekannten Wissenschaftler Gunther von Hagens ist auch die eigene Sterblichkeit inzwischen ein ständiger Begleiter. Der 69-Jährige leidet an Parkinson, eine Krankheit, die "wie sterben üben" für ihn sei.
von  (ln/spot)

Für den als "Dr. Tod" bekannten Wissenschaftler Gunther von Hagens ist auch die eigene Sterblichkeit inzwischen ein ständiger Begleiter. Der 69-Jährige leidet an Parkinson, eine Krankheit, die "wie sterben üben" für ihn sei. Für sein Dasein nach dem Tod hat der "Körperwelten"-Erfinder aber bereits konkrete Pläne.

Der Tod ist für ihn kein Tabu. Im Gegenteil. Für den Anatom und Wissenschaftler Gunther von Hagens (69) stehen tote Menschen im Mittelpunkt seines Lebens. Mehr noch: Er präpariert Leichen und Leichenteile als Kunstobjekte, die viele Menschen gleichermaßen faszinieren und abstoßen. Seine Ausstellung "Körperwelten" haben über 33 Millionen Besucher gesehen, was ihm den Ruf "Dr. Tod" ("Spiegel") eingebracht hat. Er benutzt ihn jetzt als Künstlernamen.

Ein Bildband mit den Plastinaten aus "Körperwelten" gibt es hier zu kaufen

Die Nähe des Todes spürt Dr. Gunther Hagens mittlerweile am eigenen Leib. Der 69-Jährige leidet an Parkinson. Die Krankheit habe ein Stadium erreicht, das "wie Sterben üben" sei, so beschrieb es von Hagens der "Frankfurter Rundschau". "Insbesondere habe ich es während der ersten Monate so empfunden, als die Krankheit sehr schnell fortgeschritten ist und ich bemerken musste, dass mir für mich wichtige Fähigkeiten buchstäblich wegstarben. Das rechtshändige Schreiben zum Beispiel, Vorlesungen halten, Streitgespräche führen. Oder einfach die Computer-Tastatur normal bedienen und nicht langsam wie eine Schnecke."

Bei einem Auftritt in der Münchner Olympiahalle, wo derzeit seine "Körperwelten" bis zum 5. Oktober zu sehen sind, sagte von Hagens der "Süddeutschen Zeitung", es müsse immer sein "Quasselwasser" aus einem Fläschchen mit aufgelösten Tabletten trinken, denn ohne könne er kaum mehr sprechen.

Manchmal bricht der provokante Wissenschaftler, der stets einen Hut trägt, unvermittelt in Tränen aus. Da sei "die Hirn-Chemie eines Parkinson-Patienten", sagt er dann.

Sein Zustand als Patient habe den Blick auf das eigene Lebensende verändert. In der Talkshow "Menschen bei Maischberger" schilderte Gunther von Hagens seine Gefühle: "Durch die Krankheit habe ich die emotionale Seite des Todes kennen gelernt. Bisher habe ich nur die intellektuelle gekannt... Als ich die Diagnose Parkinson bekam, dachte ich, das Leben ist zu Ende. Ich habe aber auch gedacht, es ist eine Chance für mich. Ich muss das Leben jetzt anders sehen, es kann auch ein Gewinn sein. Man darf nie aufgeben."

Bereits vor Jahren hat der Wissenschaftler verfügt, dass er nach seinem Tod in seiner Dauerausstellung in Guben/Brandenburg zu sehen sein wird. Das bekräftigte von Hagens erneut. Er wolle als ein "in Begrüßungspose stehendes Ganzkörper-Plastinat" zu sehen sein.

Will er damit der eigenen Vergänglichkeit ein Schnippchen schlagen? "Ja, wenn leider auch nur der körperlichen. Deshalb spreche ich auch von der Wiederauferstehung des Leibes. Die Auferstehung der Seele wäre wunderbar, doch es fehlt mir der Glaube daran."

Vielleicht sei seine Präsent als Ausstellungsstück in seinem "postmortalen Schönheitssalon" auch "in Stück Narzissmus. Aber ich finde einfach, nach dem Tod kann meinem Körper nichts Besseres widerfahren, als weiter der anatomischen Lehre zu dienen."

Vorher hat er aber noch irdische Pläne: "Ich sehe wie die Zeit rennt, und ich habe noch so viel vor. Ich will meine Biographie schreiben."

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.