Diven-Sprechstunde: Sophia Loren in Hamburg
HAMBURG - Eine Film-Diva wie Sophia Loren kommt nicht einfach so zu einer Pressekonferenz - sie erscheint. Der Trubel um den Weltstar nimmt dabei mitunter absurde Ausmaße an.
«Wir möchten Sie bitten, ruhigzubleiben», bereiten die Initiatoren der Schiffs-Taufe in Hamburg die Wartenden ehrfurchtsvoll auf die prominente Taufpatin Sophia Loren (75) vor. «Bleiben Sie dort, wo Sie jetzt sind, damit alles entspannt bleibt.»
Gelächter und ungläubige Blicke: Meinen die das ernst? Seit mehr als einer Stunde referieren die Verantwortlichen über die «MSC Magnifica», doch eigentlich warten alle nur auf «La Loren». Die Leinwandlegende aus Italien ist schließlich nicht jeden Tag in Deutschland - zumal auch noch an einem Oscar-Wochenende.
Schwarzer Hosenanzug, zwischen leuchtend roter Schleife am Hals und gleichfarbigem Oberteil das berühmte Dekolleté, die grünlichen Katzenaugen hinter einer großen Brille, wallende Mähne und ein strahlendes Lächeln: «Bellissima» im Blitzlichtgewitter.
Fotografen drängen sich um sie, rufen höflich «Prego, Sophia» und hoffen auf einen Blick in ihre Kameras. Während in Los Angeles der Countdown für die Oscar-Verleihung läuft, weilt die selbst mehrfach mit dem Filmpreis ausgezeichnete Schauspielerin am Samstag auf der «Magnifica». Bei den meisten Namensgebungen der nunmehr elf MSC-Kreuzfahrtschiffe sei sie der Star gewesen, erzählen die Reederei- Chefs. Als Taufpatin ist Loren da, als Traumfrau wird sie befragt.
Plötzlich scheint alle Welt Tipps von La Signora haben zu wollen. Rund 15 Minuten dauert die kleine «Diven-Sprechstunde», also die Sprechviertelstunde, in der das einstige Sexsymbol mehr Schönheits- denn Schifffahrtsfragen beantworten muss.
Und selbst sie, deren Aussehen bei jedem Auftritt Thema ist, kann sich in solchen Momenten noch überrascht zeigen. Ob sie tatsächlich in Olivenöl bade, fragt jemand. «Nein, um Gottes willen! Ich benutze Öl nur für Salate und nicht fürs Baden!», antwortet die Film-Ikone, die als Schönheitsgeheimnis früher gern «Pasta und Amore» angab. Ihr wichtigstes Rezept: «Mit mir selbst im Frieden sein.» Ihr Kosmetik- Favorit seien Lippenstifte. «Ich habe ganz dunkle Lippen und es fällt mir immer schwer, einen zu finden, der meine Lippen blasser erscheinen lässt.»
Auf die jahrzehntelange Ehe mit Filmproduzent Carlo Ponti angesprochen, der vor drei Jahren starb, sagt sie: «Wenn Sie die richtige Person in Ihrem Leben zur richtigen Zeit treffen, dann können Sie ihr ganzes Leben mit der Person verbringen. So einfach ist das.» Auch über ihre Mutter, die Loren in einer Verfilmung ihres Lebens für das italienische Fernsehen selbst spielt, spricht sie. «Das war ein sehr schwieriger Film... Ich wollte Höchstleistung vollbringen», berichtet Loren. «Meine Mutter war sehr präsent in meinem Leben.» Zu Filmarbeiten war sie vor genau 50 Jahren auch in Hamburg: Damals drehte sie «Die Eingeschlossenen von Altona». Der Hafen der Stadt sei ein Ort, an dem sie sich gleich zu Hause fühle.
Und am Ende geht es dann doch noch ein bisschen um das, wozu sie eigentlich hier ist: Loren erzählt, dass sie auf Schiffen vor allem den Wellnessbereich mag. «Nicht aus Eitelkeit, sondern weil ich sonst keine Zeit dazu habe», sagt die Schauspielerin, die zurzeit im Kino in dem Filmmusical «Nine» zu sehen ist. Bald wolle sie mit ihren Enkelkindern auf Schiffsreise gehen. Ob sie schon mal seekrank war? «No!», antwortet sie. «Ich bin Neapolitanerin. So etwas gibt es bei uns gar nicht.» Noch ein Lächeln und Winken in die Kameras - auch der Abgang einer Diva will gekonnt sein.
dpa
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