Dietl köpft sein „Baby“
Der Kir-Royal-Regisseur und sein Hero Baby Schimmerlos verstehen sich nicht mehr – Helmut dreht ohne Franz Xaver. Graeter enthüllt es
Baby Schimmerlos ist seinen Schimmer los. Die Paraderolle im neuen „Kir Royal“-Film von Helmut Dietl gibt es nicht mehr. Diese sensationelle Entscheidung fällte der Schöpfer der Gesellschaft-Satire und verriet sie mir am Telefon. Dietl und sein Hauptdarsteller Franz Xaver Kroetz verstehen sich nicht mehr. Kurz vor Drehstart musste sich nun Helmut von seinem bisherigen Baby Schimmerlos trennen, der an einer komplett anderen Anschauung über die Rolle festhielt.
Ziemlich gespreizt gab Kroetz an, dass er „die Aufgabe übernehmen muss, die historische Figur vor ihrem Erzeuger zu schützen“. Der Baby Schimmerlos im neuen Film sei „menschenverachtend und zynisch“. Eine merkwürdige Erkenntnis, denn in den ersten sechs „Kir Royal“-Folgen hatte Kroetz schon einen nicht unbedingt zimperlichen Klatschreporter dargestellt. Die pikante Kult-Serie war mit Pfeffer gewürzt.
"Ich habe auf die Rolle komplett verzichtet"
Der Dietl'sche Schöpfungsakt für einen neuen Film dauert meist fünf Jahre. Helmut Dietl benötigt allerdings noch immer eine kleine finanzielle Spritze, um die „Kir Royal“ -Fortsetzung in bekannter Qualität in Szene zu setzen. Helmut, dem der geköpfte Kroetz seine schauspielerische Karriere zu verdanken hat, meint gelassen und ohne Bitterkeit, dass sein „Baby“ schon früher immer unberechenbar gewesen sei. „Ich konnte unsere Trennung aber nicht länger verschweigen, nachdem sich die geschiedene Frau von Kroetz sich in diese Auseinandersetzung mischte“, erklärt Dietl. „Ich habe jetzt auf die Rolle komplett verzichtet und bin schon beim Umschreiben des Drehbuchs.“
Vielleicht ist die neue Version mit einem Hero im Film auch besser für den Stoff. Bully Herbig bekommt also den absoluten Hauptpart des Satire-Streifens. „Wie der Film letztlich heißt, wird sich noch zeigen. Aber noch einmal: Ich hätte wirklich gerne dargestellt, wie zwei Medien-Generationen, der alte Society-Kolumnist und der junge Straßenreporter, aufeinanderprallen. Aber es muss nicht sein“, so Monaco-Helmut.
Lästerhafte Leckerbissen
Der Meister-Regisseur und Autor sagt, er akzeptiere natürlich die Meinung von Kroetz, kann es aber auf keinen Fall zulassen, wie sich sein Akteur die Rolle spielen möchte. „Wir haben da zwei komplett unterschiedliche Ansichten. Wenn sich Regisseur und Schauspieler nicht verstehen, muss man es lassen.“ Helmut Dietl sieht in dem neuen Film Berlin mit scharfen „Kir Royal“-Augen und man kann sich schon auf einen lästerhaften Leckerbissen freuen.
Drehbeginn ist im kommenden Frühjahr am Privatflughafen Schönefeld, wo Max Zettl (Bully) als Chauffeur arbeitet, der später zum Journalisten mutiert (kommt in letzter Zeit öfters vor). Dieter Hildebrandt spielt Baby Schimmerlos’ Fotografen, der in seine Heimat nach Berlin zurückkehrt, Senta Berger einen Volksmusik-Star, Harald Schmidt den schwäbischen Ministerpräsidenten von Mecklenburg Vorpommern und Christoph Süß einen bayrischen Gewerkschaftler. Natürlich wirken auch viele hübsche Mädchen mit. Da ist Helmut Dietl gerade beim Casting.
Prickelnde Aufgabe.
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