Die Münchner Bart-Boy-Bande
München - Er ist angesagter als die It-Bag und die neuen Designer-Jeans zusammen – und noch dazu viel preiswerter zu bekommen: der Bart.
Egal, auf welcher Party ich abends bin, er ist das Männer-Must-Have der Saison.
Bei der Eröffnung des ersten Belstaff-Stores in der Maximilianstraße habe ich nur einen total glatt rasierten Mann gesehen: Erol Sander. Der Rest der Promi-Gäste trägt stolz seine Mund-Mähne vor sich her. Die Bart-Boy-Bande erobert München. Um anderthalb Zentimeter weit vorn: Constantin-Boss Oliver Berben. „Mein Bart bringt mir hoffentlich Glück für mein neues Projekt ,Hotel Adlon’. Der kommt jetzt erstmal nicht ab“, erzählt er bei einem Glas Champagner.
Seiner Freundin Katrin Kraus, die bei der Agentur von Alois Loews arbeitet, gefällt der behaarte Berben. Die beiden haben sich berufsbedingt eine Woche lang nicht gesehen – und „sehr vermisst“, wie Katrin meint. Sie küssen sich erstmal lange. „Der Bart steht ihm doch super“, so das Urteil der Freundin.
Ähnlich weit vorn im Bart-Ranking: Top-Caterer Uli Dahlmann, der als einer der ersten sein Gesichtshaar fröhlich wachsen ließ. Sein Kommentar: „Ich find das mal eine gute Abwechslung. Ein langer Bart hat so etwas wildes.“
„Rebellisch“, nennt es dagegen Stylebop-Gründer Mario Eimuth, der schon vor einem Monat sagte: „Der Vollbart ist gerade absoluter Trend. Wir Männer bewegen uns weg vom Metrosexuellen und hin zum Kernigen. Man muss nur aufpassen, dass es nicht zu Urwald-mäßig rüberkommt." Sein Tipp: „ Hinter einem langen Bart steckt nicht etwa Faulheit, sondern harte Arbeit. Ich stutze meinen Bart jeden Tag.“
Beim Bart-Wachsen zuschauen kann man gerade auch Filmemacher Simon Verhoeven, Schauspieler Max von Thun und Elyas M’Barek. Der „Türkisch für Anfänger“-Star mag Bart, Lederjacken und findet sogar auch Gefallen an der Party im Schicki-Zentrum. „Ich war davor noch nie auf so einer Maximilianstraßen-Party, weil ich immer dachte, dass das nicht so mein Ding wäre. Aber ich bin überrascht: Es ist echt ganz lustig.“
Hair-lich eben.
Michael Graeters Stilkritik: Bart? Bitte nicht!
Der Kerl im Mittelalter trug Bart. Es gab keine Rasierklinge. Wilde Wikinger und Räuber Hotzenplotz sind heute nur noch vereinzelt unterwegs. Ältere Semester mögen sich dem „Pullover“ verschrieben haben, weil sie zu faul geworden sind, sich zu rasieren, es ihnen vielleicht oben ohne zu kalt ist, oder sie wollen ihr Gesicht tarnen. Spaniens Kronprinz Felipe scheint gelegentlich männlicher wirken zu wollen und trägt Bärtchen. Selbst gut unterrichtete Hofkreise wissen nicht, was Letizia davon hält – oder kommt sie nach Feierabend damit nicht in Berührung?
In der Münchner Ausgeh-Szene gewinnt die Bart-Deko gerade Gefallen bei Männern, die eigentlich keine sind, aber kerliger wirken wollen. Für mich aber zählt Rasur zur täglichen Körperpflege, sie ist selbstverständlich wie der Fakt, dass man(n) sich allzeit bereit appetitlich präsentiert. Unrasiert ist ungepflegt und signalisiert ein Sich-Gehenlassen. Und noch etwas habe ich von den Frauen gehört: Bärte stinken.
- Themen:
- Hotel Adlon
- Simon Verhoeven