Deutscher Filmball 2015 - Filmreifes Balla-Balla
München – Es ist diese eine Frage, die manch einen Star an dem Abend umtreibt: Wie kann der Deutsche Filmball, bei dem schon aus Schuhen Schampus geschlürft (Bernd Eichinger), über den Tisch gekrabbelt (Hannelore Elsner) und bis unter den Tisch getrunken wurde (sehr, sehr viele) – denn, bitteschön, überhaupt noch getoppt werden?
Heuer setzen Leinwand-Liebling Elyas M’Barek (wie immer solo) und Regisseurin Doris Dörrie (wie immer wild gemustert) der großen Glamour-Gaudi-Gala am Samstag im Bayerischen Hof nicht etwa die Krone, sondern die Öhrchen auf – mit Papierservietten. Dafür gibt es ein nicht enden wollendes Blitzlichtgewitter. Was das über den aktuellen Zustand von Szene, Show und Society aussagt, darf sich jeder gerne selbst überlegen.
Egal, der deutsche Film lebt, besonders an diesem langen Abend – und das muss gefeiert werden. Mögen ein paar der Protagonisten wie Iris Berben, Senta Berger, Mario Adorf, Bully und Til Schweiger fehlen, die anwesenden Gäste stört das nicht. Aylin Tezel, aufstrebender „Tatort“-Star, macht mit Katja Riemann und deren Tochter Paula (zeigt stolz ihre gepiercte Zunge) die Tanzfläche unsicher. Kai Wiesinger und Bettina Zimmermann, die lange ihre Liebe versteckten, umarmen sich nun demonstrativ. Tanzen wollen sie nicht. „Nur, wenn Marilyn Manson auftritt“, sagt Wiesinger, der nicht so ausschaut, aber im Herzen „ein Rocker und Headbanger“ ist. Nach ein paar Walzern, die MP Horst Seehofer und OB Dieter Reiter („Das ist heute ein optimaler Samstagabend, alles Offizielle macht der Ministerpräsident“) mit ihren Frauen herumwirbeln lassen, wird doch Helene Fischer gespielt.
Später tritt ein Elvis-Imitator auf. Constantin-Vorstand Martin Moszkowicz sprengt beim Roulette mit seiner Zufalls-8 die Bank, gewinnt aber kein Geld, weil alles unter Charity läuft. Eine Frau sieht wie Verona Pooth aus – ist es aber nicht. „Nicht mein Werk“, flüstert Werner Mang beim Anblick der seltsam Operierten. Oliver Stone, Star-Regisseur, fällt im Filmball(a)-Balla kaum auf und klammert sich an seinem Rotwein-Glas fest. Christiane Paul und Moriz Bleibtreu amüsieren sich am Fox-Tisch von Vincent de la Tour.
Kriemhild Siegel hat einen neuen Mann dabei, der „definitiv nicht“ ihr Liebster ist. Der Ex-Liebste Ralph Siegel ist auch da, kein Problem. „Wir mögen uns ja noch“, sagt sie. Lieb haben sich beim Filmball doch eh alle.
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Das waren die Highlight-Momente:
Das außergewöhnlichste Outfit: Trägt Modedesigner André Borchers zur Schau. Schwarze, hautenge Lederhose - knallrotes, kurz geschnittenes Jacket. Dazu Schnurrbart, ein silbernes Kreuz um den Hals und wild frisiertes Haar - das toppt keiner.
Die beste Szene: Ereignet sich gleich zu Beginn, als eine junge Frau im goldglänzenden Kleid über den roten Teppich huscht. Die Fotografen bremsend, die ihre Kameras bereits zum Blitzlichtgewitter gezückt haben, ruft sie: "Ich bin nicht so wichtig!" Von den Fotografen kommt prompt zurück: "Aber hübsch!"
Das trendigste Accessoire: Ist eine schlichte weiße Tasche mit der schwarzen Aufschrift "Je suis Charlie", die unscheinbar, aber doch demonstrativ über den roten Teppich getragen wird.
Die ehrlichste Antwort: Liefert Heiner Lauterbach: "Heute tanzen wir nicht", sagt er zu seiner Frau, die immer wieder über ihr Kleid zu stolpern droht. "Das ist schon jetzt mein Lieblingskleid", erklärt der Schauspieler - weil Tanzen damit flachfällt.
Ein Blick auf die Speisekarte: Zeigt Highlights wie Saiblingskaviar, geschmorte Orangen-Chicoree und Pistazien-Sablé an Fruchtragout. Kein Wunder also, dass sich die Tanzfläche zunächst nur zögerlich füllt.