Der Verlierer-Prozess

 Der AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über das Urteil im Kachelmann-Prozess.
Arno Makowsky |
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Ist das Urteil gerecht? Niemand kann diese Frage beantworten - außer Herrn Kachelmann und der Frau, die ihn der Vergewaltigung beschuldigt. Sicher ist: Der Wettermoderator wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen, nicht weil seine Unschuld bewiesen wäre. „Im Zweifel für den Angeklagten“, lautet der Rechtsgrundsatz. Deshalb hat das Gericht richtig entschieden. Trotzdem gibt es in diesem Prozess nur Verlierer.

In erster Linie sind das Kachelmann und sein vermeintliches Opfer. Die Frau steht als Lügnerin da; dieses Stigma wird sie nicht mehr los. Und auch sein Ruf ist schwer beschädigt; das Image des Moderators als sympathisch-knuffiger Wettermann ist dahin, seitdem sein Sexleben ausgebreitet und er als Liebes-Betrüger schlimmster Sorte hingestellt wurde.
Die Kammer, die letztlich entscheiden musste, war nicht zu beneiden. Ein reiner Indizienprozess ist immer schwierig; diesmal hatten es die Richter außerdem mit widersprüchlichen Gutachten zu tun, einem profilierungssüchtigen Rechtsanwalt – und Medien, die nach jedem frischen Detail gierten. Dabei kann man Zeitungen und Zeitschriften nicht vorwerfen, dass sie sich auf diesen spektakulären Stoff stürzen. Wenn sie sich aber explizit ins Geschehen einmischen, geht das zu weit.

Kehrt Kachelmann nun tatsächlich ins Fernsehen zurück? Er täte gut daran, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Der Mann ist freigesprochen – aber als Moderator möchte man ihn nicht mehr sehen.

 

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