Der Rausch ist das Ziel
MÜNCHEN - Abstürzen im Crash: Die Getränke kosten nichts, die Mädels sind total locker – und obendrein war früher alles noch viel wilder
Alles andere ist egal. Christian (19) will saufen. Das geht nirgends in München billiger als hier, im Crash. Mit seinen Kumpels deckt er sich an der Bar ein: Bier, Wodka-Bull, alles durcheinander, alles günstig. Der Eintritt kostet sieben Euro, dann: Bier, Jägermeister – alles für 1,50 Euro. „Die Mädels macht das locker“, sagt Christian.
Der Rausch ist das Ziel. Hier im Partybunker an der Leopoldstraße, abseits vom ach so teuren München, kann jeder auf dicke Hose machen, Drinks spendieren. Dabei war früher doch alles ganz anders. Das Crash, gegründet 1968, dem Jahr, das einer ganzen Generation ihren Namen gab, ist Münchens älteste Disco. Das Crash trat an, das Nachtleben einer ganzen Stadt zu revolutionieren. Man war in, man war neu, man war aufregend. Das war früher.
Da spielte im Crash, damals noch in der Lindwurmstraße, irgendso ein Typ mit Hut, der nannte sich Udo Lindenberg, oder die Spider Murphy Gang. Schauspielerin Christine Kaufmann bandelte mit Eric Clapton an, die Zeitungen konnten mit „Groupie trägt keinen BH“ Schlagzeilen über die wilde Disco machen. Die Türsteher konnten nicht nur sortieren, sondern selektieren.
Dann drängt sich alles an die Bar – wie alles im Crash aus dunklem Holz und abgenutzt. Tablettweise kippen sie in den dunklen Ecken Schnäpse runter, die Jüngeren Desperados. In T-Shirts, Jeans, Anzug oder Lederkluft. Egal. Die Bardamen, die man so nennen darf, weil sie schon seit Jahrzehnten hier arbeiten, schütten und gießen und zapfen. Sie sorgen dafür, dass die Party läuft, aber nie aus dem Ruder. Erfahrung.
Zumindest das vermisst Haslinger nicht. „Aber sonst hat sich viel verändert“, sagt er, und wer ganz genau hinhört, spürt in Haslingers Stimme ein ganz kleines bisschen Wehmut.
Christoph Landsgesell
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