Der Mann mit den Tatort-Augen

Horst Lettenmayer wurde als „Tatort-Auge“ berühmt. Nach seiner Schauspielkarriere gründete der 67-Jährige vor 30 Jahren in Dachau eine Firma für Beleuchtungselektronik.
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Seit 39 Jahren schauen die Augen von Horst Lettenmeyer in deutsche Wohnzimmer – immer dann, wenn der Tatort beginnt.
dpa 2 Seit 39 Jahren schauen die Augen von Horst Lettenmeyer in deutsche Wohnzimmer – immer dann, wenn der Tatort beginnt.
Horst Lettenmayer lebt heute in Dachau und Toulose.
dpa 2 Horst Lettenmayer lebt heute in Dachau und Toulose.

Horst Lettenmayer wurde als „Tatort-Auge“ berühmt. Nach seiner Schauspielkarriere gründete der 67-Jährige vor 30 Jahren in Dachau eine Firma für Beleuchtungselektronik.

AZ: Herr Lettenmayer, von wem haben Sie diese schönen, blauen Augen?

Horst Lettenmayer: Von meiner Mutter. Meinen Vater kannte ich kaum. Er ist im Krieg gefallen als ich vier war.

Haben Ihre Kinder die Augen geerbt?

Nein. Meine Tochter hat grüne Augen – die Mama ist Münchnerin. Die Mutter meines Sohnes ist Indonesierin.

Ihr Augenpaar ist zu Beginn eines jeden „Tatorts“ zu sehen. Was ist es für ein Gefühl, seit 39 Jahren in deutsche Wohnzimmer zu schauen?

Ein durchaus angenehmes. Und es weckt Erinnerungen an meine Schauspielzeit. Ich bin ja nun seit mehr als 30 Jahren weg von der Szene.

Aber „Tatort“ hat Sie als Schauspieler unsterblich gemacht.

Das wird sich noch herausstellen. Für mich war es eine einmal erbrachte Leistung.

Für die Sie nur 400 DM bekamen. Ärgert Sie das?

Ich wollte nie Millionär werden. Außerdem ist der „Tatort“ nicht mein Lebensinhalt.

Dennoch sind Sie erfolglos vor Gericht gezogen?

Ja, aber anscheinend sind meine Augen austauschbar und haben keinen Erkennungswert. Zudem bekommen Schauspieler nur einmal Geld. Der Einzige, der jemals heimlich Wiederholungshonorar bekam, war Heinz Rühmann.

Gab es eine andere Art von Wiedergutmachung?

Ich durfte in einem „Tatort“ mitspielen. Das war so ein Versuch, mir nach der spärlichen Entlohnung etwas Gutes zu tun - eine Dreitages-Dreh-Karriere.

Wie ging es mit der Schauspielerei weiter?

Ich stand viel auf der Bühne, habe die Regieassistenz im Deutschen Theater übernommen, das junge jüdische Theater gegründet und viel Synchronisation gemacht.

Wem haben Sie Ihre sonore Stimme geliehen?

Ich sprach den Held Siegfried auf einer Langspielplatte und ich war der Ameisenoffizier bei Biene Maja.

Aber Sie haben auch in anderen Filmen mitgewirkt – Stichwort „Schulmädchen-Report“?

Das war eine hübsche Sache. Es ist keine rühmliche Erinnerung, aber es waren nur drei Tage in diesem Milieu. Damals war meine Szene natürlich äußerst anrüchig. Ich musste das alles heimlich machen.

Warum heimlich?

Ich wurde katholisch erzogen und hatte eine sehr sensible Mutter, die darauf geachtet hat, dass der Bub nichts Falsches macht.

Warum haben Sie sich von der Schauspielerei verabschiedet?

Entweder man schießt irgendwann ganz nach oben oder nach unten. Der Weg ist anstrengend. Ich kann mich noch gut an den kleinen Thommy Ohrner erinnern. Solche Kinder taten mir leid. Seine Mutter zerrte ihn in die Studios und eigentlich wollte nur sie berühmt werden.

Und dann haben Sie die Elektrotechnik vorgezogen?

Das war eine Nebentätigkeit von mir, mit der ich aber mehr Geld verdient habe, als mit der Schauspielerei. Ich sagte mir ,Junge, sei ehrlich und mach das, womit du was verdienst’.

Wie oft sind Sie heute noch in der Firma?

14 Tage im Monat. Die restliche Zeit bin ich in Frankreich. Ich habe dort ein Grundstücklein in der Nähe von Toulouse gekauft und einen weiteren Vertrieb aufgebaut.

Kriegen Sie noch Fanpost?

Ja. Es gibt einen heimlichen Fanclub. Ich habe auch noch Setcards, die ich brav unterschreibe.

Dorina Herbst

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