Der letzte Auftritt der Kessler-Zwillinge (†89) im Foto: "Ich fand sie ruhiger als sonst"

Circus-Roncalli-Premiere am 24. Oktober in München: Niemand wusste, dass es der letzte Auftritt von Alice und Ellen Kessler sein sollte.
von  Steffen Trunk
Die Kessler-Zwillinge zeigten sich ein letztes Mal gemeinsam mit Carolin Reiber in der Society
Die Kessler-Zwillinge zeigten sich ein letztes Mal gemeinsam mit Carolin Reiber in der Society © BrauerPhotos/Dominik Beckmann

Die deutsche Showwelt trauert um zwei ihrer strahlendsten Ikonen: Die Kessler-Zwillinge sind mit 89 Jahren gemeinsam in ihrem Haus in Grünwald verstorben. Wie sie ihr Leben lang Seite an Seite standen, so gingen sie nun auch ihren letzten Weg – unzertrennlich bis zum Schluss. Selbstbestimmt nahmen sie Abschied. Die Polizei bestätigte der AZ einen Polizeieinsatz in Grünwald. Eine Straftat schließen die Beamten aus. Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt es demnach nicht. 

Alice und Ellen Kessler sterben am Montag in deren Haus in Grünwald

Alice und Ellen Kessler prägten über Jahrzehnte die Unterhaltungsgeschichte. Mit Charme, Eleganz, Präzision und ihrer unverwechselbaren Synchronität eroberten sie internationale Bühnen und Fernsehstudios. Ob in glitzernden Revuen, großen TV-Shows oder als Botschafterinnen eines unbeschwerten Lebensgefühls – die eineiigen Kessler-Zwillinge verkörperten Glamour und Professionalität wie kaum ein anderes Duo.

Kessler-Zwillinge im Werksviertel: Letztes Foto in München

Als am Montagnachmittag der Tod von Alice und Ellen Kessler publik wird, ist die Münchner Society schockiert. Niemand ahnte, wie es den berühmten Zwillingen zuletzt wirklich ging. Ein letztes Mal zeigten sich die beiden Schwestern am 24. Oktober im Circus Krone. Im Münchner Werksviertel fand die Roncalli-Premiere des neuen Programms "ARTistART" statt.

Gemeinsam mit Carolin Reiber im Zirkus

Die Kessler-Zwillinge posierten gemeinsam mit Moderatorin Carolin Reiber am Rand der Manege. Alles schien wie immer. Alice und Ellen waren perfekt gestylt, die Haare frisch geföhnt und die bunten Mäntel farblich aufeinander abgestimmt. Niemand konnte vermuten, dass die beiden drei Wochen später nicht mehr leben würden.

"Ich fand sie ruhiger als sonst und etwas zurückhaltender. Vielleicht geht es ihnen nicht gut, dachte ich mir noch"

Uschi Ackermann

Auch Uschi Ackermann war auf der Zirkus-Premiere. Die Witwe von Feinkost-König Gerd Käfer (†82) ist fassungslos. Der gemeinsame Tod der Kessler-Zwillinge erschüttert sie zutiefst. Ackermann sagt der AZ: "Ich fand sie ruhiger als sonst und etwas zurückhaltender. Vielleicht geht es ihnen nicht gut, dachte ich mir noch."

Ellen Kessler hatte Operationen zu überstehen, beide litten an Schmerzen – trotz jahrzehntelanger Disziplin und Gymnastik bis ins hohe Alter. 

Uschi Ackermann (re.) gemeinsam mit Dunja Siegel bei der Programm-Premiere von Circus Roncalli
Uschi Ackermann (re.) gemeinsam mit Dunja Siegel bei der Programm-Premiere von Circus Roncalli © BrauerPhotos/Dominik Beckmann

Geboren wurden Alice und Ellen Kessler 1936. Sie wurden früh entdeckt und stiegen in den 1950er- und 60er-Jahren zu echten Stars auf. Die beiden zählten zu den erfolgreichsten deutschen Entertainerinnen. Die eineiigen Zwillinge standen mehr als 60 Jahre lang auf der Bühne, unter anderem mit Frank Sinatra, Fred Astaire und Harry Belafonte. Besonders in den USA, in Frankreich und in Italien wurden die Schwestern gefeiert. Noch mit 80 Jahren standen sie für das Udo-Jürgens-Musical "Ich war noch niemals in New York" auf der Bühne. 

60 Jahre im Showbusiness: So erfolgreich waren die Kessler-Zwillinge

Schon als kleine Mädchen lernten sie das Tanzen, wurden vom Vater gedrillt. Bald gehörten sie zum Kinderballett der Leipziger Oper und schafften die Aufnahme für die Operntanzschule. 1952, im Alter von 16 Jahren, flohen sie in den Westen und kamen nach Düsseldorf. Um selbstständig und finanziell unabhängig zu sein, tanzten sie in einem Revuetheater. 

Dort wurde 1955 der Direktor des Lido in Paris auf die blonden jungen Frauen aufmerksam. Er engagierte sie für das berühmte Varieté auf den Champs-Élysées – die internationale Karriere nahm ihren Lauf. 

Anmerkung der Redaktion: In der Regel berichtet die AZ nicht über Selbsttötungen – es sei denn, die Tat erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie bei der Telefonseelsorge: 0800–111 0 111 und 0800–111 0 222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist kostenlos.

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