Das zweite Leben eines Kultstars

„Wie soll man wissen, was Glück heißt, wenn man ihm nie begegnet ist?”, hat Cleo Kretschmer mal gefragt. Die Schauspielerin und Autorin wird am Freitag 60 Jahre alt.
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Schauspielerin Cleo Kretschmer feiert am 11. Februar 60. Geburtstag. Ihre Wunschliste ist bescheiden: „Ich hoffe,
dass aus meiner ZDF-Komödie ,Meine Mutter, Heinrich und ich’ eine Serie wird.“
dpa Schauspielerin Cleo Kretschmer feiert am 11. Februar 60. Geburtstag. Ihre Wunschliste ist bescheiden: „Ich hoffe, dass aus meiner ZDF-Komödie ,Meine Mutter, Heinrich und ich’ eine Serie wird.“

„Wie soll man wissen, was Glück heißt, wenn man ihm nie begegnet ist?“, hat Cleo Kretschmer mal gefragt. Die Schwabinger Schauspielerin und Autorin wird am Freitag 60 Jahre alt.

München - Vor gut zwölf Jahren erleidet die Kultdarstellerin eine Hirnblutung. Abends im Restaurant entrückt ihre Realität, die damals 47-Jährige sinkt auf den Tisch und ahnt: „Das ist der Tod.” Wegen eines angeborenen Gewebeschadens ist in ihrem Gehirn eine Schlagader geplatzt. Die Prognosen der Ärzte sind schlecht. Maximale Überlebenschance: fünf Prozent.

Es kommt anders. Vier Tage später wacht Cleo Kretschmer auf – und kämpft. „Ich hatte eine starke innere Stimme, die mir zuflüsterte: Geduld ist die Brücke zur Freude”, sagt sie. Zunächst halbseitig gelähmt und ohne ihr Kurzzeitgedächtnis, muss sie Laufen und Sprechen mühsam neu lernen. Es dauert sechs Jahre, bis sie wieder vollständig gesund ist.
Als sie vor 60 Jahren in einem kleinen Dorf in der niederbayrischen Provinz auf die Welt kommt, heißt Cleo noch Ingeborg Maria.

Ihren Künstlernamen nimmt sie erst später an, als Hommage an die von ihr verehrte ägyptische Pharaonin. Sie will ausbrechen, auch München – hierher zieht die Familie, als Kretschmer elf ist – wird ihr zu klein.

Sie jobbt zwei Jahre auf der italienischen Insel Ischia, mit 20 kehrt sie zurück. Und trifft in der Disko den Regisseur Klaus Lemke, den Mann ihres Lebens. „Mich traf der Liebesblitz”, sagt sie. Die beiden werden ein Paar, steigen zum frivolen Party-Mittelpunkt der Schwabinger Schickeria auf.

Doch die gelernte Drogistin will mehr: 1973 steht sie zum ersten Mal vor der Kamera, im fünften Teil des „Schulmädchenreports”. Ihren Durchbruch feiert Kretschmer zwei Jahre später mit der Fernsehkomödie „Idole”, für die sie selbst das Drehbuch verfasst.

An der Seite von Wolfgang Fierek und unter der Regie Lemkes spielt sie sich in den Siebzigern und Achtzigern in die Herzen der Zuschauer. Mit ihren schrägen, oft improvisierten Auftritten in Filmen wie „Amore” oder „Arabische Nächte” erlangt sie Kultstatus, obwohl sie nie eine Schauspielschule besucht hat.
Immer vom Wunsch getrieben, ihren Partner und Mentor zu beeindrucken, setzt Kretschmer ihren Körper genauso ein wie den typisch bayrischen Charme. Die Nacktfotos von damals findet man noch immer in Internetforen.

„Es gibt viele Dinge, die ich nicht mehr so wichtig nehme”, sagt die Münchnerin heute. In ihrem „zweiten Leben” haben sich die Prioritäten verschoben. „Ich habe gelernt, dass es nicht die materiellen Dinge sind, auf die es ankommt.” Neben der Arbeit vor der Kamera widmet sie sich dem Schreiben. Der Roman „Sehnsuchtskarussell”, in dem sie ihre Krankheit verarbeitet, erscheint 2006.

Den tiefen Einschnitt in ihrem Leben empfindet Kretschmer als „Wiedergeburt”. Ende 2011 wird sie mit „Eine ganz heiße Nummer” wieder im Kino zu sehen sein.
In ihrer neuen Heimat, einer Kleinstadt in der Nähe von München, ist sie glücklich. „Ich könnte sterben, ich habe total gelebt”, sagt Cleo Kretschmer. Ihr ist zu wünschen, dass es noch lange nicht so weit ist.

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