"Clique derer, die übrig geblieben sind": Uschi Glas über Mario Adorf zum 95. Geburtstag

Audio von Carbonatix
Mehr als 200 Rollen hat er in seinem Leben gespielt – in vielen davon war er der Bösewicht. Egal ob als Mafia-Schurke in "Der Mafiaboss" (1972), als vermeintlicher Serienmörder Bruno Lüdke in "Nachts, wenn der Teufel kam" (1957) oder als Santer in "Winnetou" – die Rolle, die dem gebürtigen Schweizer Mario Adorf wohl am meisten Antipathien einbrachte.
Viele Fans konnten ihm nach wie vor nicht verzeihen, dass er damals die liebreizende Winnetou-Schwester Nscho-Tschi erschossen hatte, sagte Adorf einmal in einem Interview.
Kennengelernt haben sie sich bei traurigem Anlass
Die Winnetou-Filme sind es auch, die Mario Adorf und Schauspielerin Uschi Glas verbinden. Sie sind alte Freunde – aber standen nie zusammen vor der Kamera. "Leider Gottes", wie Schauspielerin Uschi Glas heute sagt.
Anlässlich des 95. Geburtstags von Adorf ("Winnetou", "Kir Royal") wirft die Münchnerin im Gespräch mit der AZ einen Blick zurück.

Für Uschi Glas war es 1966 die erste große Hauptrolle: Als damals 22-Jährige spielte sie Apanatschi im gleichnamigen Western-Klassiker "Winnetou und das Halbblut Apanatschi".
"Er hat so viele tolle Rollen gespielt"
Und so trafen sich die beiden auch anlässlich des 60. Jubiläums des ersten Winnetou-Films 2023 in München. Ihre Verbindung, erzählt Uschi Glas, besteht aber schon deutlich länger. Die 81-Jährige hatte Adorf schon vor ihrer eigenen Zeit in der Schauspielerei verfolgt, wie sie der AZ sagt: "Ich finde, er ist ein hervorragender Schauspieler. Ich habe schon als Bruno für ihn geschwärmt – er hat so viele tolle Rollen gespielt."

Kennengelernt haben sich die Münchnerin und der Halb-Italiener dann "vor vielen, vielen Jahren" zu einem eigentlich traurigen Anlass: dem Tod von Schauspieler Hanns Lothar ("Der letzte Zeuge", "Buddenbrooks") in Hamburg. "Seither hat sich eine gute Freundschaft entwickelt."
Adorf verbrachte während seiner Karriere lange Zeit in Italien. Auch wenn Glas für Dreharbeiten in Rom war, ging sie immer wieder bei Adorf und seiner Frau ein und aus.
"Er hatte immer ein tolles offenes Haus – da haben sich alle Kollegen getroffen", erinnert sich die Schauspielerin. Inzwischen lebt Mario Adorf mit Frau Monique in Frankreich.
Immer wieder lief sie ihrem alten Freund über den Weg
Immer wieder lief Glas ihrem alten Freund über die Jahre aber auch in München über den Weg – wie etwa 2014 beim Bayerischen Filmpreis oder dem Winnetou-Jubiläum 2023. "Das hat uns beide sehr gefreut. Wir waren gewissermaßen eine Clique derer, die übrig geblieben sind."
Und die Schauspielerin findet rührende Worte für ihren Freund: "Es geht ja nicht darum, nur ein toller Schauspieler zu sein oder einen tollen Beruf zu haben: Mario ist vor allem ein unheimlich guter Mensch und ein toller Freund", schwärmt Glas in der AZ.
Wenn an diesem Montag also bei Mario Adorf das Telefon klingelt, ist einmal sicher Glas am anderen Ende der Leitung: "Ich wünsche ihm alles, alles Gute. Er soll sein Leben genießen – das hat er verdient. Und er soll sich seinen wunderbaren Humor behalten."