Christian Berkel: "Der Tod ist etwas Erschreckendes"
Er ist derzeit in aller Munde: Christian Berkel meldet sich mit einer weiteren Staffel von "Der Kriminalist" zurück und ist außerdem im großen ZDF-Fernsehfilm "Der Totenengel" zu sehen. Die Nachrichtenagentur spot on news hat mit ihm über seine beiden Rollen, seine attraktive Frau und über das ernste Thema Tod gesprochen.
Mainz - Er ist so präsent im Fernsehen, wie wahrscheinlich noch nie zuvor: Schauspieler Christian Berkel (56). In dieser Woche ist der Mann von Tatort-Kommissarin Andrea Sawatzki gleich zweimal im ZDF zu sehen. Zunächst als Neurologe im düsteren TV-Film "Der Totenengel" am Montag, den 4. November um 20:15 Uhr. Am Freitag, den 8. November startet dann die neue Staffel seiner Erfolgs-Serie "Der Kriminalist". Die Nachrichtenagentur spot on news sprach mit dem sympathischen Berliner über seine Rollen, seine berühmte Frau, aber auch über den Tod und Sterbehilfe.
Berkel-Festspiele im Zweiten Deutschen Fernsehen! Zum einen startet am 8. November die neue Staffel von "Der Kriminalist" und außerdem sind Sie in dem TV-Film der "Totenengel" am Montag, den 4. November zur Prime-Time um 20:15 Uhr im ZDF zu sehen. Es läuft also ganz gut bei Ihnen, oder?
Christian Berkel: Ja, ich bin durchaus zufrieden.
Seit 2006 ermitteln Sie schon als Hauptkommissar Bruno Schumann vom LKA Berlin im Fernsehen. Ist dieser Polizist so etwas wie Ihre Paraderolle?
Berkel: Das ist eine Figur, die mir sehr am Herzen liegt. Ich habe sie von Anfang an mitentwickelt. Die Figur kann mitwachsen, das gefällt mir an dem Format. Ich glaube mit Bruno Schumann ist uns da was ganz Gutes gelungen. Es macht großen Spaß!
In Ihrer Rolle widmen Sie sich zunächst immer sehr intensiv dem Opfer, um darüber an den Täter zu gelangen. Kommt Ihnen in der öffentlichen Wahrnehmung bei realen Kriminalfällen die Opferrolle zu kurz?
Berkel: Manchmal schon. Das hat damit zu tun, dass sich die wenigsten Menschen gerne mit dem Opfer identifizieren. Das ist nicht schick! Täter sein ist hingegen eher sexy, damit suggeriert man auch oft gar nicht einen kriminellen Täter.
Wie ist das bei Ihnen selbst?
Berkel: Ich nehme mich da gar nicht aus. Ich bin auch eher der Tat-Mensch. An Opfern stört die Menschen dieser scheinbar passive Charakter. Aber das ist natürlich eigentlich Quatsch, weil das viel zu einseitig wahrgenommen wird.
Der Krimi ist in Deutschland so populär und vielseitig im TV vertreten wie nie. Warum fasziniert dieses Genre die Deutschen so sehr?
Berkel: Das ist ein bisschen so wie bei "Winnetou". Die Deutschen scheinen das gehobene "Cowboy und Indianer"-Spiel sehr zu lieben. Der Reiz daran ist, dass man zusehen kann, wie die Ordnung durcheinander gebracht wird und anschließend wiederhergestellt wird.
Immer mehr Einflüsse aus den USA und anderen Ländern fließen in die Krimi-Serien in Deutschland ein. Sehen Sie das bei "Der Kriminalist" ebenso?
Berkel: Ich sehe nicht so sehr die Einflüsse aus den USA, aber durchaus aus den nordischen Ländern. Die Optik und die stille Figur des Schumann, der psychologische Aspekt, das ist in meinen Augen nicht so sehr amerikanisch, sondern eher nord-europäisch.
Sie sehnen sich also nicht nach den guten alten Zeiten von "Derrick" und "Der Alte" zurück?
Berkel: Nein, das hatte natürlich alles seine Berechtigung, aber das ist vorbei. Ich war außerdem immer eher ein Fan des "Kommissars", das war eine echte Pionier-Leistung im Krimi-Genre.
In dem TV-Film "Totenengel" spielen Sie einen Neurologen, der ein großer Befürworter der aktiven Sterbehilfe ist. Finden Sie persönlich auch, die Menschen sollten sich mehr mit dem Thema Tod beschäftigen?
Berkel: Der Tod ist etwas Erschreckendes, Schockierendes und etwas sehr Unbegreifliches. Die Gesellschaft bezieht zu diesem wahnsinnig schwierigen Thema kaum noch Stellung. Es gibt keine verbindlichen Werte oder Haltungen. Der Tod ist ein definitives Ende, aber es gibt im Leben so viele Dinge, die enden. Auch bei der Geburt endet zunächst die Symbiose des Ungeborenen mit der Mutter. Das ist der erste Trennungsakt. Jede Trennung bedeutet aber auch etwas Neues.
Wie meinen Sie das?
Berkel: Damit will ich sagen, dass der Tod so viel mit dem Leben zu tun hat, dass es nicht folgenlos bleiben kann, wenn man ihn komplett ausblendet.
Glauben Sie, dass solche Filme ein Umdenken in der Gesellschaft auslösen können?
Berkel: Zumindest ist es vielleicht ein Anstoß für manche, darüber nachzudenken. Ob das auch wirklich passiert, liegt natürlich nicht in unseren Händen. Aber wünschen würde ich es mir, ja.
Ihr Vater war Arzt - hilft Ihnen das, sich mit dem Thema Tod und Sterbehilfe auseinander zu setzen?
Berkel: Wir haben viel darüber gesprochen. Für meinen Vater war das sehr eindeutig. Für ihn kam Sterbehilfe grundsätzlich nicht Frage. Das war eine ganz klare Position, die mir immer imponiert hat.
Denken Sie persönlich auch so über die Sterbehilfe?
Berkel: Meine Einstellung geht grundsätzlich schon auch in diese Richtung. Ich stehe zum Beispiel den Patientenverfügungen eher kritisch gegenüber. Ich weiß ja nicht, wie ich in einem sehr kranken Zustand denke. Das kann niemand voraussagen.
Einsamkeit und Tod sind die Hauptthemen in "Totenengel". Ist die Stimmung am Set automatisch gedrückter, wenn man so einen düsteren Film dreht?
Berkel: Das kann sehr unterschiedlich sein. Es gab auch heitere Stimmung am Set und viel Witz, vielleicht um das schwere Thema zu überspielen. Aber es ging oft auch extrem konzentriert zu, und die Leute waren nach einigen Szenen fertig mit den Nerven.
Nervt Sie es eigentlich, dass in jedem Ihrer Interviews zumindest eine Frage zu ihrer Frau Andrea Sawatzki kommt?
Berkel: Nein, das nervt überhaupt nicht. Die Frage kommt ja auch bei uns beiden immer. Wir werden in der Öffentlichkeit als Paar sehr stark wahrgenommen und das ist ja auch gut so.