Carmen und Robert Geiss nach Überfall "traumatisiert": "Vertrauen in andere Menschen erschüttert" 

Carmen und Robert Geiss wurden im heimischen Wohnzimmer Opfer eines brutalen Raubüberfalls. Das Unternehmerpaar steht noch immer unter Schock. Welche langfristigen Folgen könnte dieses Erlebnis für sie haben? Die AZ hat mit einer Expertin gesprochen.
Eva Meeks
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Carmen und Robert Geiss wurden Opfer eines Raubüberfalls. Welche Folgen könnte dieses traumatische Erlebnis für sie haben?
Carmen und Robert Geiss wurden Opfer eines Raubüberfalls. Welche Folgen könnte dieses traumatische Erlebnis für sie haben? © imago/Spöttel Picture

Was Robert (61) und Carmen Geiss (60) vor wenigen Tagen widerfahren ist, wünscht man wirklich niemandem: Das Unternehmerpaar wurde von vier bewaffneten Männern im eigenen Wohnzimmer in Saint-Tropez überfallen, verletzt und ausgeraubt. Ein Horrorszenario, das bei den Eheleuten vermutlich seine Spuren hinterlassen wird. Die AZ hat eine Expertin um Einschätzung gebeten: Wie könnte es für Robert und Carmen Geiss nun weitergehen?

Nach Raubüberfall: Robert und Carmen Geiss "traumatisiert"

Nach den schockierenden News meldete sich Davina Geiss (22) auf Instagram zu Wort. Die besorgte Tochter schrieb: "Ja, meine Eltern sind verletzt. Ja, sie sind traumatisiert. Aber das Wichtigste ist: Sie leben. Wir sind als Familie noch zusammen. [...] Es macht mich unglaublich traurig, dass man sich heutzutage nicht einmal mehr in den eigenen vier Wänden sicher fühlen kann. Materielle Dinge sind ersetzbar – ein Menschenleben nicht."

Doch wie könnte sich das Trauma von Robert und Carmen Geiss in den kommenden Wochen und Monaten äußern? Die psychologische Psychotherapeutin Monja Kämmerer hat mit der AZ über den Fall gesprochen – und eine Einschätzung zu den möglichen Folgen einer solchen Schreckenserfahrung abgegeben.

Monja Kämmerer ist psychologische Psychotherapeutin (M. Sc. Psych.) mit eigener Praxis in Bessenbach bei Aschaffenburg.
Monja Kämmerer ist psychologische Psychotherapeutin (M. Sc. Psych.) mit eigener Praxis in Bessenbach bei Aschaffenburg. © Ascalo Photography

Expertin zur AZ: So äußert sich eine Posttraumatische Belastungsstörung

Für die Expertin Monja Kämmerer ist bei den Begrifflichkeiten eine Unterscheidung vorzunehmen: "Die Bezeichnung 'Traumatisierung' wird im Alltag oft damit gleich gesetzt, ein Trauma erlebt zu haben. Doch nicht jeder, der ein Trauma erlebt hat, entwickelt eine sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Von einer solchen spricht man erst, wenn sich innerhalb eines halben Jahres nach einem traumatischen Erlebnis eine bestimmte Symptomatik zeigt."

Und was kann man sich genau darunter vorstellen? "Diese ist zum einen gekennzeichnet durch das Wiedererleben des Traumas, z.B. in Albträumen oder sehr lebhaften Erinnerungen, sogenannten Flashbacks. Zum anderen durch ausgeprägtes Vermeidungsverhalten von traumabezogenen Reizen, z.B. die Meidung des Tatorts."

Schließlich erläutert Monja Kämmerer noch: "Außerdem ist eine PTBS durch körperliche Übererregung gekennzeichnet, welche sich in innerer Unruhe, Schlafstörungen, Reizbarkeit, erhöhter Wachsamkeit und Schreckhaftigkeit zeigen kann. Häufig entwickeln Betroffene erst Wochen nach dem traumatischen Erlebnis eine solche Symptomatik."

"Traumatisiert": Der schockierende Raubüberfall könnte Carmen und Robert Geiss noch lange begleiten.
"Traumatisiert": Der schockierende Raubüberfall könnte Carmen und Robert Geiss noch lange begleiten. © imago/Smith

Expertin über Robert und Carmen Geiss: "Stark erschüttert worden"

Könnte das Unternehmerpaar langfristige psychische Folgen aus der Erfahrung mitnehmen? Dazu meint Monja Kämmerer: "Das kommt ganz darauf an, wie Carmen und Robert den Überfall nun verarbeiten. Vermutlich ist deren Gefühl von Sicherheit durch den Überfall stark erschüttert worden. Dies hat zur Folge, dass bestehende, oft unbewusste Annahmen über die Welt (z.B. die Welt ist ein sicherer Ort) mit dem Erlebten kollidieren."

Für die Expertin ist klar: "Die beiden stehen damit nun erst einmal vor der Aufgabe, diese Erfahrung in ihre Bisherigen zu integrieren. Gelingt dies eher mäßig oder gibt es weitere Traumata in der Vergangenheit, so kann dies die Ausbildung einer PTBS begünstigen. Was man außerdem in Studien herausgefunden hat, ist, dass Traumata, die durch Menschen und nicht z.B. durch eine Naturkatastrophe verursacht wurden, eher die Ausbildung einer PTBS begünstigen. Es gibt jedoch auch Schutzfaktoren und dazu zählt beispielsweise ein gutes soziales Netzwerk."

Umzug von Robert und Carmen Geiss? Das rät die Expertin

Weil der Raubüberfall in den eigenen vier Wänden der Geissens stattfand, sind die Unternehmer permanent mit dem Tatort konfrontiert. Wäre in diesem Fall ein Umzug ratsam? Monja Kämmerer hat dazu eine klare Meinung: "Theoretisch wäre dies möglich, aber wäre es sinnvoll? Sollte das Trauma nicht ausreichend verarbeitet werden können, so ist das Problem, dass ein Auszug aus der Villa das subjektive Gefühl der Sicherheit vermutlich nur kurzfristig wiederherstellen würde. Eine langfristige Lösung wäre dies somit nicht."

Robert und Carmen Geiss: "Vertrauen in andere Menschen erschüttert"

Die Expertin kommt auch auf mögliche Therapieansätze für Robert und Carmen Geiss zu sprechen: "Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden mit nachgewiesener Wirksamkeit. Allen ist gemein, dass ein wichtiger Bestandteil die wiederholte Konfrontation mit dem Erlebten und der Abbau von Vermeidung ist. Darüber hinaus würde man therapeutisch an den oben erwähnten Annahmen (z.B. zur Sicherheit) arbeiten, die durch das Trauma erschüttert wurden."

Abschließend meint Monja Kämmerer zur AZ: "Ich könnte mir vorstellen, dass durch einen solchen Überfall auch unbewusste Annahmen zur Menschlichkeit und dem Vertrauen in andere Menschen erschüttert werden. Hier ist wichtig, bestehende Annahmen so anzupassen, dass sie die Lebensführung der Betroffenen nicht beeinträchtigen und angemessen sind."

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