Boris Becker: Vom Knast in den Privatjet nach München – ohne Strafe in Deutschland
Vom Huntercombe-Gefängnis westlich von London sollte der Tennisheld im Privatjet nach München geflogen werden. Am Mittwochnachmittag um 15 Uhr war ein Flugzeug mit Boris Becker angekündigt gewesen. Doch die Maschine bekam keine Landeerlaubnis...
Boris Becker: Flugzeug bekommt in München keine Landeerlaubnis
Wegen Glättegefahr durch gefrierenden Regen konnten am Münchner Flughafen vorläufig keine Flugzeuge starten und landen. Das Becker-Flugzeug wurde deshalb nach Oberpfaffenhofen (westlich von München) umgeleitet, heißt es. Boris Becker soll dort gegen 15.23 Uhr deutschen Boden betreten haben. Offiziell bestätigt sind seine Entlassung aus der Haft sowie seine Rückkehr in die Heimat nach wie vor nicht. Im Flieger in die Freiheit. Bitte?
Abschiebung nach Deutschland: Warum Boris Becker keine Strafe droht
Bei einer Abschiebung aus britischer Haft nach Deutschland droht Ex-Tennis-Star Boris Becker keine weitere Strafe. "Für dasselbe Vergehen oder Verbrechen kann man nicht mehrfach strafrechtlich verfolgt werden", sagte die Rechtsanwältin Natalie von Wistinghausen. "Dahinter steckt der Rechtsgrundsatz 'ne bis in idem', also das Verbot der Doppelbestrafung." Auch die Rechtsanwältin Gül Pinar, Mitglied des Ausschusses Strafrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV), betonte: "Er kommt als freier Mensch an."
Muss sich Becker gar nicht in Bewährungsauflagen halten?
Offen ist bisher auch, ob Becker sich an bestimmte Bewährungsauflagen zu halten hat. Dabei werde in der Regel mindestens vorgeschrieben, dass ein Wohnortwechsel bei den Behörden anzuzeigen ist, sagte Pinar. Doch hier könnte Becker der Brexit zugutekommen. Seit dem britischen EU-Austritt könnten etwaige Bewährungsauflagen nicht mehr auf der Grundlage von EU-Recht in Deutschland überwacht werden, teilte das Bundesjustizministerium auf Anfrage mit. "Eine isolierte Vollstreckung von Bewährungsauflagen sehen andere völkervertragliche Rechtsgrundlagen nicht vor", hieß es weiter.
Zwar könnte möglicherweise gelten, dass sich laut dem Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen (IRG) die Zuständigkeit deutscher Behörden aus dem Wohnsitz des Verurteilten ergebe. Sollte Becker also beispielsweise in seinem Geburtsort Leimen unterkommen, wo seine Mutter Elvira lebt, wäre die Justiz von Baden-Württemberg zuständig. Allerdings sei kein vergleichbarer Fall bekannt, "in dem eine Abschiebung nach Deutschland mit einer Überwachung von Auflagen einherging", hieß es aus dem Ministerium.
Fernsehsender soll Privatflug angeblich zahlen
Wie "Daily Mail" berichtete, soll er nach über sieben Monaten im Knast in einem luxuriösen Privatflugzeug nach Deutschland gebracht werden. Becker, der am 29. April zu zweieinhalb Jahren verurteilt wurde, weil er seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen hatte, wird den Luxus-Flug nicht selbst bezahlen.
Sondern: Ein Münchner Fernsehsender, wie "Daily Mail" schreibt, kommt für die teuren Kosten auf. Das Ganze sei Teil eines Deals zwischen Becker und dem TV-Sender, bei dem es sich um ProSieben oder Sat.1 handeln könnte.
Von London nach München zum Exklusiv-Interview
Denn Boris Becker wird hier sein erstes großes Interview geben. Das Interesse daran dürfte freilich riesig sein und eine Top-Quote garantieren. So lässt sich der Sender das Exklusiv-Gespräch mit Becker nach seinem Gefängnisaufenthalt gerne etwas kosten. "Boris ist immer noch einer der berühmtesten Sportler Deutschlands, und sein erstes Interview ist sehr viel wert", sagte die Quelle "Daily Mail".
Und: "Das Interesse an seiner Freilassung wird groß sein und der Privatjet sorgt dafür, dass er von anderen Medien nicht gesehen wird." Ein angenehmer Kontrast zum Knast ist es obendrein auch.
Nach seinem München-Stopp wird Boris seine Mama Elvira (87) in Leimen besuchen.
Boris Becker: Einreiseverbot in England
Nach seiner Abschiebung darf Becker aller Voraussicht nach längere Zeit nicht nach Großbritannien einreisen, obwohl dort seine Partnerin wohnt. Der Zeitung "Mirror" zufolge gilt das Einreiseverbot mindestens so lange, wie seine eigentliche Strafe gewährt hätte, also bis Ende Oktober 2024. Anwältin Pinar sagte, dass der Zeitraum normalerweise länger sei und mindestens fünf Jahre betrage.
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