Beziehungsfalle Beuteschema

Warum Männer und Frauen ihrem Typtreu bleiben. Angeblich ist fast jeder fünfte Mann und jede fünfte Frau bei der Partnerwahl auf einen bestimmten Typ fixiert, hat ein festgelegtes „Beuteschema“. Was ein Psychologe über die „steinzeitlichen Kriterien“ bei der Partnerwahl sagt – und warum sie uns im Weg stehen.
Der Blonde und die Blonden: Bernd Schuster (48), Trainer von Real Madrid, liebt jetzt Elena, das jüngere Abziehbild (30) seiner ebenso blonden Noch-Ehefrau Gaby (55), und ein Kind ist auch schon unterwegs. Schusters offenkundige Vorliebe – kein Einzelfall. Angeblich ist fast jeder fünfte Mann und jede fünfte Frau bei der Partnerwahl auf einen bestimmten Typ fixiert, hat ein festgelegtes „Beuteschema“. Der Blick in die Promiwelt beweist: Boris Beckers Vorliebe für dunklen Teint ist genauso bekannt wie Beckenbauers Schwäche für jüngere Sekretärinnen, und stellt man Liz Hurleys Mann Arun Nayar neben Hugh Grant, könnte man sie für Brüder halten.
Heutzutage tickt die biologische Uhr leiser
„Steinzeitliche Kriterien bei der Partnerwahl“ macht der Münchner Paartherapeut Stefan Woinoff dafür verantwortlich: Immer noch sollen Frauen jung und fruchtbar sein, und Männer als großwüchsige Familienernährer glänzen. „Ein großer, starker Mann hatte einen hohen Status in der Sippe, und Frauen, die sich einen solchen ,überlegenen’ Mann angeln konnten, hatten bessere Chancen, ihre Kinder durchzubringen“, erläutert der Experte. Ein überholtes Modell, klar: In Zeiten künstlicher Befruchtung tickt bei der Frau die biologische Uhr leiser, und ob ein Mann die 1,90-Grenze sprengt, sagt weder etwas über sein Gehirn noch sein Gehalt noch sein Durchsetzungsvermögen aus.
Prägung in der Kindheit
Was nicht durch unsere steinzeitliche Vorgeschichte festgelegt ist, so Woinoff, wird in Kindheit und Jugend geprägt. Gute Erfahrungen mit Eltern oder der ersten Liebe hätten genauso viel Einfluss auf das spätere Beziehungsleben wie schlechte. „Ich erlebe es oft, dass Frauen, die sich von ihren Vätern ungeliebt fühlen, eher kühle Partner wählen, die sie dann quasi umerziehen wollen. Andersherum suchen Männer oft Frauen, die ihrer fürsorglichen Mutter gleichen.“
Woinoffs These: Viele Beziehungen scheitern an den falsch gewählten Beuteschemata. Beispiel Boris Becker: Was er mit Partnerin Barbara, während seiner glücklichsten Zeit, gefunden habe, suche er wohl bei seinen neuen Partnerinnen und verknüpfe dies unterbewusst mit dem Aussehen. „Das kann nicht gut sehen.“ Möglicherweise fahnde Becker in diesen Frauen nach einer „besseren Babs“. Becker selbst mag den Begriff „Beuteschema“ übrigens nicht: „Beute, schwarze Frau, dann sind wir ganz schnell wieder beim Rassismus“, sagte er 2007 in einem AZ-Interview.
Selbsterkenntinis ist bekanntlich der erste Schritt
Woinoff, Autor des Buches „Überlisten Sie Ihr Beuteschema“ (Mosaik, 14,95 Euro) will seine Leser ermuntern, das Schema zu überwinden. Wichtigster Schritt sei die Selbsterkenntnis. Wer mit seiner Partnerwahl Pech habe, solle sich fragen, ob das Beuteschema zum eigenen Leben passt. „Oft ist es besser, Beziehungen eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick unmöglich erscheinen.“ Wie wär’s mit Sekretär und Fußballerin?
Michèle Loetzner