Kritik

An Theater in München: "Rosenheim-Cops"-Star Adela Florow spielt Lebensgeschichte

Adela Florow, die Darstellerin der Büroleiterin Huber in der Serie "Die Rosenheim-Cops" , erzählt ihre eigene Lebensgeschichte im Münchner Theater Undsofort.
Mathias Hejny |
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Adela Florow spielt noch bis zum 1. Juni im Theater Undsofort.
Adela Florow spielt noch bis zum 1. Juni im Theater Undsofort. © Heiko Dietz

Bis zu diesem Moment wusste sie gar nicht, dass ihr Leben erzählenswert sein könnte. Als Tochter Claudia einmal meinte, sie solle unbedingt die Geschichte ihrer Familie aufschreiben, wies sie das entschieden zurück: "Wir sind nicht die Buddenbrooks, wir sind die Baumanns".

Katja Baumann ist 63 und muss die Tochter in der Schulklasse des siebenjährigen Enkels Timo für ein Schulprojekt vertreten, in dem sich die Eltern besser kennenlernen sollen. Frau Baumann ist eine ganz besonders nette Oma, die eine große Kiste Lollies mitbrachte, weil sie dachte, sie spricht vor Timos Klassenkameraden. So kommt es, dass das erwachsene Publikum des Theaters Undsofort während der Vorstellung von "Das letzte Mal…?" mit Süßigkeiten versorgt wird. Dazu gehören auch Bjali Kurabye, ein Gebäck, das die gelernte Konditorin nach einem Rezepte ihrer bulgarisch-armenischen Großmutter herstellt.

Adela Florow spielt ihre eigene Lebensgeschichte

Damit ist man inmitten der Geschichte einer Migration: 1961 in Bulgarien geboren, die Eltern flohen mit ihr vor dem kommunistischen Regime und den Folgen des Prager Frühlings 1968 unter dramatischen Umständen über das damalige Jugoslawien und Österreich in die Bundesrepublik Deutschland. Wenn Adela Florow von der Flucht der kleinen Katja erzählt, war zur Uraufführung zu spüren, dass sie diese Episode selbst tief berührt.

Alela Florow im Theater Undsofort
Alela Florow im Theater Undsofort © Heiko Dietz

Denn die in München lebende Schauspielerin, die Fans der "Rosenheim-Cops" als Büroleiterin Huber des Bürgermeisters der Gemeinde Ganting kennen, wurde 1961 in Sofia geboren. Ihre Geschichte erzählte sie Petra Wintersteller, die ihr einen bewegenden Monolog auf den beweglichen Leib textete. Die Autorin inszenierte das Stück selbst und ihr gelingt ein schauspielerisches Schmuckstückchen in der aktuellen Debatte um Fremdenangst und Rassismus.

Wintersteller und Florow bringen Authentizität und Schauspielhandwerk zusammen

Ohne Pathos, aber mit umso mehr Empathie entfaltet sich die Vergangenheit einer so glücklichen und mit ihrem Dasein zufriedenen Großmutter. Nur bei genauerem Hinsehen war das, was ihre Eltern mit der Flucht und danach geschafft haben, "eigentlich ein Hammer". Und auch das, woraus sie nach "Flucht, Doktor Sommer, Kalter Krieg, Viktualienmarkt und mein Mann" aus ihr wurde.

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Wintersteller und Florow bringen Authentizität und Schauspielhandwerk zusammen für ein entschlossenes Plädoyer für weniger Jammern in einer freien Gesellschaft und dem sehr utopischen Traum, den Frau Baumann träumt: Vielleicht werden einer ihrer Nachfahren sagen können, dass diese Vertreibung oder jene Flucht "das letzte Mal" waren.


Theater Undsofort, Hinterbärenbadstr. 2, bis 1. Juni Do bis Sa, 20 Uhr, So 18 Uhr, www.undsofort.de

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