Abi Ofarim: „Niederlagen gehören dazu“
Musiker Abi Ofarim hat eine "Motovationsbiographie" verfasst ("Licht & Schatten", LangenMüller). Im Interview spricht er über sein wildes Leben, Jimi Hendrix und wieso er ein Optimist ist
AZ: Guten Tag, Herr Ofarim, Sie haben vor 30 Jahren ihre Memoiren verfasst, nun gibt es eine „Motivationsbiografie“ Was bitteschön soll das sein?
ABI OFARIM: Mein Buch ist keine Anleitung für Manager, darum geht es mir nicht. Ich wollte von Dingen erzählen, mit denen sich jeder identifizieren kann. In meinem Leben gab es Erfolge und Stürze. Ich will sagen, dass Niederlagen dazugehören. Dass es ohne Tiefen keine Höhen gibt. Ich bin Optimist, ich glaube, dass es immer weiter geht, besser wird.
Ihr Buch heißt „Licht & Schatten“, und ihr Leben scheint ebenso aus viel Licht und sehr viel Schatten zu bestehen. In den 60ern kamen sie zu Weltruhm, lebten am Limit, doch dann kam der Absturz, am Ende landeten sie einen Monat in U-Haft...
Ja, das war eine schreckliche Zeit. Ich bereue keine Sekunde meines Lebens, ohne meinen tiefen Fall wäre ich heute nicht so weit. Aber ich habe damals schlimme Fehler gemacht.
Was war der Schlimmste?
Als ich in Stadelheim saß, ist mir klar geworden, dass ich einen Selbstmord auf Raten begangen habe. Diese Erkenntnis hat mich wie ein Schlag getroffen, ich habe gewusst, dass ich nicht so weiter machen kann. Dass ich mein Leben komplett ändern muss.
Sie haben sich vom Showbusiness zurückgezogen.
Nein, ganz zurückgezogen habe ich mich nie, auch, wenn ich nicht immer im Rampenlicht stand. Ich habe lange Zeit andere Künstler produziert – und im vergangenen Jahr habe ich auch wieder eine Platte aufgenommen, die „Too much of something“ heißt und ich Freude mich auf mein treues Publikum. Eines aber stimmt: Die 60er waren eine unglaublich intensive Zeit. Ich habe die Beatles, die Bee Gees und Jimi Hendrix kennen gelernt. Wer konnte das schon?
Was für ein Mensch war Hendrix?
Das war ein super Typ. Unglaublich bescheiden, unglaublich zuvorkommend. Ich habe ihn in Berlin kennen gelernt, 1967 bei der Funkausstellung. Wir waren gemeinsam auf seinem Hotelzimmer, er zeigte mir Griffe, am Ende schenkte er mir einen kleinen Gitarrenverstärker. Den habe ich heute noch. Letztlich ist er wohl am eigenen Ruhm kaputtgegangen.
Sie sind dem Ruhm jahrelang hinterhergelaufen...
Das stimmt. Aber Ruhm bringt einem nichts, null. Ruhm macht die Menschen bloß taub.
Was ist heute wichtig in Ihrem Leben?
Wichtig sind Menschen, sind gute Freunde. Ich versuche mit diesen einen guten Kontakt zu halten.
Gehört Iris Berben auch dazu, die Anfang der 70er Ihre große Liebe war?
Aber natürlich. Ich kenne sie, seit sie 19 ist, und ich bin stolz, dass ich ihr damals, zu Beginn ihrer Karriere, gute Kontakte geben konnte. Wir sehen uns nicht so häufig, weil Iris ja in Berlin lebt. Aber unsere Freundschaft bleibt bestehen. Wir telefonieren viel miteinander, hören einander zu, helfen uns. Wenn es so etwas wie den Sinn des Lebens gibt, dann ist es ja das.
Was genau?
Anderen zu geben. Bescheiden zu sein. Und vor allem: sich selbst und andere nicht zu belügen. Man muss ehrlich sein. Und das sage ich auch meinen beiden Söhnen Gil und Tal.
Sind Sie ein strenger Vater?
Nein, bin ich nicht. Ich versuche, ihnen ein Freund zu sein. Strenge bringt gar nichts. Tal sagt immer, ich sei von ihnen im Kopf der jüngste.
Im Buch schreiben Sie, dass Sie nicht erwachsen sind, es niemals werden wollen.
Nein, um keinen Preis. Erwachsen sein, das klingt für mich nach Stagnation, nach Resignation. Ich bin jetzt 72, aber ich bin noch immer ständig in Bewegung.
Jan Chaberny
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