85. Geburtstag von Patrick Stewart: Für immer Captain Picard

"Star Trek"-Legende Patrick Stewart feiert seinen 85. Geburtstag. Trotz seiner bekanntesten Rolle konnte der Schauspieler mit Science-Fiction lange Zeit nichts anfangen.
von  (lau/spot)
Sir Patrick Stewart auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2023.
Sir Patrick Stewart auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2023. © imago images/Depositphotos/imagepressagency

Der im Jahr 2010 von der verstorbenen Queen Elizabeth II. (1926-2022) zum Ritter geschlagene Sir Patrick Stewart (85) begann seine Schauspielkarriere am klassischen Theater. Für die renommierte britische Royal Shakespeare Company spielte der Mime, der Medienberichten zufolge schon im Alter von 20 Jahren einen Großteil seiner Haarpracht verlor, Figuren wie Macbeth, Othello, Shylock aus "Der Kaufmann von Venedig" oder Marcus Antonius aus "Antonius und Cleopatra".

Oftmals wird angenommen, dass gerade diese klassische Ausbildung Stewart bei seiner unzweifelhaft bekanntesten Rolle des Captain Jean-Luc Picard aus "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert" geholfen hat. Den Kapitän der Enterprise - interessanterweise einen Franzosen - spielte Stewart mit jeder Menge Charme, Empathie und Haltung. Legendär unter "Star Trek"-Fans sind die oft intimen, klärenden Gespräche, die Picard in verzwickten Situationen mit seinen Leuten im Bereitschaftsraum direkt neben der Brücke des Raumschiffs führte.

Ganz eindeutig: Patrick Stewarts bedachter Kapitän mit Format hielt die Mannschaft immer zusammen - und wurde damit sogar zum Vorbild für ganz irdische Teamleiter und Manager. Ein anderer Schauspieler scheint in dieser Rolle kaum denkbar.

Würdiger Nachfolger von Kirk und Co.

Mit Science-Fiction oder dem schon in den 1980er Jahren weitverzweigtem "Star Trek"-Universum, bestehend aus der Originalserie und bis 1987 vier Kinofilmen, hatte Stewart vor seiner Zeit als Jean-Luc Picard keine nennenswerten Berührungspunkte. Seitdem er 19 war, spielte er in England professionell Theater. Mit 25 Jahren folgte die Aufnahme in die Royal Shakespeare Company, für die er 14 Jahre auf der Bühne stand.

Auch kleinere Auftritte in bekannten Filmen, etwa in "Excalibur" (1981) oder "Der Wüstenplanet" (1984), hatte er, bevor die Rolle seines Lebens auf ihn wartete. Er heuerte bei der Science-Fiction-Serie "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert" an, die von 1987 bis 1994 laufen sollte und es ebenfalls auf vier Kinofilme brachte, einen davon, "Star Trek: Treffen der Generationen", geteilt mit der alten Crew um Captain Kirk.

Die übliche Science-Fiction-Terminologie mit Begriffen wie Warp-Antrieb, Phaser und ähnlichem fiel Stewart dabei nach eigener Aussage zunächst schwer. "Ich erinnere mich noch gut daran, wie mich der Lebensmut verließ, wenn ich eine Seite eines neuen Drehbuchs umblätterte und sah, dass darin eine Rede über Dilithiumkristalle oder ähnliches stand", berichtete er schon im Jahr 2001 im Gespräch mit der britischen BBC.

Dennoch wurde er damit - wie auch mit den unfassbar langen Arbeitstagen in der US-Fernsehindustrie - nach einiger Zeit warm, sodass sein liebster Sci-Fi-Begriff nach eigener Aussage "Space time continuum" wurde, also "Raum-Zeit-Kontinuum".

Vorbild für Manager und Militärs

Was Patrick Stewart und seine übrigen Kollegen von "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert" zur Mitte der 1980er Jahre leisteten, sollte dabei keineswegs unterschätzt werden. "Ich glaube, es gab eine Menge Widerstand gegen die Idee einer neuen 'Star Trek'-Serie von denjenigen, die Fans der Originalserie waren. Kirk und Spock, McCoy und der Rest waren zu solch legendären Figuren geworden, dass man das Gefühl hatte, sie würden durch eine neue Serie irgendwie abgewertet werden, entwertet werden", sagte Stewart selbst über die damalige Ausgangslage.

Doch dem klassisch ausgebildeten Shakespeare-Darsteller - dem übrigens viele scherzhaft unterstellen, dass er niemals altern würde - gelang mit seinen Kollegen, was in der heutigen Zeit bei den meisten Franchise-Fortsetzungen wie etwa der großen anderen Sci-Fi-Erzählung "Star Wars" versiebt wird: Sie schufen eine Fortsetzung, die vielen sogar mehr bedeutet als das Original.

Auch mit den "X-Men"-Filmen erfolgreich

Den immensen Erfolg von "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert" kann Stewart wohl dennoch selbst bis zum heutigen Tag nicht ganz begreifen. "Ich konnte mir nie einen Reim darauf machen. Ich besitze mehrere Bücher, die im Zusammenhang mit der Serie stehen, etwa 'Die Physik von Star Trek', 'Star Trek und das Geschäftsleben', es gibt Handbücher zum Kommandostil und unzählige wissenschaftliche Abhandlungen, die über die Bedeutung von 'Das nächste Jahrhundert' geschrieben wurden. Während meiner Zeit bei der Serie hatten wir zwei Vorsitzende des Generalstabs der USA zu Besuch auf dem Set der Enterprise-Brücke, und beide baten mich um Erlaubnis, sich auf den Stuhl des Kapitäns setzen zu dürfen", fasste Stewart gegenüber der BBC die enorme popkulturelle Relevanz von "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert" zusammen.

Seiner bekanntesten Rolle ließ der Mime noch ein zweites, riesiges Film-Franchise folgen. In den "X-Men"-Superheldenfilmen der Jahre 2000 bis 2017 spielte er mit Professor Charles Xavier ebenfalls eine väterliche Figur, die statt der Mannschaft des Raumschiff Enterprise eine Gruppe meist junger Mutanten und Außenseiter zusammen- und auf Kurs hielt.

Auch in Comedy-Rollen - etwa einem Kurzauftritt in "Robin Hood - Helden in Strumpfhosen" (1993) oder der selbstironischen Serie "Blunt Talk" (2015-2016) - brillierte Stewart im Lauf der Jahre. Seiner bekanntesten Figur des Jean-Luc Picard hauchte er in der durchwachsenen Nachfolge-Serie "Star Trek: Picard" noch einmal über drei Staffeln Leben ein - und ist auch als Castmitglied für den kommenden Avengers-Film "Avengers: Doomsday" bestätigt, in dem er erneut Charles Xavier verkörpert. An die Rente scheint Sir Patrick Stewart auch mit 85 Jahren noch nicht zu denken.

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