Zeugin wird schwach, Sarkozy atmet auf
Entlastung für den Präsiden oder Druck auf die Belastungszeugin? Die Hauptbelastungszeugin, Bettencourts Ex-Buchhalterin Claire Thibout, bezeichnete in der jüngsten Vernehmung bei der Polizei einen Teil der ihr zugeschriebenen Beschuldigungen als falsch.
PARIS In der Schwarzgeldaffäre um Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und die Multimilliardärin Liliane Bettencourt gibt es eine überraschende Wende. Die Hauptbelastungszeugin, Bettencourts Ex-Buchhalterin Claire Thibout, bezeichnete in der jüngsten Vernehmung bei der Polizei einen Teil der ihr zugeschriebenen Beschuldigungen als falsch.
„Ich habe niemals gesagt, dass Sarkozy regelmäßig Geldumschläge bekommen hat“, zitierten französische Online-Medien am Donnerstag aus dem Gesprächsprotokoll. Auch andere Aussagen von ihr seien von der Internet-Nachrichtenseite Mediapart nicht richtig wiedergegeben worden, sagte Thibout.
Mediapart hatte die Affäre um illegale Parteispenden und Finanzgeschäfte der reichsten Frau Frankreichs in den vergangenen Wochen maßgeblich ins Rollen gebracht. Zuletzt berichtete das Internetmagazin über Aussagen der Buchhalterin Thibout, die auf einen Parteispendenskandal in den Reihen von Sarkozys Regierungspartei UMP schließen ließen.
Laut Mediapart hatte Thibout gesagt, dass Bettencourt und ihr mittlerweile gestorbener Mann Sarkozy seit Jahren illegal unterstützten. Schon als Sarkozy Bürgermeister des Pariser Nobelvororts Neuilly war, habe er regelmäßig bei Abendessen im Hause Bettencourt seinen mit Scheinen gefüllten Umschlag abgeholt. In der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfes 2007 sollen einmal 150000 Euro von den Hauptaktionären des Kosmetikimperiums L'Oréal übergeben worden sein.
Sarkozy und der ebenfalls in der Affäre beschuldigte Arbeitsminister Eric Woerth haben wiederholt alle Vorwürfe als haltlos zurückgewiesen. Gesetzlich erlaubt sind in Frankreich nur Spenden von 4600 Euro pro Wahlkampfkandidaten; bei Barspenden liegt die Obergrenze sogar bei 150 Euro.
Sarkozy ist auch geschwächt durch Dienstflug-und Zigarrenaffären in seiner Regierung. Zwei Staatssekretäre mussten gehen, darunter einer, der binnen eines Jahres Zigarren für 12000 Euro auf Staatskosten geordert hatte.
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