Zahl der Toten in Minsk steigt auf zwölf
Nach dem Bombenanschlag in der Minsker Metro mit mindestens zwölf Toten haben die Behörden der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik nach eigenen Angaben zwei Täter im Visier.
Minsk/Moskau - Die Identität der Männer sei bekannt, sagte Innenminister Anatoli Kuleschow am Dienstag nach Angaben der unabhängigen Agentur Belapan. "Die Suche nach ihnen läuft." Möglicherweise gebe es aber noch mehr Verdächtige. Die Generalstaatsanwaltschaft stufte die Explosion als Terroranschlag ein. Weißrussland galt bislang nicht als Ziel von Terroristen.
Indes stieg die Zahl der Toten auf zwölf. Ein Verletzter starb in der Nacht im Krankenhaus, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Insgesamt seien mehr als 150 Menschen verletzt worden, etwa 40 befänden sich noch in kritischem Zustand.
Präsident Alexander Lukaschenko forderte den Geheimdienst KGB auf, das Land auf der Suche nach den Tätern "auf den Kopf zu stellen". Beobachter erwarten, dass der seit 1994 regierende "letzte Diktator Europas" nun die Daumenschrauben noch fester anziehen wird.
Die Bombe sei vermutlich per Fernzünder im Berufsverkehr ausgelöst worden, sagte Innenminister Kuleschow. Der mit Metallteilen gespickte Sprengsatz mit fünf bis sieben Kilogramm TNT war am Vortag unter einer Sitzbank auf dem Bahnsteig der zentralen Haltestelle Oktjabrskaja versteckt worden. In der Nähe liegt auch eine Residenz Lukaschenkos. Bislang wurden neun Tote identifiziert.
Lukaschenko sagte, es gebe möglicherweise eine Verbindung zu einem Bombenanschlag am Tag der Unabhängigkeit in Minsk im Juli 2008 mit etwa 50 Verletzten. Der KGB hatte damals vier mutmaßliche Mitglieder der nationalistischen Untergrundorganisation Weiße Legion unter Terrorverdacht festgenommen. Der Fall wurde allerdings nie aufgeklärt.
Lukaschenko befahl, alle Militärlager im Land auf fehlenden Sprengstoff zu überprüfen. Die Grenzkontrollen wurden verschärft. Russland schickte Experten seines Inlandsgeheimdiensts FSB, die bei den Ermittlungen helfen sollen, sowie Ärzte. An diesem Mittwoch will das Land der Opfer mit einem Tag der Trauer gedenken.
Unterdessen mehren sich die Stimmen, die eine Beteiligung der weißrussischen Führung an der Bluttat nicht ausschließen. "Der Anschlag nützt denen, die einen Ausnahmezustand im Land und ein Abrücken Weißrusslands vom Westen wollen und zudem die Opposition verleumden", sagte der oppositionelle Ex-Präsidentenkandidat Alexander Milinkewitsch.
Zahlreiche Regierungsgegner sitzen im Gefängnis oder stehen unter Hausarrest. Führende Oppositionelle flüchteten ins Ausland, nachdem das Regime Proteste gegen die von Fälschungsvorwürfen überschattete Präsidentenwahl im Dezember 2010 niedergeknüppelt hatte.
Das weißrussische Staatsfernsehen zeigte, wie zahlreiche Menschen Blumen vor dem Eingang zur Metrostation niederlegten und dort brennende Kerzen aufstellten. Einige Passanten konnten die Tränen nicht unterdrücken. "Es ist schrecklich", sagte eine Studentin. In der stark beschädigten Station suchten KGB-Experten nach Spuren. Vor der Haltestelle schirmten schwer bewaffnete Sicherheitskräfte den Tatort ab. Die betroffene Metrolinie war zunächst außer Betrieb. Die Behörden stellten an mehreren Stationen Metalldetektoren auf.
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