Zahl der Asylbewerber so hoch wie 1995
München - Um 12.03 Uhr ging sm Dienstag für 99 Flüchtlinge aus dem Irak eine Odyssee zu Ende. Sie landeten mit einer Maschine der Air Berlin auf dem Flughafen Hannover. Das Uno-Flüchtlingshilfswerk hat sie als „besonders schutzbedürftig“ ausgewählt. Dank des so genannten Resettlement-Programms bekommen die Iraker nun eine neue Heimat in Deutschland. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn weltweit sind 45 Millionen Menschen auf der Flucht.
In Deutschland ist deshalb die Zahl der Asylsuchenden in die Höhe geschossen – bei der Unterbringung gibt immer größere Probleme. Die Zahl der Asylbewerber könnte in diesem Jahr wieder so hoch liegen, wie sie vor knapp 20 Jahren war. Rund 130000 Erstanträge zählten die Behörden 1995. Im ersten Halbjahr 2013 waren es über 43000 (siehe unten) – und erst im Spätsommer kommen erfahrungsgemäß die meisten Asylbewerber ins Land.
Viele Krisenregionen bedeuten viele Flüchtlinge: Fast ein Drittel der Asylsuchenden kam aus der Russischen Föderation. Dahinter verbergen sich Tschetschenen. In deren Heimat regiert der von Moskau unterstützte Präsident Ramsan Kadyrow. Dessen Gewaltsystem vergleichen einige Menschenrechts-Experten bereits mit dem Regime Stalins. Auf Platz zwei der Herkunftsländer ist das Bürgerkriegsland Syrien mit 4500 Flüchtlingen im ersten Halbjahr 2013. Seit Kriegsausbruch sind damit mehr als 13000 Syrer nach Deutschland gekommen. An dritter Stelle: Afghanistan (3400 Flüchtlinge).
Überall in Deutschland sind die Unterkünfte knapp, auch im Landkreis München. 367 Flüchtlinge sollten 2013 bisher untergebracht werden, nur bei 335 klappte das. Florian Schlämmer, der beim Landkreis als Referatsleiter die Unterbringung mit organisiert, geht davon aus, dass es zum Jahresende „zwischen 560 und 700“ Flüchtlinge sein könnten. Derzeit sucht der Landkreis händeringend nach Unterkünften, selbst Wohncontainer sind Mangelware. Notnagel könnten, so Schlämmer, Zeltlager sein. Soweit hätte es nach Ansicht von Alexander Thal vom bayerischen Flüchtlingsrat nicht kommen müssen. Denn in Bayern organisiere die Regierung die Unterbringung – in anderen Bundesländern sind es flexiblere Kreise und Kommunen. Der Vorteil: „Dort ist wesentlich mehr Bewegung im System.“ Bayern habe ein „starres Lagersystem“. Deshalb seien hier die Probleme besonders groß.
Die 99 Iraker aus dem Resettlement-Programm dürfen in Deutschland bleiben. Denn die Bundesrepublik verpflichtete sich, sie dauerhaft aufzunehmen. Insgesamt werden 900 Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Nordafrika so Zuflucht finden. Bei normalen Asylbewerbern ist das anders: Nur 15 Prozent der Anträge werden angenommen.
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