Wo Deutschland arm ist

Zum ersten Mal hat der Paritätische Wohlfahrtsverband einen regionalen Armuts-Atlas erstellt. Die dramatische Erkenntnis: Deutschland ist nicht nur in Ost und West gespalten, sondern auch in Nord und Süd. In den südlichen Bundesländern geht es den Menschen am besten.
von  Abendzeitung
Eine ältere Frau in Berlin. Dort gilt jeder sechste als arm.
Eine ältere Frau in Berlin. Dort gilt jeder sechste als arm. © dpa

Zum ersten Mal hat der Paritätische Wohlfahrtsverband einen regionalen Armuts-Atlas erstellt. Die dramatische Erkenntnis: Deutschland ist nicht nur in Ost und West gespalten, sondern auch in Nord und Süd. In den südlichen Bundesländern geht es den Menschen am besten.

Deutschland ist sozial tief zerrissen: Das ist die Botschaft des Armutsatlasses, den gestern der Paritätische Wohlfahrtsverband vorgestellt hat. Die Armutsquoten klaffen extrem auseinander: von 7,4 Prozent im Schwarzwald bis 27 Prozent in Vorpommern.

Insgesamt sind im Bundesdurchschnitt 14,3 Prozent der Menschen arm. Das heißt nach dieser Definition, dass sie weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung haben. In Zahlen: Single 764 Euro, Familie mit zwei Kindern 1835 Euro. Arm kann demnach sein, wer Hartz IV bezieht – aber auch, wer für sehr niedrige Löhne arbeitet.

Die Unterschiede sind drastisch

Die wenigsten Armen leben im Südwesten Deutschlands: Baden-Württemberg führt das Länderranking an. Dort leben nur 10,0 Prozent der Bevölkerung in Armut. Auf Platz zwei ist Bayern mit 11,0 Prozent, dahinter folgen Hessen (12,0) und Schleswig-Holstein (12,5). Das ärmste Land ist Mecklenburg-Vorpommern – dort sind 24,3 Prozent der Bevölkerung arm. Generell ist Ostdeutschland am schlechtesten dran; allerdings ist beispielsweise Bremen beim Wohlstand bereits hinter Brandenburg und Thüringen zurückgefallen.

Die Unterschiede innerhalb Deutschlands sind drastisch: In Hamburg liegt das Pro-Kopf-Einkommen mit 50 000 Euro mehr als doppelt so hoch wie in Mecklenburg mit 20 000 Euro. Das Flächenland mit dem höchsten Einkommen ist Hessen (35 000 Euro), dahinter folgt Bayern mit 33 000 Euro. Innerhalb Bayerns verläuft das Gefälle von Nord nach Süd: In München und Oberland leben die wenigsten Armen, in der Region um Bayreuth die meisten.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband mahnte ein dringendes Gegensteuern an, sonst drohe die Verelendung ganzer Landstriche.

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