„Wir sind ihr einfach zu unbequem geworden“
MÜNCHEN - Das hatte sich die Polit-Rebellin wohl ganz anders vorgestellt. Ihre neue Partei macht mehr negative als positive Schlagzeilen. Das Neueste: Gabriele Pauli will ihre Stellvertreter feuern – nach gerade mal vier Wochen.
Die Geister, die sie rief...: Die Pauli-Partei ist noch nicht mal einen Monat alt – und zerlegt sich bereits munter in teils bizzarren Querelen. Unter anderem wurde ein Vizelandeschef geschasst, weil er Paulis Sturz betrieb. Das neueste Kapitel: Die frühere CSU-Rebellin hat die beiden Vize-Bundesvorsitzenden ihrer Ämter enthoben. Doch die halten daran fest.
Gabriele Pauli teilte am späten Sonntag Abend mit, Sabrina Olsson und Michael Meier seien nicht mehr ihre Vize-Chefs: Sie hätten die Aufbau-Arbeit „extrem zu behindern versucht“. Vor allem die Unterstellung, es gebe „Korruption und Erpressung“, sei „ungeheuerlich und durch nichts belegt“, tobt Pauli. „Wir müssen jetzt diejenigen ausschließen, die die großartige Leistung vieler Mitglieder unterlaufen.“
Olsson und Meier weigern sich aber, ihre Plätze zu räumen. Pauli könne nicht eigenmächtig gewählte Parteifunktionäre rauswerfen, sagt die Grünwalderin Olsson. „Wir leben doch nicht mehr im Königreich!“ Gerade die „Freie Union“ habe sich doch Demokratie auf die Fahnen geschrieben. „Dazu gehört auch, dass man Beschlüsse akzeptiert. Vielleicht muss Frau Pauli das noch üben.“
Mit der Parteichefin zu reden sei leider nicht möglich, weil sich Pauli gegen ein Gespräch sperre, so die FU-Vizechefin. Sie und ihr Kollege Meier kündigten an, ihre Ämter weiter auszuüben: „Die FU steht am Scheideweg!“
Am 9. August soll nach Paulis Willen ohnehin die komplette Führungsspitze neu gewählt werden – mit der Begrünung, ihr seien zu viele Bayern im Vorstand. Das hält Olsson für vorgeschoben: „Wir sind ihr einfach zu unbequem geworden. Alles, was sie den anderen Parteien vorwirft, Stichwort Klüngel, das haben wir auch gesehen.“
Schon am Samstag hatte die Gründerin eingeräumt: „Es ist ein großer Unmut da, gerade bei meinen Stellvertretern. Die wollten ihre Posten genießen, und jetzt ist es schon wieder vorbei.“
Dies sind nur die neuesten, aber nicht die ersten Querelen in der vier Wochen alten Partei. In Hessen schmiss Vize-Chef Karl von Zeretzke hin, um seinem Rauswurf zuvorzukommen. Er hatte versucht, Pauli als Parteichefin abzusetzen, mit der Begründung, dass sie ihrer eigenen Bewegung schade. Zu diesem Zwecke habe er auch andere in die Partei geschleust. Und in Bayern musste Schatzmeister Bodo Sobik nach Neonazi-Vorwürfen die Partei verlassen.
Erst am Freitag hatte der Bundeswahlleiter die FU zur Bundestagswahl zugelassen. Aus ihrem Programm: „Wenn wir Zufriedenheit wollen, müssen wir auch Frieden mit uns selbst schließen.“
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