„Wir kämpfen bis zum logischen Ende“

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin ist vorerst nicht zur Waffenruhe mit Georgien bereit und will weiterkämpfen lassen – Georgiens Präsident Michail Saakaschwili hat zwar formell den EU-Plan akzeptiert und einen Waffenstillstand unterschrieben, die militärische Lage bleibt aber weiterhin unklar.
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Georgiens Präsident: Michail Saakaschwili.
dpa Georgiens Präsident: Michail Saakaschwili.

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin ist vorerst nicht zur Waffenruhe mit Georgien bereit und will weiterkämpfen lassen – Georgiens Präsident Michail Saakaschwili hat zwar formell den EU-Plan akzeptiert und einen Waffenstillstand unterschrieben, die militärische Lage bleibt aber weiterhin unklar.

TIFLIS/MOSKAU Propagandaschlacht im Kaukasus-Krieg: Georgiens Präsident Michail Saakaschwili hat formell den EU-Plan akzeptiert und eine einseitige Waffenruhe unterschrieben. Russland dagegen erklärt, dass er in Wahrheit seine Truppen weiterkämpfen lässt.

Regierungschef Wladimir Putin jedenfalls will weiterkämpfen lassen – „bis zum logischen Ende“, sagte er gestern sibyllinisch. In der Tat: Was er vorhat, ist die zentrale Frage. „Unser Problem besteht darin, dass wir nicht wissen, was Russland will“, so ein hoher US-Beamter.

Einsatz erfüllt?

Vor allem die EU ist derzeit intensiv um ein Ende des Kriegs bemüht. Die Außenminister von Frankreich und Finnland, Bernard Kouchner und Alexander Stubb, waren gestern in Tiflis. In ihrer Anwesenheit unterschrieb Saakaschwili die Waffenruhe. Der heikelste Teil ihrer Reise kommt aber noch: Am Abend reisten sie weiter nach Moskau. Zuvor besuchten sie zusammen die Stadt Gori – und mussten ausgeflogen werden, weil es zu gefährlich wurde.

Von Russland kommen verschiedene Signale. Präsident Dmitri Medwedew sagte, der Einsatz sei „größtenteils erfüllt“. Es gehe nur darum, Südossetien und Abchasien zu schützen. Der russische Generalstab dementierte, dass Georgien flächendeckend bombardiert wird. Dass die Stadt Gori immer noch bombardiert werde, liege daran, dass von dort aus immer noch Angriffe auf Südossetien erfolgen, dabei seien mehrere russische Soldaten ums Leben gekommen. Auch Putin warf Georgien vor, trotz der offiziellen Verlautbarungen aus Tiflis in Südossetien weiterkämpfen zu lassen.

„Sie wollen uns auslöschen!“

Auch die G7-Gruppe hat sich eingeschaltet: Sie forderte Russland dringend auf, eine Waffenruhe einzugehen. Danach sollten beide Seiten eine internationale Vermittlung in der Krise um die Konfliktregionen akzeptieren.

Unabhängige Berichte aus der Krisenregion gibt es derzeit nicht. Saakaschwili sagte, 50 Bomber hätten in der Nacht georgische Städte angegriffen. „Sie wollen uns auslöschen!“ Er warf Russland eine geplante Invasion vor. Die georgischen Behörden warnten in einem dramatischen Appell die Einwohner der Stadt Gori, dass womöglich ein Einmarsch der Russen bevorstehe, und riefen zur Flucht auf. Zehntausende machten sich in Panik auf den Weg.

Russland ist am Zug

Die militärische Lage war gestern unübersichtlich. Laut Berichten aus Tiflis nahmen russische Truppen einen Militärstützpunkt ein.

Umso hektischer die Aktivitäten der Diplomatie. Bei Nato, EU und USA zeichnete sich immer deutlicher ab, dass Georgien bei seiner Blitzoffensive in Südossetien offenbar fest mit einem militärischen Eingreifen auf seiner Seite gerechnet hatte. Bei der Nato fragt man sich, wie er zu so einer Fehleinschätzung kommen konnte. Selbst sein treuer Verbündeter Washington sagt Nein: „Jenseits von Diplomatie gibt es nichts Vorstellbares“, so ein hoher US-Beamter.

Nun kommt es auf Russland an: Nützt es die Gelegenheit, die Grenzen im Kaukasus tatsächlich neu zu ziehen? Oder macht es dabei halt, die georgischen Truppen aus Südossetien und Abchasien zu vertreiben? Oder will es die Botschaft transportieren: Wir könnten euch zermalmen, wenn wir wollten?

tan

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