„Wir gehen ins Herz der Finsternis“

Die Groß-Offensive „Muschtarak“ soll endlich die Wende in Afghanistan bringen. Doch es gibt schon wieder die ersten toten Zivilisten
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Nach dem Kampf um Mardschah: US-Soldaten behandeln in einem Medevac-Hubschrauber verletzte Taliban-Kämpfer. Foto: AP
az Nach dem Kampf um Mardschah: US-Soldaten behandeln in einem Medevac-Hubschrauber verletzte Taliban-Kämpfer. Foto: AP

Die Groß-Offensive „Muschtarak“ soll endlich die Wende in Afghanistan bringen. Doch es gibt schon wieder die ersten toten Zivilisten

KABUL „Muschtarak“ – Wendepunkt in Afghanistan? Am Wochenende hat unter diesem Namen die neue Groß-Offensive gegen die Taliban begonnen. Es ist nicht nur die größte seit 2001, sondern sie folgt einer ganz neuen Strategie – so, dass ein Abzug möglich wird.

„Wir gehen in das Herz der Finsternis. Es ist verdammt gefährlich da draußen“, bereitete der britische Oberstleutnant Matt Bazeley seine Einheit auf den Angriff vor. Binnen 24 Stunden stürmen die Truppen die Taliban-Hochburg Mardscha, eine 80000-Einwohner-Stadt in der Unruheprovinz Helmand. Man sei nur auf vereinzelten Widerstand gestoßen. Zur Operation „Muschtarak“ („Gemeinsam“) gehören 15000 Soldaten, erstmals sind mehr afghanische als ausländische Truppen bei einer solchen Operation im Einsatz.

27 Taliban und zwei Nato-Soldaten sterben in Mardscha – und zwölf Zivilisten, als eine Rakete ihr Haus traf. ISAF-Kommandeur Stanley McChrystal hatte den Schutz von Zivilisten als oberste Priorität ausgegeben. Auch deswegen war der Angriff vorher angekündigt worden. McChrystal entschuldigte sich umgehend beim afghanischen Präsidenten für den Fehltreffer.

Die neue Strategie heißt aber vor allem: bleiben. Bisher war es oft so, dass die US-Truppen einen Ort eroberten, die Taliban vermieden einen direkten Schlagabtausch und tauchten unter. Kaum waren die Truppen wieder weg, füllten die Radikalen das Machtvakuum und rächten sich an allen, die mit den Soldaten kooperiert hatten. „Diesmal haben wir eine komplette Regierung dabei“, sagt McChrystal: ein Team aus afghanischen Beamten, die die Stadtregierung bilden sollen, plus 1900 Polizisten.

Das findet vorsichtigen Beifall in der Bevölkerung. Abdul Wali, der aus der Stadt geflüchtet ist, klagt über frühere Offensiven: „Es war, als ob man eine medizinische Operation durchführt, danach aber keine Artzney zur Heilung verschreibt. Natürlich braucht man dann bald wieder eine neue Operation.“ tan

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