Wir brauchen die Quote
Die AZ-Chefreporterin Lokales, Tina Angerer, über die Frauenquote
Schön, dass nicht alle CDU-Frauen vor einer Frauen- und Familienministerin kuschen, die weder Frauen noch Familien unterstützt. Der Bundesrats-Vorstoß von Saarland und Sachsen-Anhalt für die Quote ist gut. Wenn auch der Frauenanteil in Aufsichtsräten für die Frauen dieses Landes nur ein Symbol sein kann. Tun müsste sich viel mehr.
Für eine Frau ist die Quote ein heikles Thema: „Möchtest du einen Job bekommen, nur weil du eine Frau bist?“, wird man gefragt. Natürlich will man einen Job, weil man ihn stemmen kann. Nur das alleine reicht eben oft nicht, um ihn zu kriegen. Auch Männer bekommen Jobs ja nicht nur wegen der Qualifikation. Da zählen immer auch Seilschaften und persönliche Vorlieben. Ist jeder Vize schlecht, nur weil er der Spezl vom Chef ist? Natürlich nicht. Eine Quotenfrau ist auch nicht automatisch schlecht.
Frauen, vor allem die mit Familie, haben erst dann gleiche Chancen, wenn sich die Arbeitskultur ändert. Wenn pure Präsenz nicht mehr mit Leistung verwechselt wird. Wenn alte Machtrituale nicht mit effizienter Arbeit verwechselt werden.
Nur: Wer soll mit dem Märchen aufräumen, dass eine Führungskraft nur dann gut ist, wenn sie bis 22 Uhr so tut, als sei sie unverzichtbar? Wer soll familienfreundliche, flexible Arbeitszeiten, Teilzeit- und Heimarbeit fördern? Die Männer tun es zu wenig. Das müssen Chefinnen tun. Und damit sie überhaupt Chefinnen werden, brauchen wir, so sieht es leider aus, die Quote.
- Themen: